Bis zum bitteren Tod (German Edition)
anderen hörten einen fröhlichen Arnold sagen: »Hallo, David. Ja, ich weiß es zu schätzen, dass Sie sofort zurückrufen!« Und sie hörten mit an, wie der Admiral darüber lachte, dass er in der Telefonzentrale der israelischen Botschaft gerade für eine kleine Explosion gesorgt habe. Zumindest verglichen mit jener, die er für die Bab-Touma-Straße in Damaskus vorgesehen hatte.
»Was Dringendes? Aber nein. Ich bin gerade zu dem Schluss gekommen, dass es schon viel zu lange her ist, dass wir uns gesehen haben. Deshalb habe ich die höchst vertrauliche Entscheidung getroffen, Sie zum Essen einzuladen – morgen Abend? – Was soll das heißen, nur wenn Kathy mitkommt? – Ich weiß, dass sie besser aussieht als ich. – Natürlich gehen wir in ein anständiges Lokal. Ich werde einen Tisch im Matisse reservieren lassen. – Nein, das heißt nicht, dass ich etwas im Schilde führe. Halb acht. Bis dann.«
Admiral Morgan war mal wieder auf seine gewohnt lärmende Art ins Leben eines Mannes eingefallen, der zu den geachtetsten ehemaligen Mossad-Kommandeuren gehörte. Und der sich, wie immer, köstlich darüber amüsieren konnte.
David Gavron war ein echter Sabre, ein Vollblut-Israeli und Patriot, von der Stiefelspitze bis zu der gezackten Narbe, die sich wie ein gegabelter Blitz über seine linke Gesichtshälfte zog. Er war eins achtzig groß, schlank, hielt sich aufrecht, ein Ex-Militär, wie auf den ersten Blick zu erkennen war, mit eigentlich heller, aber tief gebräunter, sommersprossiger Haut und durchdringend blauen Augen.
Sein blondes, allmählich schütter werdendes Haar schien noch immer von der Sonne des Sinai gebleicht, wo er 39 Jahre zuvor als junger Panzerkommandant eine verzweifelte Schlacht um sein Leben und das seines Landes gekämpft hatte.
Die Bitternis des Jom-Kippur-Krieges erfüllte jahrelang das Herz jedes israelischen Armee-Kommandeurs; in manchen aber brannte eine Flamme reinen Feuers, die niemals erlöschen würde. Zu ihnen gehörte David Gavron.
Captain Gavron war gerade mal 26 Jahre alt, als der schreckliche Tag, der 8. Oktober 1973, anbrach. Er gehörte zu jenen, die in aller Hast versuchten, General Avraham Adans Panzerdivision zu Hilfe zu eilen, und befand sich an der Seite des Generals, als sie in die Wüste hinausfuhren, um den dichten Reihen der ägyptischen Truppen entgegenzutreten, die über den Kanal stürmten.
Die Ägypter hatten die israelischen Verteidiger überrannt, als sich der ganze Staat beim Gebet befand. Als sich die beiden Armeen auf dem Sinai schließlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, war General Adan noch immer unvorbereitet. Der plötzliche Angriff hatte ihn überrascht, und alle Vorteile lagen aufseiten der Invasoren. Die ägyptischen Truppen, unterstützt von Hunderten von Panzern, hatten sich verschanzt und warteten in aller Ruhe auf die zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen Israelis.
General Adan und seine Männer griffen mit unerhörtem Mut an. Eine halbe Stunde lang sah es so aus, als könnten die Ägypter die Nerven verlieren und sich zurückziehen, aber aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit hielten sie stand, und nach vier Stunden wurde die schwer dezimierte israelische Panzerdivision zum Rückzug gezwungen.
Hunderte waren gefallen. David Gavron war angeschossen worden, als er einen Verletzten aus seinem brennenden Panzer bergen wollte. Dann wurde er sechs Meter weit durch die Luft geschleudert, als eine Granate neben ihm einschlug und ihm seine linke Gesichtshälfte verbrannte. Israels Schicksal hing in diesem Augenblick an einem seidenen Faden. Sie wurden durch die Tapferkeit ihrer Infanterie gerettet, Soldaten, die noch keine 20 Jahre alt waren, die kämpften und zu Hunderten starben und die Ägypter so lange aufhielten, bis Verstärkung eintraf.
Eine Zeit lang glich der Sinai der Somme im Jahr 1916. Doch schließlich konnte General Adan seine Kräfte sammeln, und er ging erneut gegen die Angreifer vor. David Gavron, den Arm bandagiert, das Gesicht mit Verbrennungen bedeckt, kämpfte nur 30 Meter von General Adan entfernt. Bis zum jetzigen Tag verfolgte ihn noch immer die Erinnerung an den Augenblick, als Adan, die rechte Faust nach oben gereckt, das Motto seiner zerschlagenen Armee ausrief – mir nach! Darin, sagte er, zeigte sich seine Tapferkeit.
Keiner, der dabei gewesen war, würde jemals den brüllenden Lärm vergessen, als die israelischen Panzer erneut das Feuer eröffneten. Keiner hörte es lauter als David
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