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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Geheimen klar, was man von ihnen erwartet. Natürlich berichten sie auch im Geheimen. Über die Jahre hinweg konnten Tausende Leben gerettet, Hunderte Komplotte aufgedeckt werden, alles dank der Entschlossenheit und der Fertigkeiten der unsichtbaren Meister in den Käfigen der Guantánamo Bay.
    Die amerikanische Präsenz auf der mit Stacheldraht umgebenen Anlage, 800 Kilometer von Havanna entfernt, war von der kubanischen Regierung jahrelang verwünscht und verflucht worden. Amerika allerdings gelangte zu diesem Territorium dank eines Vertrages, der 1903 von Kubas erstem Präsidenten, Tomas Estrada Palma, unterzeichnet worden war.
    Bis zum heutigen Tag bestehen die Gott weiß wie vielen ehernen Klauseln fort, die Amerikas Rechte schützen – »vollständige Gerichtsbarkeit und Kontrolle«, »immerwährende Oberherrschaft über die Guantánamo Bay«, »Beendigung des Pachtvertrags bedarf der Zustimmung beider Regierungen«.
    Fidel Castro unternahm einmal den Versuch, den Pachtvertrag zu beenden, indem er sich auf das Wiener Übereinkommen von 1969 berief und darlegte, dass jede Vereinbarung zwischen den USA und Kuba nur unter Gewaltandrohung oder Gewaltausübung seitens der Amerikaner zustande gekommen sei.
    Doch Uncle Sam knallte seine eiserne Faust auf den Tisch, erzählte dem Genossen Fidel, dass er Blödsinn rede, und erinnerte ihn daran, dass er selbst zu Beginn seiner Herrschaft die nicht geringe Pachtzahlung angenommen und damit den Pachtvertrag ratifiziert habe. Und dass die Amerikaner keinesfalls vorhätten abzuziehen. So blieb die große, geschützte Bucht von Guantánamo eine US-Marinebasis, die leicht vom amerikanischen Festland aus versorgt werden konnte. Und nur den eigenen Gesetzen unterworfen, im Geheimen operierend, konnte man in dieser heißen, staubigen subtropischen Haftanstalt mehr oder weniger das tun, wonach einem der Sinn stand. In Guantánamo – von den Dschihadisten des Nahen Ostens gehasst und gefürchtet – sind Mitglieder der Hamas, der Hisbollah und so ziemlich jeder islamistischen Terrorgruppe inklusive Al Kaida und der Taliban inhaftiert.
    Jeder Terroristenführer im Irak, Iran, in Afghanistan oder Pakistan fürchtete nichts mehr, als dass einer seiner Führungsleute in der Anlage auf Kuba enden und seine Geheimnisse ausplaudern würde. Die Gefangennahme und anschließende Überführung von Ramon Salman, Reza Aghani und Mohammed Rahman lösten in den verborgenen Enklaven in Damaskus, im Gazastreifen, in Teheran, Kabul und den hoch gelegenen Höhlen des Hindukusch große Sorge aus.
    Würden diese drei wichtigen Al-Kaida-Männer dem mentalen Druck eines US-Verhörs standhalten – das nicht nur in aller Skrupellosigkeit, sondern auch in aller Heimlichkeit durchgeführt wurde? Alle Terrorvereinigungen des Nahen Ostens hatten ihre Anwälte, die häufig bei Zivilprozessen in den USA und vor allem in England auftraten. Daneben bestanden hervorragende Verbindungen zum arabischen TV-Sender Al Dschasira, der nicht selten auf Beispiele von Brutalität, Einschüchterung und Folter seitens des Westens aufmerksam machte. Von all dem war Guantánamo gänzlich unberührt.
    Dort wurde strikt nach amerikanischen Vorgaben gehandelt, genauso, wie Admiral Morgan es liebte. Und das hieß, dass man mit dem Schlimmsten rechnen musste, vor allem, wenn man soeben versucht hatte, einen US-Flughafen oder, schlimmer noch, das Kapitol in Washington, D. C., in die Luft zu sprengen.
    Dabei war es kein Trost, dass alles noch sehr viel schlimmer hätte kommen können. 2002, am Anfang der Taliban- und Al-Kaida-Verhöre, waren in Guantánamo auf freiem Feld provisorische Unterkünfte für 300 Gefangene errichtet worden. Es handelte sich dabei um das berüchtigte Camp X-Ray, in dem, wie durch Satellitenaufnahmen bestätigt, gefesselte Gefangene ohne Kopfschutz in der sengend heißen Sonne knien oder kauern mussten. Viele von ihnen trugen Gesichtsmasken, Hörschutz und dunkle Brillen.
    Dann wurde in aller Eile das modernere Camp Delta aufgebaut, ausgelegt für 2000 Insassen. Das Propagandafernsehen des Nahen Ostens verwies allerdings nach wie vor auf Camp X-Ray und rief damit sofort Assoziationen zu solch inhumaner Behandlung wach. Menschenrechtsorganisationen verurteilten Methoden wie diese und bezeichneten sie als unnötig und unmenschlich. Auch wenn die meisten der Inhaftierten aufgegriffen wurden, als sie versucht hatten, US-Soldaten oder Zivilisten zu töten oder zu verstümmeln, und obwohl ihnen ein wesentlich

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