Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Einsatz auch nur einen Dollar für sich abrechnen könnte, würde beim Admiral allerdings zu einer ebenso erstaunten Reaktion führen wie beim Küchenchef des Matisse, wenn das Thema Geld zur Sprache kam.
Um 19.42 Uhr wurde Botschafter Gavron von seinem Chauffeur vor dem Eingang abgesetzt. Er erschien am Tisch des Admirals in einem dunkelblauen Anzug, einem weißen Hemd und der blauen israelischen Marinekrawatte aus Seide. Er küsste Kathy die Hand und begrüßte dann Arnold Morgan.
In diesem Moment kam der gekühlte Meursault. Der Kellner schenkte drei Gläser ein. David Gavron hob seines und sagte leise: »Auf die Vereinigten Staaten von Amerika.«
»Danke, David«, erwiderte der Admiral, der stets stillschweigend davon ausging, dass er die Vereinigten Staaten war, vor allem, wenn schwierige Zeiten anstanden.
»Bevor wir anfangen, sollten wir uns aber noch um einen Bordeaux für den Hauptgang kümmern«, sagte Arnold.
»Dem ist nicht zu widersprechen«, kam es vom Israeli mit breitem Lächeln, das Kathy nebst mehreren anderen schönen Frauen so anziehend fand. Es machte ihn zu einem der attraktivsten Männer Washingtons. Vor allem, wenn man seinen Hintergrund kannte: hochdekorierter Krieger, der James Bond des Mossad und nun hochrangiger Diplomat auf der Weltbühne.
Arnold studierte die Weinkarte und wählte einen Troisième Grand Cru aus Margaux, einen 1996er Château Palmer. Das Weingut liegt auf der linken Gironde-Seite, westlich des Zusammenflusses mit der mächtigen Dordogne.
»Ich denke, damit können wir leben«, sagte er. »16 Jahre alt, von den Hängen bei Margaux, wo einst der Lieblingswein von Thomas Jefferson herstammte … und wisst ihr was? Man sagt, nach einem wirklich heißen Sommer übertreffen diese Weine alles, was aus dem Haut-Médoc kommt.«
»Arnie, woher zum Teufel wissen Sie das alles?«
»David, Sie werden im Lauf dieses Abends staunen, was ich noch alles weiß.«
»Es wäre nicht das erste Mal, alter Freund«, antwortete der Botschafter. »Und ich hoffe, es wird nicht das letzte Mal sein, angesichts Ihrer Vorliebe für Prosto-de-luxe … Apropos, der Weißburgunder ist wahrscheinlich der beste, den ich jemals kosten durfte.«
»Das Lokal hier hat einen verdammt guten Weinkeller«, erwiderte Arnold. »Sollen wir noch ein wenig zusammensitzen und den Wein genießen, oder wollen Sie gleich einen Blick auf die Speisekarte werfen?«
Kathy meldete sich als Erste zu Wort. »Lasst uns erst etwas trinken. Es sei denn, David hat es eilig.«
»Keinesfalls, meine Liebe«, entgegnete er. »Ich sitze gern in Gesellschaft meiner liebsten Freunde und nippe am besten Wein der Welt, wenn es sein muss, bis Mitternacht.«
»Das ist gut«, sagte Arnold und nahm einen ausgiebigen Schluck. »Denn es gibt jemanden, der gerade wieder aus der Vergangenheit aufgetaucht und zu einem hochaktuellen Thema geworden ist.«
»Ja? Der wäre?«, fragte der Botschafter.
»Können Sie sich noch an Ravi Rashud erinnern?«
»Und ob ich mich erinnern kann! Großer Gott! Was hat er jetzt angerichtet?«
»Na ja, nichts, wovon wir Kenntnis hätten. Aber wir haben einige interessante neue Informationen über ihn.«
»Und ich wette, ich weiß, woher Sie sie haben.«
»Ich setze dagegen.«
»Okay, wie steht es mit der Guantánamo Bay, wo Sie die Attentäter vom Bostoner Flughafen in die Mangel nehmen?«
»Woher zum Teufel wissen Sie das?«, entfuhr es dem sichtlich überraschten Admiral.
»Im Lauf dieses Abends«, sagte der Israeli, ohne die Miene zu verziehen, »werden Sie erstaunt sein, was ich alles weiß.«
Beide Männer lachten. Aber mit ernster Miene fuhr Arnold Morgan fort. »Niemand weiß, wen wir in Guantánamo haben und wen nicht. Außer anscheinend der Mossad.«
»Wir wissen nicht viel«, sagte Gavron. »Wir haben nur von einem unserer Anwälte erfahren, dass der Verwundete, der den Sprengsatz gelegt hat, und der große Fisch, den Sie in New York geschnappt haben, der US-Zivilgerichtsbarkeit entzogen wurden. Den Rest reimen wir uns zusammen. Insbesondere, dass Sie beide Terroristen deshalb in militärischem Gewahrsam haben, damit Sie sie in aller Ruhe verhören können und vielleicht sogar einige Antworten erhalten.«
»Und das brachte Sie auf Guantánamo?«
»Genau. Aber ich werde Sie nicht bitten, das zu bestätigen. Das geht uns nichts an. Ich möchte nur eines sagen: Wir wären unendlich dankbar, wenn Sie uns helfen könnten, diesen Dreckskerl Rashud zu schnappen … verzeihen Sie,
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