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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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beunruhigte, war, was zwischen den Zeilen stand: dass Admiral Morgan tatsächlich die treibende Kraft gewesen war, um drei der Top-Agenten der Hamas möglicherweise für den Rest ihres Lebens in die Guantánamo Bay zu verfrachten. Dass es tatsächlich im Bereich des Möglichen lag, dass die Selbstmord-Boeing, Flug TBA 62, mit Ziel Kapitol auf ausdrücklichen Befehl des Admirals vom US-Militär abgeschossen worden war.
    Nach Meinung des Generals kämpften die Dschihadisten einen Krieg gegen einen Mann und waren gerade dabei, ihn zu verlieren. Wieder einmal. Militärisch gab es nur eine Option. Die er persönlich in die Tat umsetzen würde. Sie hatten jetzt einen Zeitpunkt, einen Ort und ein Ziel. Nötig dazu war lediglich, unerkannt nach England zu kommen.
    Colonel Hassad Abdullah unterbrach ihn an dieser Stelle und berichtete, die iranische Marine habe eines ihrer dieselelektrischen U-Boote der russischen Kilo -Klasse im Mittelmeer auf Patrouillenfahrt irgendwo vor dem Libanon. Es war am Nordende des Suezkanals aufgetankt worden, und sein Auftrag lautete, die heiligen Krieger der Hisbollah, falls nötig, zu unterstützen. Der Iran jedoch wäre höchst erfreut, wenn er General Rashud bei seiner Mission behilflich sein könne.
    Besser hätten die Neuigkeiten gar nicht lauten können. Denn ohne ein U-Boot wäre es nahezu unmöglich, General Rashud im Operationsgebiet abzusetzen. Der Zeitplan allerdings war bereits höchst knapp. Der Süden Irlands bot sich als Landeplatz an, wenn man nach Großbritannien überwechseln wollte, wenngleich die Entfernung beängstigend war. Vom Libanon waren es insgesamt an die 3900 Seemeilen, erst 2500 Seemeilen durch das Mittelmeer bis zur Straße von Gibraltar, dann 1400 weitere Seemeilen nach Norden durch die Biskaya in den offenen Atlantik und schließlich an die Küste des County Cork.
    Das 3000-Tonnen-Boot der Kilo -Klasse schaffte im Schnitt zwölf Knoten. Dabei würde es auf Periskoptiefe fahren und schnorcheln müssen, damit die Akkumulatoren aufgeladen werden konnten. Das würde mit einigen Geräuschemissionen verbunden sein, war aber unvermeidbar, weil die Dieselmaschinen mit Sauerstoff versorgt werden mussten.
    Ihre größte Stärke, ihre Unsichtbarkeit, konnte dadurch kaum ausgespielt werden. Bei tiefer, langsamer Fahrt unter fünf Knoten war das Boot vollkommen lautlos, eine tödliche Unterwasser-Gefahr. Angetrieben von einem Elektromotor, der seine 4045 kW über eine einzige, brillant konstruierte Welle auf die Schraube übertrug, war das Boot kaum aufzuspüren. Bei dieser Mission hing aber alles von der Geschwindigkeit ab. Ravi musste am Wochenende des 14. Juli irgendwo an der irischen Südküste abgesetzt werden.
    Von dort musste er dann nach Dublin und schließlich per Fähre nach England, wo er auf einem der weniger streng kontrollierten Terminals landen würde. Davor allerdings stand die Frage seiner Bewaffnung.
    Selbst in den Fährhäfen stand es außer Frage, mit einem Scharfschützengewehr die Kontrollen passieren zu wollen. Genauso gut hätte die Hamas ihn direkt in ein britisches Gefängnis schicken können. Sollten die Briten ihn erwischen, würde Ravi wahrscheinlich wegen Hochverrats angeklagt werden. Schließlich hatte er zwei SAS-Männer – seine eigenen Leute in gewissem Sinn – kaltblütig ermordet.
    Er musste seine Waffe also in England aufnehmen. Aufnehmen, einsetzen und ohne sie wieder das Land verlassen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Die Einzelheiten dazu würden der syrischen Botschaft in London mitgeteilt werden. Das Gewehr könnte dann möglicherweise bis zu Ravis Eintreffen speziell für ihn angefertigt werden. Ein weiterer Punkt, bei dem Zeitdruck bestand. Deshalb sollte das Gewehr auch in London hergestellt werden, denn die Ankunft von Admiral und Mrs. Morgan stand unumstößlich fest. Frühmorgens, Dienstag, 31. Juli. Ritz Hotel an der Piccadilly. Da war keine Zeit, wegen des Gewehres in ganz England herumzufahren.
    Ein verkehrsreicher, öffentlicher Ort wie dieser musste ohne Frage ausführlich ausgekundschaftet werden. Die dafür aufgewendete Zeit war, wie jeder beim Militär wusste, selten verschwendet.
    Der Hamas-General musste also möglichst um den 20. Juli vor Ort in London sein. Nur dann konnte sichergestellt werden, dass das Scharfschützengewehr perfekt kalibriert, sein Versteck perfekt angelegt, die Fluchtroute aus dem Zentrum Londons perfekt organisiert und der Zeitplan für das Treffen mit dem U-Boot perfekt terminiert

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