Bis zum bitteren Tod (German Edition)
auf und schlug die Richtung nach Süden ein, zurück zum Eaton Square und dann links zum Buckingham Palace. Von dort bog er in den Birdcage Walk ein und dann zu den Horse Guards, dem riesigen militärischen Paradeplatz im Schatten des Admiralitätsgebäudes am Ende des St. James’s Park.
An der nördlichen Ecke signalisierte er dem Botschaftswagen anzuhalten. Der Helikopter würde jeden Moment eintreffen.
Kathy Morgan auf dem Rücksitz klammerte sich verängstigt an den Arm des Admirals. »Sie hätten dich umbringen können, mein Lieber«, wiederholte sie immer und immer wieder. »Sie hätten dich umbringen können.«
Arnold selbst fasste es eher gelassen auf. »In meinem Gewerbe muss man mit so was immer rechnen. Für uns zählt nur, dass sie danebengeschossen haben. Für die Familie von Big George ist das natürlich eine Tragödie. Ich bin dem Tod so einige Mal von der Schippe gesprungen, aber ich muss gestehen, so knapp wie diesmal war es noch nie.«
Auf Kathys Frage, wie ihre Pläne nun aussahen, antwortete Arnold entschieden wie immer: »Na ja, in ein paar Tagen werden wir nach Schottland fahren und uns mit Iain MacLean treffen. Die restliche Zeit wollte ich eigentlich in London verbringen, aber, zum Teufel noch mal, dann machen wir uns eben ein paar schöne Tage auf dem Land. Ich bin mir sicher, wir finden irgendwas in einer kleinen Ortschaft an der Themse. Iain übernachtet auch immer dort, wenn er in den Süden kommt. Irgendwo in der Gegend liegt sein Lieblingsrestaurant.«
Arnold zückte sein Handy, wählte eine Nummer und verlangte, zum US-Botschafter am Grosvenor Square durchgestellt zu werden. Als sich seine alte Freundin und ehemalige Mitarbeiterin des Weißen Hauses, Sandra King, meldete, bat er sie, für ihn dieses Restaurant ausfindig zu machen und anzufragen, ob er für ein paar Nächte noch Zimmer haben könnte.
Wie von der Sekretärin eines der wichtigsten US-Botschafter nicht anders zu erwarten, rief sie zehn Minuten später zurück und sagte, das Lokal nenne sich The Leather Bottle, flussabwärts von Wallington an der Goring Reach gelegen. Sie habe dort für ihn und Kathy reserviert, zwei Nächte im neuen Brautgemach.
»Braves Mädchen«, sagte Arnie.
Die Polizei stürmte unterdessen Ravis Bürogebäude. Reggie wurde angewiesen, die Tür zu verriegeln. »Keiner verlässt das Gebäude, bis wir fertig sind«, sagte der Detective Sergeant der Metropolitan Police. »Wir müssen mit jedem Mieter, jedem Angestellten jeder Firma reden, die hier Räumlichkeiten hat.«
Sie begannen mit dem Erdgeschoss und befragten alle, die sich dort aufhielten. Im ersten Stock waren drei Büros verschlossen, die Polizisten aber sprachen mit allen Anwesenden. Im dritten Stock war Ravis Büro abgesperrt. Als sie im obersten Stock angelangt waren, hatten sie alle befragt bis auf jene in den sieben versperrten, unbesetzten Büros.
Der Detective Sergeant fragte Reggie, ob sie die verschlossenen Räumlichkeiten betreten könnten, worauf Reggie meinte, er werde die Schlüssel holen, wäre sich aber sicher, dass alles in Ordnung sei. Als er die Tür zu Mr. Fretheims Büro aufsperrte, überraschte ihn nur, wie leer das Zimmer aussah.
Er war während der Arbeitszeit des Finnen nie hier gewesen, hatte aber stillschweigend angenommen, den üblichen Bürokram vorzufinden, Computer, Notizblöcke, Stifte, Bücher, Ablagen, vielleicht einige Kaffeetassen oder eine Kaffeemaschine. Aber nichts von alledem war hier.
Fragend sah ihn der Detective an. »Wie lange war dieser Typ schon hier?«
»Eine Woche oder so«, erwiderte Reggie. »Schien mir ganz in Ordnung zu sein. Ich hab ihn gestern gegen Mittag gesehen. Im Trainingsanzug, meinte, er wolle später noch joggen gehen. Wahrscheinlich im Park.«
»Wie sah er aus?«
»Jugendlich. Um die dreißig. Blond. Oberlippen- und Ziegenbärtchen. Brille. Nicht sehr groß – kleiner als eins achtzig. Hat mit finnischem Akzent gesprochen.«
»Sie wissen, wie sich ein finnischer Akzent anhört?«, fragte der Polizist.
»Natürlich nicht. Hab mich ja noch nie mit einem unterhalten. Außer mit dem Weihnachtsmann – und mit Mr. Fretheim.«
»Was ich meine, Reggie – war es ein finnischer Akzent, oder hätte es auch ein französischer oder deutscher oder arabischer sein können?«
»Okay, Chef, es hätte alles sein können. Ich hab einfach angenommen, dass es Finnisch ist, weil er sagte, dass er aus Finnland kommt.«
Der Detective lächelte. »Sonst noch was über
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