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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Uffington hinabblickte. Ravi fuhr daran vorbei, hinauf zu der Stelle, wo man einen grandiosen Blick über die Lambourn Downs und zu den »dunklen Burgen« hatte – den langgestreckten Wäldern, derentwegen er gekommen war und die selbst jetzt im hellen sommerlichen Licht bedrohlich wirkten. Das nächstgelegene Gehölz erstreckte sich oberhalb eines der wichtigsten Gestüte für Renn- und Sprungpferde, dem von Nicky Henderson, dem Patensohn des verstorbenen Feldmarschalls Viscount Montgomery of Alamein.
    Wie alle anderen der fünf schmalen Waldabschnitte war auch dieser einige Hundert Meter lang und keine 100 Meter breit. Im Unterschied zu den anderen aber fehlte es hier an Abgeschiedenheit, denn die Straße hinunter zum Dorf Lambourn führte direkt daran vorbei.
    Ravi hielt den Wagen an und starrte nach Westen. Links vor ihm, hoch über den Downs, lag ein Gehölz nahe einer von vielen Trainern benutzten Galoppstrecke. Direkt vor ihm, keine zwei Kilometer entfernt, ragten auf den Hügeln über Kingston Warren zwei weitere auf. Unten aber, am gegenüberliegenden Ende des hektargroßen Gebiets, das Henry Candy und seiner Familie gehörte, lag ein Gehölz in einem schmalen Tal, das vom Haus des Trainers nicht einsehbar war.
    Ein einsamer Fleck an der Grenze zwischen den Gestüten von Henderson und Candy, die beide mit dem Hamas-Oberbefehlshaber nichts zu tun hatten. Absolut perfekt, um das Feintuning für das geplante Attentat vorzunehmen.
    Ravi fuhr den Hügel hinunter und stellte den Audi ab. Er nahm seinen braunen Lederkoffer heraus, ließ Shakira auf dem Beifahrersitz, ging zum Ende des Wäldchens und studierte einige Minuten lang die Landschaft, kletterte dann über das Tor und trat in den Wald. Es war ein Uhr, Sonntag, Essenszeit. Eine Zeit, die nach allem, was er noch über England wusste, für Männer, die während der Rennsaison sieben Tage die Woche arbeiteten, heilig war. Er würde nicht gestört werden.
    Er ging in die Mitte des Waldes und wählte seine »Schießbahn« aus. Mit einem kleinen Nagel befestigte er eine von Mr. Kumars Zielscheiben am Stamm einer alten Eiche, etwa 60 Zentimeter über dem Boden, damit er eine geneigte Schussbahn hatte. Dann ging er 60 Schritte zurück.
    Er baute das Gewehr zusammen, setzte den Schalldämpfer auf und schob eine Übungspatrone in den Verschluss. Er sah durch das Zielfernrohr und nahm an den Schrauben, mit denen das Fadenkreuz eingestellt werden konnte, zwei kleine Nachjustierungen vor. Da er, anders als in seinem Büro, die Waffe nirgends auflegen konnte, lehnte er sich gegen einen Baum und drückte den Abzug durch. Der Schuss war kaum zu hören. Mit dem Gewehr in Händen ging er die 60 Schritte zur Zielscheibe. Die Kugel hatte die Scheibe etwa sieben Zentimeter links von der Mitte durchbohrt.
    Er ging zurück und justierte erneut das Zielfernrohr. Dann gab er einen weiteren Schuss ab – und noch einen und noch einen. Aber noch immer lag er leicht links. Erneutes Nachjustieren. Drei weitere Schüsse, diesmal lag er ein Stück zu weit rechts.
    Weitere 20 Minuten mühevollen Nachjustierens, hin und her auf seiner im Schatten liegenden, heimlichen Schießstätte, wo er nicht gesehen und nicht gestört wurde.
    Schließlich war er zufrieden. Er nahm die beiden zerfransten Zielscheiben ab und hängte die letzte an den Baum. Wieder ging er zurück, lehnte sich an den Baum, zielte und feuerte. Diesmal brauchte er nur einen Schuss.
    Er kehrte zur Zielscheibe zurück, die völlig unberührt aussah bis auf das kleine, runde Loch, 7,62 Millimeter im Durchmesser, exakt im Zentrum der Scheibe. Wenn er das nächste Mal das SSG abfeuerte, würde die Kugel Arnold Morgan den Schädel zertrümmern, Metall, das die Knochen splittern ließ und dem großen Mann das Gehirn wegblies. Er würde sofort tot sein. Ravi war überzeugt, dass er nicht verfehlen würde.
    Langsam zerlegte er das Gewehr, packte die Einzelteile mit größtmöglicher Sorgfalt in den Koffer und schloss ihn. Er hatte gute Arbeit geleistet. Der lange Wald am Ende von Henry Candys Galopprennbahn würde sein Geheimnis bewahren, und Ravi hoffte, Mr. Kumar würde es genauso halten.

KAPITEL ELF
     
    Montag, 30. Juli
London
     
    General Rashud war fast den gesamten Juli über von der Außenwelt abgeschnitten. Vor allem bekam er keinerlei Informationen aus den Vereinigten Staaten. Auch Shakira wusste nach dem Tod von Matt Barker nichts darüber, welche Wellen ihr Verbrechen in Amerika geschlagen und ob irgendjemand ihre Tat

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