Bis zum bitteren Tod (German Edition)
die letzten beiden Motorradfahrer als Nachhut. Keine Sirenen, nur auf den führenden Motorrädern blinkte das Blaulicht.
Der Konvoi näherte sich schnell Westlondon. Noch herrschte wenig Verkehr, bis zum Acht-Uhr-Stau war noch einige Zeit. Es kam zu keinerlei Stockungen, bis sie die große Kreuzung Cromwell Road und Earls Court Road erreichten. Hier verlangsamte sich alles.
Sobald sie die Kreuzung passiert hatten, schalteten die Motorradfahrer ihre Sirenen an, was die Londoner Autofahrer dazu veranlasste, links heranzufahren und dem Konvoi den Weg nach Knightsbridge freizumachen.
Sie bogen rechts auf den Beauchamp Place ein, dann ging es geradeaus Richtung Belgrave Square. Shakira, die aus ihrem Schlafzimmerfenster blickte, sah die Kolonne vorbeikommen, aber sie dachte nicht an den Terroristenjäger Arnold Morgan, sondern an seine Frau, die Tochter ihrer Freundin Emily, die attraktive Dame aus Washington, die am Tag zuvor Kipper in Brockhurst abgeliefert haben musste.
Shakira befiel Traurigkeit; nicht so sehr wegen des Schmerzes, den ihr Mann der Familie zufügen würde, sondern wegen ihres eigenen verlorenen Lebens, in dem es keine Normalität, keine Ruhe und kein Glück gab. Vielleicht würde Ravi am heutigen Tag Arnold Morgan erschießen. Shakira jedoch wurde von der Angst erdrückt, dass, wo immer der Admiral fallen würde, eines Tages auch Ravi fallen musste.
Als der Konvoi verschwunden war, wandte sie sich ab, und Tränen liefen über ihr Gesicht.
… Führe uns den rechten Weg …
und nicht den Pfad jener, über die Du zürnst oder die in die Irre gehen!
Der Konvoi verließ den Belgrave Square nach Süden und wandte sich dann nach Osten in Richtung der endlosen hohen Mauern des Buckingham Palace. Er fuhr an den Royal Mews vorbei und an der Bildergalerie und bog, noch immer mit hoher Geschwindigkeit, in die Mall ein.
Sie passierten Clarence House, das Domizil von Prinz Charles, an der nächsten Ampel ging es nach links, vorbei am St. James’s Palace, und dann durch die St. James’s Street nach Norden.
Kurz vor der Piccadilly Street bog der Konvoi plötzlich nach links in die Bennett Street. Nachdem der Konvoi vorbei war, traten zwei Polizisten, die jeweils eine Maschinenpistole über die Schulter geschlungen hatten, vom Gehweg und zerrten drei Verkehrsleitkegel über die Zufahrt zur Straße.
Am Blue Post Pub, in dem zu dieser frühen Morgenstunde nichts los war, bog der Konvoi nach rechts in die schmale Arlington Street ab und kam vor dem Ritz zum Stehen. Die beiden Motorräder an der Spitze und der erste Streifenwagen fuhren einige Meter weiter, so dass Arnold Morgans Wagen direkt vor den sechs weißen Steinstufen halten konnte.
In derselben Sekunde waren die amerikanischen Sicherheitsleute auf dem Gehweg. Die Motorräder verteilten sich strategisch. Im Moment war die Zufahrt zur Straße an beiden Seiten blockiert. Arnolds vier Leibwächter eilten sofort zur linken hinteren Wagentür und drängten sich um den Admiral, als er ausstieg.
Zwei von ihnen deckten ihn nach rechts, die anderen beiden nach links ab. Vier Polizisten bildeten die gleiche Formation um Kathy, als sie hinten rechts ausstieg und vorn um den Wagen herumging, um zum Admiral aufzuschließen. Die acht Leibwächter bildeten eine Art Rugby-Gedränge um das Paar, als es die Stufen zum Hotel hinaufschritt.
General Rashud presste sich das präzise eingestellte Zielfernrohr ans linke Auge. Er sah alles mit unglaublicher Schärfe. Ein Kopfschuss auf den Admiral wäre so gut wie unmöglich gewesen. Viel zu viele Leute. Neben dem Acht-Mann-Gedränge um die amerikanischen Gäste gab es noch die beiden Türsteher. Ravi zählte insgesamt zwölf Personen auf den Stufen. Die beiden Leibwächter, die sich dicht rechts vom Admiral aufhielten, verdeckten ihn fast vollständig. Was natürlich genau so beabsichtigt war.
Er hätte, schätzte Ravi, zwei Zeitfenster von vielleicht jeweils zwei Sekunden gehabt, in denen er einen Schuss hätte riskieren können. Aber es war viel zu unsicher. Der beste Scharfschütze der Welt hätte damit rechnen müssen, das Ziel zu verfehlen und einen anderen zu treffen.
Ravi Rashud war vielleicht sogar der beste Scharfschütze der Welt, angesichts der Szene, die sich unter ihm abspielte, hätte er jedoch nie gewagt, den Abzug durchzuziehen. Es würde bessere Gelegenheiten geben.
Kurz war der Admiral in sein Blickfeld gelangt. Er war kein großer Mann, aber von kräftiger Statur. Ravi erhaschte sein stahlgraues
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