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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Hotels umgeben hatten. Sie waren allesamt über einsachtzig groß, größer als Morgan, und – zumindest diese Gewissheit hatte dieser Morgen bislang gebracht – wenigstens einer von ihnen würde vor Arnold und Kathy aus dem Hotel kommen.
    Wie der Admiral selbst hatten alle vier Agenten das Haar kurz geschnitten. Einer war im Grunde kahl, einer ein Schwarzer, die anderen beiden hatten helle Haut und helles Haar.
    Die US-Botschaftswagen waren nicht mehr zu sehen, in der Arlington Street vor dem Blue Post aber stand noch ein Streifenwagen. Am Fuß der Treppe sprach der Türsteher mit einem uniformierten Polizisten.
    Ravi vermutete, dass die Scharfschützen noch immer auf dem Dach des Gebäudes waren. Morgans Wagen würde wahrscheinlich per Telefon gerufen werden, wenn der Admiral das Ritz verließ, und die Sicherheitsleute würden sicherstellen, dass er und seine Frau so schnell wie möglich in den Wagen stiegen. Eines war also klar: Sein Zeitfenster würde sehr kurz sein, allerdings würde er mit weniger Personen rechnen können.
    Es war erst acht Uhr, die ersten Büroangestellten kamen ins Gebäude. Ravi hörte den Aufzug, der knarrte, wenn er nach oben fuhr, aber kein Geräusch von sich gab, wenn er nach unten unterwegs war. Wenn die beiden Polizisten, die sich vermutlich auf dem Dach befanden, mit dem Aufzug abgerückt waren, hätte er es nicht mitbekommen.
    Reggie wusste nicht, dass sich Ravi im Gebäude aufhielt. Keiner wusste es. Das letzte Bild, das Reggie von Mr. Fretheim im Gedächtnis hatte, stammte vom Tag zuvor und zeigte einen Mann in einem weiten dunkelblauen Trainingsanzug mit Turnschuhen und einer Sporttasche. Bei Operationen wie dieser hing vieles von Bildern ab. Sie beeinflussten die Erinnerung, beeinträchtigten die Wahrheit und verzerrten die Wirklichkeit.
    Ravi schenkte sich seinen letzten Kaffee ein und aß die letzten beiden Hühnchen-Sandwiches. Er tat es vor dem Fenster, an das er den Schreibtischsessel geschoben hatte. Als er sich erhob, löste er den Fensterriegel und schob das altmodische Fenster in die Höhe, bis der untere Teil ganz oben war.
    Falls die Sicherheitsleute die Gebäudefassade beobachteten, würde ihnen das offene, ganz nach oben geschobene Fenster nicht auffallen. Er befestigte die Jalousie, damit der leichte Südwestwind die Lamellen nicht zum Klappern brachte.
    Während Arnold und Kathy schliefen, traf Ravi seine letzten Vorbereitungen. Ihm wurde klar, dass die Amerikaner möglicherweise erst nach dem Mittagessen das Hotel verließen, vielleicht sogar erst am Tag darauf. In dieser Zeit würde er Gefangener in seinem Büro sein. Um 10.30 Uhr beschloss er, sich umzuziehen, um danach wieder seine Position am Fenster einzunehmen. Ab dann würde er sich nicht mehr vom Fleck rühren.
    Er legte Trainingsanzug und Turnschuhe ab, zog einen dunkelgrauen Anzug aus der Tasche, ein neues Hemd, eine Krawatte und glänzend schwarze, bequeme Schuhe. Sorgfältig zog er sich an und hängte das Jackett über die Stuhllehne. Bis auf den Aktenkoffer stopfte er alles in seine Sporttasche, die er hinter die Bürotür gestellt hatte.
    In den Anzugtaschen hatte er Bargeld, einen auf den Namen Michael Barden ausgestellten britischen Führerschein und einen entsprechenden britischen Pass. Als Geburtsort war Maidstone, Kent, angegeben. In der Brieftasche steckte eine American-Express-Karte auf den gleichen Namen, das Konto dazu, falls sich jemand die Mühe machen sollte, es zu überprüfen, lautete auf den Attaché in der jordanischen Botschaft in Paris. Kreditlimit: 100 000 Euro.
    Er würde nur die Sporttasche loswerden müssen. Er ließ den Aktenkoffer auf dem Schreibtisch aufschnappen, nahm den Lauf des SSG 69 heraus und begann das Gewehr zusammenzusetzen. Liebevoll strich er über die Teile dieses Instruments seiner heiligen Mission. Alles passte perfekt zusammen.
    Er lud die sechs mit silberlegierten Projektilen versehenen Patronen, fünf ins Magazin, eine in den Verschluss. Er steckte das Zielfernrohr auf und schraubte den Schalldämpfer an, wiegte die Waffe in den Händen und lächelte bei dem Gedanken an die letzten Schüsse, die er im Wald in Oxfordshire abgegeben hatte. Wenn er freie Schusslinie bekam, würde er mit diesem Gewehr nicht verfehlen.
    Es wurde elf Uhr, noch immer saß er regungslos vor dem Fenster, starrte auf den Eingang zum Ritz, beobachtete das Kommen und Gehen der Hotelgäste, die über die sechs Stufen schritten. Taxis fuhren vor, Taxis fuhren ab. Chauffeure stiegen aus,

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