Bis zum bitteren Tod (German Edition)
zu beruhigen nach all der Aufregung am heutigen Tag.
Gelegentlich kamen Boote vorbei, die auf dem Weg zur Schleuse in Goring waren. Die Themse war hier ungewöhnlich breit. Enten schwammen am Flussufer, und der Ausblick im sich ständig verändernden Abendlicht war einfach herrlich.
Kathy hatte den Admiral selten in sanfterer Stimmung erlebt.
»Jimmy hat Recht gehabt, nicht wahr?«, sagte sie.
Der Admiral nahm einen großzügigen Schluck. »Ja«, erwiderte er. »Jimmy hat Recht gehabt. Diese clevere kleine Scheißer.« Selbst wenn er einen Irrtum eingestehen musste, holte Arnold noch zu einer letzten Breitseite aus.
»Alles, was ihm so durch den Kopf gegangen ist – du weißt schon, das Mädchen in Brockhurst, der Mord in Irland, das U-Boot. Das hat alles gestimmt, das hatte alles miteinander zu tun?«
»Klar«, stieß der Admiral hervor. »Das hat alles gestimmt, einfach alles. Seine Schlussfolgerungen, die waren etwas voreilig, aber das Ergebnis war richtig.« Er nahm einen weiteren großzügigen Schluck vom Corton-Charlemagne. »Anfängerglück, in gewisser Weise«, fügte er hinzu.
»Arnold!«
»Na ja, er hat ja noch nie an einem Fall wie diesem gearbeitet. In dem zivile und militärische Stellen beteiligt sind. Und er hat ihn gelöst, bevor er überhaupt zu einem Fall geworden ist.«
»Sehr clever«, sagte Kathy.
»Ein Zufall war das, ein gottverdammter Zufall«, brummte der Admiral. »Er hat doch nichts als ein paar Hinweise gehabt, für mehr als einige wilde Vermutungen haben die doch nicht gereicht.«
»Meinst du, er ist ein Genie?«
»Wahrscheinlich«, grummelte Arnold. »Aber damit du es weißt, ich hab diesen kleinen Hurensohn erst hochgebracht. Wäre ich nicht gewesen, würde er noch in der Poststelle arbeiten.«
»Arnold, es gibt Zeiten, da muss man sich für dich einfach schämen. Jimmy ist der Sohn eines Admirals und hochrangigen Diplomaten. Er ist bereits als hochgelobter Geheimdienstoffizier zur NSA gekommen. Und er ist einer der jüngsten Lieutenant Commander in der Geschichte der US-Navy. Er hat sich nicht von der Poststelle hochgearbeitet.«
»Das war natürlich nur metaphorisch gemeint«, sagte Arnold und fügte etwas gespreizt hinzu: »Es ist mir schon immer suspekt gewesen, wenn sich jemand so altklug gibt.«
»Großer Gott!«, sagte Kathy. »Ich kenne keinen, der altklüger wäre als du. Was du wahrscheinlich schon immer gewesen bist.«
Arnold lachte. »Also gut. Jimmy war mir in der Sache voraus. Ich bin zu alt, ich habe den Biss verloren. Wie bei Sokrates und Plato. Der Schüler überholt den Lehrer.«
»Ach, geh mit dir nicht zu hart ins Gericht, Liebling«, erwiderte sie. »Was ich wirklich wissen will: Meinst du, der Londoner Attentäter versucht es noch einmal?«
»Na ja, jetzt weiß er doch nicht, wo wir sind, oder? Deine Mom hat Carla vom Ritz erzählt, da ist er aufgetaucht. Selbst wir wissen noch gar nicht, wohin wir in den nächsten Tagen fahren werden. Ich bezweifle also, dass er uns rechtzeitig findet, um es noch einmal zu probieren.«
»Arnold? Meinst du nicht, dass wir nach Hause fliegen sollten? Auf der Stelle?«
»Nicht, bevor wir nicht das Abendessen zu uns genommen haben«, lachte er. »Vergiss nicht, keiner hat auch nur die leiseste Ahnung, wo wir sind und wohin wir wollen. Noch nicht einmal du.«
Der Admiral bedeutete James, den Weißburgunder mit nach drinnen zum Tisch zu nehmen und ihm ein Glas 1998er Château de Carles zu servieren, der eine Stunde zuvor geöffnet worden war. Dieser tiefrote Bordeaux vom rechten Gironde-Ufer geht bis auf das 8. Jahrhundert zurück, als Karl der Große in der Gegend sein Lager aufgeschlagen hatte.
Das Château de Carles selbst stammt aus dem 15. Jahrhundert. Dieser historische Hintergrund samt der darin mitschwingenden Erinnerung an den großen Feldherrn hatten für Arnold den Ausschlag gegeben, auf seinen Lieblingswein, den Château Lynch-Bages mit dem fruchtig-erdigen Aroma der Fronsac-Weine, zu verzichten.
»Vergessen Sie nie, mein Junge«, sagte er zu James. »Achtundneunzig. St. Emilion und Pomerol, am rechten Ufer, da kommt der Top-Jahrgang her.«
»Das weiß ich, Sir. Ich weiß nur nicht, warum.«
»Weil es am linken Ufer wie verrückt geregnet hat«, blaffte der Admiral.
»Wirklich? Wie breit ist der Fluss denn da, Sir?«
»Etwa hundertmal breiter als das Rinnsal vor der Tür«, gluckste Arnold, während er zum Tisch voranschritt und sich bereits auf die Spezialität des Hauses freute, Ente in
Weitere Kostenlose Bücher