Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Kathy.«
»David, Sie vergessen, dass ich in der Operationszentrale eines Atom-U-Boots lebe. Unsere Uhren schlagen sogar bei jedem Wachwechsel – jahrelang habe ich nie gewusst, wie spät es wirklich ist. Ich bin also einiges gewohnt.«
David Gavron lächelte. »Natürlich«, sagte er. »Wie auch immer, zurück zu diesem schrecklichen Dreckskerl … wir würden alles tun, um ihn zu finden. Aber bislang ist er uns immer entkommen, in Israel, in Syrien, in Frankreich, einmal sogar in London. Er scheint uns immer eine Nasenlänge voraus zu sein.«
»Dann wird es Sie freuen zu hören, dass ich für Sie wahrscheinlich die Adresse seines festen Wohnsitzes habe«, unterbrach der Admiral.
»Mich freuen? Mein ganzes Land wäre aus dem Häuschen. Er hat uns furchtbaren Schaden zugefügt.«
Arnold Morgan, der seinen Vorteil witterte, beschloss, seinen Gast noch etwas auf die Folter zu spannen. »Gut, dann werfen wir doch einen Blick auf die Speisekarte. David, ich will nicht, dass Sie sich auf leeren Magen zu sehr aufregen.«
Sie betrachteten die kurze Liste, drei Aperitifs, vier Entrées. »Alles frisch, nichts aufgetaut oder ähnlichen Scheiß«, sagte Arnold und sah zu Deanna auf, die gerade an den Tisch gekommen war. »Crab Cakes, und dann Lammkarree, bitte … Kathy?«
»Kammmuscheln und gegrillter Drachenkopf.«
David Gavron wählte Graved Lachs und dann Entenbrust mit Risotto, Spinat und Portweinsauce. Alle drei waren es gewohnt, schnelle Entscheidungen zu treffen.
»Arnie, Sie haben wirklich die Adresse von Rashud?«
»Natürlich, und da Sie offenbar wissen, woher wir sie haben, können Sie nachvollziehen, dass wir die Information für höchst verlässlich halten.«
»Wollen Sie sie mir nennen?«
»Haben Sie einen Stift?«
David Gavron zog einen schlanken, goldenen Kugelschreiber und ein dünnes ledergebundenes Notizbuch hervor und sah ihn erwartungsvoll an.
»Er ist in Syrien«, sagte Arnold. »In Damaskus, der Altstadt, unmittelbar innerhalb der römischen Stadtmauer in der Nähe des Osttors. Bab-Touma-Straße. Keine 100 Meter vom Bab Touma entfernt, von der Brücke über den Barada aus auf der linken Straßenseite.
Eine Hausnummer haben wir leider nicht, die kannte unser Informant nicht. Denn wenn er sie kennen würde, hätte er sie uns selbstverständlich genannt. Es handelt sich seiner Aussage gemäß um ein großes Haus aus dem 18. Jahrhundert, gleich neben dem Elissar-Restaurant.«
»Das ist fantastisch, Arnie. Wohnt er dort mit seiner Frau?«
»Welcher Frau?«
»Na, der jungen Palästinenserin, die er kennenlernte, nachdem er aus der israelischen Armee desertiert ist. Es heißt, sie sollen sofort geheiratet haben. Sie ist ebenfalls höchst gefährlich – hat vor einigen Jahren in Beirut anscheinend zwei französische Geheimdienstleute erschossen.«
»Sie hatte einen guten Lehrer«, sagte Admiral Morgan.
»Einen besseren gibt es nicht«, antwortete David Gavron. »Ein ehemaliger SAS-Major, nicht wahr? Sein Hintergrund ist uns noch immer unklar. Die Briten wollen noch nicht mal uns erzählen, wer er wirklich ist.«
»Uns ebenfalls nicht«, sagte der Admiral. »Der Typ hat sie in eine fürchterlich peinliche Situation gebracht. Ramshawe meint, er stammt aus einer reichen Familie, in London lebende Iraner. Er war in Harrow und dann auf der Royal Military Academy in Sandhurst, wo er schließlich Leiter der Spezialkräfteeinheit wurde. Und dann ging er von der Fahne und schloss sich den gottverdammten Palästinensern an.«
»Harrow gehört zu den exklusivsten Privatschulen in England, oder?«, fragte Kathy.
»Klar. Churchill war dort. Da hat man ihm wahrscheinlich seinen Patriotismus eingetrichtert.«
»Das dürften sie dem späteren Major Kerman auch beigebracht haben«, sagte David. »Aber er schien sich nicht schlüssig gewesen zu sein, zu wem er gehört, bis er in der Wüste gelandet ist. Seltsam, nicht wahr? Einfach alles so zurücklassen und gegen alles kämpfen, was er bis dahin gekannt hat.«
»Ja, seltsam«, erwiderte der Admiral. »Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, heute bin ich noch ein hochdekorierter britischer Armeeoffizier, dann wache ich auf und entscheide mich dafür, zu einem gottverdammten arabischen Terroristen zu werden. Großer Gott! Ein ziemlich einschneidender Wendepunkt.«
»Arnie, haben Sie vor, ihn sich zu schnappen?«, fragte der Botschafter.
»Im Moment nicht. Nicht, wenn Nahost-Friedensgespräche anstehen. Wir können es uns nicht leisten, verdächtigt
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