Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Ägypter gekämpft, als sie sich während des Sechs-Tage-Kriegs auf dem Sinai durch den Mitla-Pass geschlagen hatten. Es waren sechs blutige Tage gewesen, in denen die Israelis ihren Heldenmut unter Beweis stellten. In weniger als einer Woche hatten sie damals vier Armeen und insgesamt 370 Jagdbomber der vier angreifenden Länder vernichtet.
Der General konnte gar nicht anders, in seiner Wachsamkeit gegenüber Staatsfeinden würde er nie auch nur einen Wimpernschlag nachlassen. Und hier, im kargen weißen Briefingraum, im Herzen des israelischen Instituts für Aufklärung und besondere Aufgaben, plante er mal wieder einen tödlichen Schlag gegen zwei palästinensische Terroristen, die dem Land mehr Probleme bereitet hatten als die ägyptische 2. Armee 39 Jahre zuvor.
Es war ein typisches Mossad-Briefing. Zwei Wachen an der Tür, Handys waren nicht erlaubt. Die vier Männer, die noch in der Nacht nach Syrien gehen würden, hatten ihr Testament aufgesetzt und sich von ihren Verwandten verabschiedet. Sie würden keinerlei schriftliche Aufzeichnungen bei sich führen, wenn sie sich schließlich vom Dach des Gebäudes per Hubschrauber zum Hauptquartier des Northern Command in Bewegung setzten, wo ein kleiner Zwischenstopp eingelegt wurde. Der 100 Kilometer lange Flug nach Damaskus würde sie über die Golanhöhen führen, über die Waffenstillstandslinie von 1974 und dann nach Osten über die Wüste zum Südrand der Stadt.
Befehlshaber der vier Männer war Colonel Ben Joel, ein erfahrener Veteran um die 40, unrasiert, ehemals Mitglied der Spezialkräfte, der am Vergeltungsschlag gegen Jassir Arafats Haus im Gazastreifen beteiligt gewesen war. Ben kam von der Infanterie, war ehemals Boden-Luft-Verbindungsoffizier und Sprengstoffexperte, dann allerdings vor allem damit beschäftigt, mit Stöcken und Tränengas gegen aufständische arabische Jugendliche vorzugehen.
Sein Stellvertreter war Major Itzhak Sherman, Sohn eines wahren israelischen Patrioten, des legendären, hochdekorierten Sergeant Mo Sherman, der mit Jonathan Netanjahu 1976 zum Flughafen in Entebbe geflogen war, um die entführten Geiseln zu retten. Keiner im Flugzeug damals würde je vergessen, wie sich Sergeant Sherman, im Privatleben Chorleiter in Tel Aviv, erhob, als die Maschine mit den Kommandomitgliedern an Bord tief über den pechschwarzen Gewässern des nördlichen Teils des Viktoriasees hereingeschwebt kam. Der Sergeant dirigierte die bis an die Zähne bewaffneten Draufgänger und stimmte mit ihnen in voller Lautstärke das wohl eingängigste aller patriotischen Lieder Israels an: »Weiter – wir müssen immer weiter gehen!« Und dabei schrien sie ihre Angst vor dem großen Unbekannten heraus, das sie nach der Landung erwarten würde.
Als sie auf eine Höhe von unter 100 Fuß sanken und die Rollbahn anvisierten, ließ Mo Sherman über die Lautsprecher die von Paul Ben-Haim komponierte Hymne abspielen, und alle Männer bereiteten sich unter den glorreichen Klängen der »Fanfare an Israel« auf ihre bevorstehende Aufgabe vor.
Jene, die mit dabei gewesen waren, schworen bei Gott, dass sie sich allein durch die Musik gefühlt hätten, als wären sie fünf Meter groß, dass sie durch die Musik auf das mörderische Feuergefecht eingestimmt wurden, das am Flughafen ausbrach und in dem Yoni Netanjahu tödlich verwundet wurde. Der untröstliche Mo Sherman half mit, den Leichnam des jungen Befehlshabers für die Rückreise in die Maschine zu schaffen.
Und hier war nun also Mos Sohn, Major Itzhak Sherman, der sich darauf vorbereitete, in ein anderes feindlich gesinntes Land zu fliegen, um seine Pflicht für seinen Staat zu tun. Die letzten Worte seines Vaters hatten schlicht und einfach gelautet: »Sei tapfer, Sohn, und lass niemanden im Stich.«
Der dritte Beteiligte war ebenfalls ein Ex-Mitglied der israelischen Spezialkräfte, Lt. Colonel John Rabin, 41 Jahre alt und erst seit kurzem Mossad-Agent. Sein Vater war am ersten Morgen des Jom-Kippur-Krieges neben Hunderten anderer junger Soldaten auf dem Sinai gefallen. John hatte ihn nie gekannt, war aber seinen Fußstapfen als Soldat gefolgt. Wie Ben Joel war er Sprengstoffexperte, ein Spezialist, der als der beste der gesamten israelischen Verteidigungsstreitkräfte galt.
Das vierte Mitglied der Gruppe war einer jener Mossad-Männer, über deren Hintergrund man nie etwas erfuhr. Er war eins achtundsiebzig groß, ein stahlharter Typ aus einer kleinen Stadt südlich von Hebron. Er verfügte über
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