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Bis zum Hals

Bis zum Hals

Titel: Bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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ausgesagt, man habe ihn mit einer Frau gelockt, mit K.-o.-Tropfen betäubt und beklaut. Deckart ist aber überzeugt davon, dass Moodie den Krempel auf eigene Rechnung verkauft hat, und zwar ausgerechnet an die Banditos.«
    »Was sagt ihr Präsi dazu?«
    »Er sagt, das sei Blödsinn und dass Drecksack Moodie aus anderen Gründen tot sehen wollte.«
    Wir gingen rein, und ich sah mich rasch und unauffällig um.
    »Marion ist arbeiten, also entspann dich.«
    Hm.
    »Mehr, Kristof, will ich über diesen ganzen Scheiß nicht wissen. Und du auch nicht. Steck das deinem Menden, sag, dass ihr damit quitt seid, und dann vergiss das alles ganz schnell wieder.«
    Wenn das so einfach wäre. Wenn es damit getan wäre. Doch nein … Warum nur hatte ich Deckart gegenüber die Schnauze so aufreißen müssen? Ich bin Detektiv … Lall … O Mann … Die Peinlichkeit des Ganzen gab dem Gedanken an Selbstverstümmelung einen völlig neuen Reiz.
    Und – Brrtz! – fuhr mir eine neue Ladung durchs Gebein, als mir klar wurde, dass er mich zur Abwicklung des Geschäfts überhaupt nicht brauchte, sondern im Gegenteil: Er verhandelte schon längst mit Anoushka, und ich war … nichts als ein Risikofaktor für ihn.
    Weia. Und was hatte ich an der Hand, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen, um ihm die Behörden oder sonst wen auf den Hals zu hetzen oder ihn – zumindest – von mir abzulenken?
    »Drecksack macht Geschäfte auf eigene Rechnung«, sagte ich und ließ mich in einen Sessel sinken, in der vagen und vergeblichen Hoffnung, hier sitzen bleiben zu können, bis jemand meine Probleme für mich gelöst hatte. Egal wer, egal wie, und scheißegal wie lange es dauerte. Einfach hier hocken bleiben, bis irgendwann das Signal kam, alles ist wieder gut.
    »Und?« Charly zuckte die Schultern. »Kann er doch.«
    »Ja, aber er macht sie hinter dem Rücken der Angels.«
    »Kann er auch. Es gibt ja keine Verpflichtung, die Gang-Mitglieder in alles einzuweihen. Was für Geschäfte sind das denn?«
    »Ich weiß es nicht genau. Aber ich habe einen Verdacht … Einen ausgesprochen scheußlichen Verdacht, wenn ich ehrlich bin … Was war das eigentlich für ’n Krempel, den sie Moodie geklaut haben, damals?«
    »Da bin ich überfragt. Armeebestände halt, Kriegswaffen, irgend so was. Die Bullen haben da ein ziemliches Geheimnis draus gemacht. Entweder sie wussten es selber nicht, oder sie hatten ihre Gründe, nicht ins Detail zu gehen. Wie, stell dir vor, die Angels hätten den Amis einen nuklearen Sprengkopf geklaut oder so was. Würden die ja nie zugeben.«
    »Ich krieg das raus«, sagte ich.
    Charly holte zwei Dosen Bier aus dem Kühlschrank, riss sie auf, gab mir eine davon, und ich merkte, wie trocken mein Hals war. So trocken wie meine Braue feucht. Es braucht nur einen Moment Zeit und Ruhe, und man spürt wieder, was es heißt, Schiss zu haben. Dieses elende Gefühl in der Bauchgegend. Gierig nahm ich einen großen Schluck und bereute es augenblicklich. Kälte und Kohlensäure zusammen taten, was sie konnten, das elende Gefühl zu intensivieren.
    »Was ist mit deinen beiden Killern?« Charly versteht es wirklich, einen abzulenken. Von dem einen Problem munter zum anderen.
    »Ich hab versucht, sie frontal zu rammen, aber der Fahrer war zu gut trainiert.«
    »Was, mit dem Smart?«
    »Nein, nein, mit dem Hummer.«
    »Du hast Vonscheidt den Hummer geklaut?«
    »Ja, nun. Nach allem, was er …«
    »Und jetzt planst du, dich in großem Stil mit Moritz ›Drecksack‹ Deckart anzulegen.«
    »Tja, wie’s aussieht, hab ich gar keine andere Wahl …«
    Was von Sekunde zu Sekunde immer klarer wurde, immer deutlicher, immer wahrer, war, dass ich Deckart aus dem Weg räumen musste, und zwar flott. Zu Anoushkas und meinen eigenen Besten. Oder mach da »Überleben« draus.
    Charly beäugte mich wie einen angehenden Anstaltsinsassen. Geschlossene Abteilung. Doch, die Ärzte sagen auch, es ist das Beste für ihn. Und natürlich für uns alle …
    »Kristof«, meinte er sanft, »warum schlägst du all diesen Gestalten nicht einfach ein Schnippchen und wirfst dich vor den nächsten Zug?«
     
    Der Hummer wartete unbelästigt, bis auf einen Zettel hinter der Scheibe: » Du stehst auf meinem Parkplatz. Nächstes Mal lass ich dir die Luft aus den Reifen. «
    Das ist Hageroth, Essens sympathischster kleiner Winkel.
    Ich startete den Motor, um der Klimaanlage eine neue Chance zu geben, griff mir das Telefon, entfaltete die E-Plus-Auflistung auf meinem Knie, wählte.
    Im

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