Bis zum bitteren Tod (German Edition)

mit Admiral Morgan in Verbindung gebracht hatte.
    Niemand von der Hamas hatte gewagt, einen der beiden über Handy anzurufen. Die Kontaktperson des Generals in den Vereinigten Staaten, Ahmed, jordanischer Kulturattaché in Washington, D. C. wusste natürlich von dem Aufruhr, den Shakira in Brockhurst angezettelt hatte, bislang aber war es ihm nur möglich gewesen, das Hamas-Hauptquartier in Gaza davon zu unterrichten.
    Da sich General Rashud zu jenem Zeitpunkt unter Wasser im Mittelmeer aufhielt, war es a) nahezu unmöglich, b) unklug und c) völlig unnötig, ihn auf einer nicht unbedingt abhörsicheren Satellitenverbindung über das Treiben seiner Frau auf der anderen Atlantikseite in Kenntnis zu setzen.
    Ravi operierte daher völlig im Dunkeln. Er hatte keinerlei Ahnung, ob in den USA jemand wusste, dass Admiral Morgan sich in Gefahr befinden könnte. Natürlich hatte ihm Shakira in allen Einzelheiten erzählt, was vorgefallen war, allerdings hatte sie Brockhurst schon weit hinter sich gelassen, als der tote Matt Barker gefunden worden war; und bevor die Washingtoner Presse ihr Verschwinden zum Thema machte, war sie bereits auf der anderen Seite des Atlantiks.
    Dem General stellten sich daher gravierende Fragen: Welche Sicherheitsvorkehrungen wurden für die Reise des Admirals getroffen? Wie viele Agenten aus den USA würden ihn begleiten? Wie standen die Briten dazu? Waren sie gebeten worden, besondere Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen? Würde Admiral Morgan von CIA-Leuten umgeben sein? Würde er bei der Ankunft von einem Scotland-Yard-Team empfangen werden, das bei drohender Gefahr nicht lange fackelte?
    Vor allem aber: Wie lange blieb der Admiral im Ritz? Wie viel Zeit hatte Ravi? Wenn etwas dazwischenkam, wo würden er und Shakira den Admiral und Kathy Morgan als Nächstes aufspüren können?
    Die Antworten darauf konnte er nur mutmaßen. Sie mussten davon ausgehen, dass Shakira enttarnt worden war. Das FBI hatte sicherlich jeden in Brockhurst befragt, der sie gekannt hatte, darunter also auch Mrs. Gallagher. Für den Admiral würden folglich enorme Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Und die CIA hatte 100-prozentig Kontakt mit den britischen Behörden aufgenommen, damit dem engsten persönlichen Berater des Präsidenten, dem Mann, der ihn mit an die Macht verholfen hatte, nichts zustieß.
    Der schlechteste Zeitpunkt für das Attentat würde die Ankunft sein. Wenn die Vorkehrungen auch nur entfernt dem entsprachen, womit er rechnete, würde er unmöglich zuschlagen und unerkannt entkommen können. Überall war mit Polizisten zu rechnen, natürlich auch auf Motorrädern, denen früh am Morgen im leichten Verkehr kaum Hindernisse im Weg standen. Der Gedanke, von motorisierten Polizisten mit heulender Sirene über den nahezu verlassenen Berkeley Square gejagt zu werden, gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Arnolds Ankunft war wichtig, aber nur zur Beobachtung. Von den Bildern in den Zeitungen wusste er, wie der Admiral und Kathy aussahen. Bei ihrer Ankunft im Ritz war jedoch mit einem Menschenauflauf zu rechnen, mit Gedränge und Gewühl und vielen Beamten, die in höchster Alarmbereitschaft waren.
    Es wäre verhängnisvoll, wenn er einen Schuss abgeben, verfehlen und jemand anderen treffen würde. Sofort wäre jedes Gebäude in der Nähe von der Londoner Polizei umstellt. Ein zweiter Schuss käme sowieso nicht mehr infrage.
    Außerdem musste er damit rechnen, dass die Polizei sämtliche Bürogebäude in der Umgebung des Ritz durchsuchte. Man würde keinerlei Mühe scheuen, so viel war klar. Denn wenn Arnold Morgan in London etwas zustieße, würden Polizei und Sicherheitskräfte dafür unweigerlich verantwortlich gemacht werden.

ARNOLD MORGAN BEI ATTENTAT ERMORDET
     
    Warum waren die Sicherheitsvorkehrungen so lasch?
     
    Nur zu gut konnte sich Ravi den Aufschrei der Medien vorstellen. Daher erwartete er sowohl für heute, Montag, und morgen früh, wenn der Admiral eintreffen sollte, ein gewaltiges Polizeiaufgebot. Er musste die Nerven behalten und sich, wenn es nicht zu vermeiden war, als finnischer Marketingexperte, der ruhig seinem Geschäft nachging, befragen lassen.
    Aber es war keinesfalls der Zeitpunkt, um auf Arnold Morgan anzulegen. Ravi würde dann auf ihn schießen, wenn der Admiral mit Kathy das erste Mal das Hotel verließ. Denn dann, wenn sie zum Shoppen oder zum Sightseeing aufbrachen, würde eine wesentlich entspanntere Atmosphäre herrschen. Auf einer Skala von eins bis zehn würde die