Bis zum bitteren Tod (German Edition)
vollständig kremiert worden sein. Sie hatten keinerlei Spuren hinterlassen.
Ermittlungen am Flughafen in Palm Beach ergaben wenig. Ja, die 737 hatte um einen Tankstopp angefragt, und, ja, die Erlaubnis dazu war erteilt worden. Weitere Untersuchungen auf Barbados offenbarten, dass dem Flughafen keineswegs der Treibstoff ausgegangen war. Flug 62 war wie vorgesehen mit dem nötigen Treibstoff versorgt worden.
Als er diese Information zu Gesicht bekam, erlitt Lt. Commander Jimmy Ramshawe fast einen Anfall. Seine Schlussfolgerungen waren glasklar:
Das kann nur bedeuten, dass auf dem Flughafen in Palm Beach ein Terroristenagent sitzt. Die haben dort nicht landen müssen, die wollten landen. Und wenn sich dabei nicht herausstellt, dass dort der Sprengstoff an Bord genommen wurde, dann möchte ich doch ein verdammtes Wallaby sein … Schaffen Sie mir Admiral Morgan ans Telefon.
16.30 Uhr, Dienstag, 17. Januar
15 000 Fuß über West Virginia
Natürlich stellte sich das verzwickte Problem, wie man die 15 kanadischen Leichname loswerden sollte. Daher machte sich ein Sikorsky-Super-Stallion-Helikopter auf den 1200 Kilometer langen Weg über die Appalachen zur riesigen Militärbasis Fort Campbell, die 80 Kilometer nordwestlich von Nashville an der Grenze von Tennessee und Kentucky liegt.
Sie flogen durch das letzte Licht. Statt der Standardladung von 50 voll ausgerüsteten Marines befanden sich im Inneren 15 Särge.
In einer abgelegenen Ecke der Militärbasis, am südwestlichen Ende unweit der Ufer des breiten Cumberland River, lag ein kleiner, seit Jahrzehnten nicht benutzter Friedhof. An diesem Abend sollte dort ein anonymes Massengrab ausgescharrt werden. Die riesigen Planierraupen warteten bereits und würden nicht lange brauchen, um ihre Aufgabe zu erfüllen.
Der kleine Friedhof lag in einem pittoresken, bewaldeten Gelände, ein angemessener Platz für jene, die einen gewaltsamen Tod gestorben waren; unbekannte Opfer islamistischen Terrors und stumme Leidtragende eines tödlichen Geheimnisses.
Der große Navy-Helikopter tankte auf und würde noch vor Mitternacht in Norfolk zurück sein. Weniger als ein Dutzend Leute würden jemals vom Zweck seiner Mission erfahren.
Lt. Commander Ramshawe schlug lauthals Alarm. Sein Anruf bei Admiral Morgan dauerte nicht lange. Die plötzliche Erkenntnis, dass auf dem Palm Beach International Airport ein Dschihadist sein Unwesen trieb und beim Plan zu einem Terroranschlag mitgeholfen hatte, ließ allen im CIA-Hauptquartier in Langley, Virginia, kalte Angstschauer über den Rücken laufen. Die CIA brüstete sich gewöhnlich damit, der National Security Agency in Fort Meade immer zwei und dem FBI und dessen Unterabteilungen sogar noch mehr Schritte voraus zu sein.
Ramshawes Anruf hatte sie kalt erwischt. Ein unbekannter Terrorist, der auf einem amerikanischen Airport beschäftigt war, verlangte höchste Alarmstufe. Tausend Fragen stellten sich: Wer erteilte Flug 62 die Landeerlaubnis? War das Sicherheitspersonal darüber informiert? Wer wies der Maschine den Stellplatz zum Auftanken zu? Gab es eine Gelegenheit, fünf Metallkisten an Bord zu nehmen? Hatte jemand ein Auge darauf?
Die Antworten auf diese Fragen waren beunruhigend. Ja, es hatte Gelegenheit gegeben, Kisten in den Frachtraum zu laden. Nein, keiner hatte der kanadischen 737, die gelandet war, weil sie anscheinend zusätzlichen Treibstoff benötigte, auch nur die geringste Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Bundespolizei in Florida, darauf bedacht, in jeder erdenklichen Weise behilflich zu sein, tat sich mit der CIA und der örtlichen Zweigstelle des FBI zusammen, und gemeinsam fielen sie über den Flughafen her, als wären sie die Gestapo des 21. Jahrhunderts. Sie konfiszierten die gespeicherten Aufnahmen der Überwachungskameras und verhörten die Angestellten.
Letztlich kam heraus, dass die fünf Metallbehälter mit ihrer zerstörerischen Fracht am Freitag, dem 13. Januar, morgens um drei Uhr in einen fast leeren Gepäckraum gebracht worden waren. Etwa um 9.30 Uhr waren sie an die Gepäckwagen angehängt worden, die zu einer Maschine hinausgezogen wurden. Auf dem Vorfeld erschien dann allerdings ein weiterer Schlepper und löste den letzten von den übrigen sechs Gepäckwagen, die für einen Passagierjet der United Airlines bestimmt waren. Keinem war etwas aufgefallen.
Nun war also eine Vierteltonne TNT über das Vorfeld des Palm Beach International Airport gerollt worden, und zwar von einem Angestellten,
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