Bis zum bitteren Tod (German Edition)
der die richtige Uniform trug. Und natürlich war niemandem etwas aufgefallen. Warum hätte jemandem etwas auffallen sollen?
Um 9.45 Uhr setzte Flug 62 von Barbados zur Landung an und wurde zu einem Stellplatz im Tankbereich dirigiert. Die Maschine nahm Treibstoff auf, und währenddessen fuhr ein Angestellter mit dem Gepäckwagen vor, auf dem sich fünf gleich aussehende Kisten befanden. Der Kapitän befahl dem Bordingenieur, die Frachtluke zu öffnen, und die Kisten wurden eingeladen. Alles sah völlig normal aus. Niemand wunderte sich. Die Al-Kaida-Attentäter konnten nun in Aktion treten. Bevor Flug 62 um 10.40 Uhr wieder abhob, war die Maschine zu einer fliegenden Bombe umgerüstet worden, die es auf Washington, D. C. abgesehen hatte.
Die Frage, die die CIA zu beantworten suchte, lautete schlicht und einfach: Wer war der mysteriöse Schlepperfahrer, der den Sprengstoff zur Maschine gebracht hatte? Die Antwort sollte nicht lange auf sich warten lassen.
Der Mann hatte die Überwachungskameras gemieden, aber alle kannten ihn. Ein junger Typ, um die 34 Jahre, mit dem Namen Mo Dixon. Er lag im Bett, als die CIA-Männer um vier Uhr morgens seine Wohnung in West Palm Beach stürmten. In der Wohnung war nichts zu finden, sein Name Mo aber leitete sich nicht von Maurice ab, sondern von Mohammed. Die Polizei fand zwei Pässe, einen syrischen und einen amerikanischen. Auf beiden war Mo abgebildet, ernst und unschuldig aussehend.
Beim Verhör gab er preis, bei der syrischen Botschaft in Caracas, Venezuela, gearbeitet zu haben. Im Jahr 2001 hatte er sich dann mit einem gefälschten Pass in die USA eingeschlichen. Er hatte eine Vielzahl von Jobs gehabt, dazwischen immer wieder längere Phasen, in denen er nichts getan hatte. Zumindest nichts, was den USA zum Vorteil gereicht hätte. Mohammed Rahman war ein syrischer Agent mit engen Verbindungen zur Hamas.
Nach Meinung von Lt. Commander Ramshawe musste er einem rigorosen militärischen Verhör unterzogen werden – vor allem, um herauszufinden, ob er mit dem vermissten Ramon Salman in Verbindung gebracht werden konnte. Admiral Morgan arrangierte es, dass der offensichtlich unrechtmäßige Kombattant Mohammed Rahman nach Guantánamo gebracht wurde.
Die New Yorker Polizei wird gewöhnlich bei zwei Themen nervös: bei Drogen und Straßenkriminalität. Ersteres bringt die Regierung auf, das Zweite den Bürgermeister. Bei einem Thema allerdings wird sie wirklich nervös. Dem Terrorismus. Der bringt alle auf.
Überall in der Stadt fanden sich kleine Läden, die den Behörden regelrecht Angst einjagten. Die meisten von ihnen verkauften elektronische Artikel, Batterien, Timer, Stecker, Drähte, Glühbirnen und Elektrozubehör. Andere Industriedünger, Chemikalien, kleine Elektromotoren. Das Zeug, das man brauchte, wenn man vorhatte, etwas in die Luft zu sprengen.
Die New Yorker Polizei hielt zu den Ladenbesitzern regelmäßigen Kontakt. Sie verlangten nicht viel, nur, dass sie darüber informiert wurde, falls verdächtig aussehende Kunden Artikel kauften, die möglicherweise für den Bau eines Sprengsatzes verwendet werden konnten.
Um 21 Uhr am Abend zuvor hatte Mr. Sam Goldblum vom West Broadway seine beiden Ansprechpartner im Distrikt angerufen und berichtet, er würde einen Timer für zwei Typen vorbereiten, die behaupteten, damit die selbst installierte Alarmanlage ihres Lagerhauses in der Bowery ausstatten zu wollen.
Sam glaubte ihnen aber nicht. Familienangehörige von ihm lebten in Tel Aviv, und er meinte, die beiden Kunden wären entweder Palästinenser oder Iraner. Wie auch immer, er traute ihnen keinen Zentimeter übern Weg und schlug vor, die Officer Mike Carman und Joe Pallizi sollten ihm doch morgens einen Besuch abstatten und einen Blick auf das Teil werfen, das er für seine Kunden baute.
Mike und Joe tauchten Punkt 9.30 Uhr auf. Der elektronische Zeitgeber war hinter einem kleinen Zifferblatt angebracht und konnte so eingestellt werden, dass er zu jedem beliebigen Zeitpunkt innerhalb des 24-Stunden-Zyklus aktiv wurde. Die beiden Polizisten waren nicht unbedingt Experten auf dem Gebiet der Sprengstoffzündung, aber was sie sahen, gefiel ihnen ganz und gar nicht. Sie beschlossen, bis zum Nachmittag zu warten und die beiden Verdächtigen in Augenschein zu nehmen, um herauszufinden, was hier vor sich ging.
Sie postierten sich in der Prince Street, südlich des Washington Square, und beobachteten den Laden. Um 11.02 Uhr eilten zwei junge Männer über die
Weitere Kostenlose Bücher