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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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sich im Fernsehen die King George VI and Queen Elizabeth Stakes in Ascot an, die zum wiederholten Mal von einem Iren gewonnen wurden, einem kastanienbraunen Einjährigen, der vom Champion-Hengst Galileo aus Coolmore abstammte.
    Shakira, nur mit einem Ohr dabei, hörte plötzlich das Wort »Coolmore« und sprang fast von ihrem Stuhl. »Da bin ich gewesen!«, rief sie aus.
    »Wo? In Ascot?«, fragte Ravi.
    »Nein, in Coolmore«, sagte sie. »Ich hab es besucht, als ich in Irland auf dich gewartet habe.«
    »Hast du den großen Galileo gesehen? Sein Sohn hat soeben dieses Rennen gewonnen.«
    »Na ja, ich war nicht auf dem Gestüt, aber ich hab die großen Tore gesehen und die Landschaft, wo die Pferde leben. In Tipperary.«
    Wie jeder, der sich auch nur beiläufig für den Pferdesport interessierte, wusste Ravi natürlich alles über Coolmore. »Wie um alles in der Welt bist du denn dort hingekommen?«, fragte er grinsend.
    »Ich hab im Hotel in Dublin jemanden kennengelernt, dem ein Stutenfüllen gehört hat. Ich glaub, es ist dort geboren«, erwiderte sie. »Und es war ihm sehr wichtig, dass ihr Bruder, der heißt Easter Rebel, die Irish Stakes oder so gewinnt.«
    »Das Irish was?«
    »Irish noch was. Ich weiß es nicht mehr. Aber es war ihm sehr wichtig.«
    »Das muss in der ersten Juliwoche gewesen sein. Wahrscheinlich war es das Irish Derby.«
    »Derby, genau. Er wollte, dass Easter Rebel das Irish Derby gewinnt.«
    »Und hat er es gewonnen?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Ravi lachte. »Na, so sehr kann dir an Pferderennen nicht gelegen sein«, sagte er. »Sonst hättest du bestimmt daran gedacht, dich zu erkundigen, wie Easter Rebel sich geschlagen hat.«
    »Ich sag dir, woran ich mich noch erinnern kann«, gab sie zurück. »Easter Rebel stammt ebenfalls von diesem Typen mit seinem Fernrohr ab – wie heißt er gleich noch? Galileo.«
    »Im Ernst? Na, dann solltest du wirklich wissen, ob Rebel gewonnen und deinen neuen Freund zu einem reichen Mann gemacht hat.«
    »Wie kann ich das herausfinden?«
    »Ich mach es für dich. Wenn ich den Laptop dort drüben auf dem Sideboard benutzen darf.«
    Ravi ging hinüber und klappte den Deckel hoch. Bei der Google-Suche stieß er auf eine Seite der Racing Post . Er gab den Namen »Easter Rebel« ein und erfuhr nach wenigen Sekunden, dass der Einjährige beim Irish Derby im Fotofinish um eine Kopflänge geschlagen worden war.
    »Er hat knapp verloren«, sagte er Shakira und deutete mit Daumen und Zeigefinger einen Abstand von etwa einem Zentimeter an. »Um so viel.«
    »Der arme Mr. O’Donnell, da wird er aber traurig sein«, sagte sie.
    »Bestimmt nicht. Er wird sein Fohlen trotzdem gut verkaufen, die meisten Züchter werden froh um ein Füllen sein, das die Schwester eines Einjährigen ist, der beim Irish Derby nur im Fotofinish geschlagen wurde. Der Mann muss dir nicht leidtun.«
    »Gut, tut er nicht.«
    »War dieses Füllen auch von Galileo?«
    »Das weiß ich nicht mehr«, sagte sie gedankenverloren und blätterte in einer Modezeitschrift.
    Ravi lächelte und musste an seinen Vater denken, den Mann, der in den Medien immer als der »Schiffstycoon und Pferdezüchter« bezeichnet wurde. Er vermisste seine Familie, war sich aber sicher, dass sie wussten, was er getan und welche Schande er über sie gebracht hatte. Hochverrat, Desertion, Mord. Mein Gott! Er wagte kaum, selbst daran zu denken.
    Am Spätnachmittag zog sich Ravi in seine Suite zurück, während sich Shakira im Fernsehen eine Sitcom ansah. Er klappte den Lederkoffer auf, nahm die Bestandteile des Gewehrs heraus und begann in Gedanken mitzuzählen, während er es zusammensetzte.
    Dann zerlegte er die Waffe, zählte erneut mit und verstaute die Einzelteile wieder im Koffer. Er hatte 28 Sekunden zum Zusammenbau gebraucht und 24, um es zu zerlegen. Die 28 spielten keine Rolle, aber die 24 waren ein kritischer Wert: Es dauerte zu lang. Von dem Augenblick an, an dem er die tödliche 7,62-mm-Patrone auf den ungeschützten Kopf des Admirals abfeuerte, zählte jede Sekunde. Denn ab diesem Zeitpunkt befand er sich im kritischen Abschnitt der Operation, seiner Flucht.
    24 Sekunden, fast eine halbe Minute. Er musste mit amerikanischen Geheimdienstagenten rechnen, mit Londoner Polizisten, möglicherweise sogar militärischem Personal, das sich um das Ritz aufhielt. Wenn sie auch nur ahnten, woher die Kugel stammte, würden sie in nicht mal 15 Sekunden die Piccadilly überquert haben und das Gebäude stürmen, in dem sich

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