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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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siebzehnten November. An jenem Nachmittag ging ich fast ohne Schmerzen zweimal um den Block. Nur einmal wäre ich um ein Haar ausgerutscht.
    Als ich zurück zur Wohnung ging, sah ich Bill, den Vermieter, der mir mit seiner Schneefräse auf dem Gehweg entgegenkam. Als ich ihn fast erreicht hatte, blieb ich stehen und hob die Hand zum Gruß. »Hi, Bill.«
    Er hielt sich eine Hand ans Ohr.
    »Hi!«, brüllte ich.
    Er bückte sich und schaltete die Schneefräse aus. Er keuchte vor Anstrengung, und seine Brille war von Schneeflocken bedeckt. Er wischte sie mit dem Handrücken ab. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin Alan Christoffersen. Wir haben uns vor ein paar Tagen kennengelernt.«
    Er starrte mich konzentriert an, als versuchte er, sich zu erinnern.
    »Ich bin ein Freund von Engel. Hat sich Engel wegen des Mietvertrags in der Zwischenzeit bei Ihnen gemeldet?«
    Ich konnte sehen, dass er noch immer nicht wusste, wer ich war. »Nein. Noch nicht.«
    »Sie sagt, sie habe es vor.«
    »Na, dann sagen Sie ihr, sie soll nicht zu lange warten. Es gibt schon einen Interessenten.«
    »Mache ich.« Er bückte sich, um seine Fräse wieder anzulassen, als ich sagte: »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Das haben Sie doch gerade schon getan.«
    Ich ignorierte die Bemerkung. »Als Sie neulich vorbeigeschaut haben, haben Sie nach Nicole gefragt. Wer ist denn Nicole?«
    Ein grimmiger Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Ich glaube, wenn Engel wollte, dass Sie es wissen, dann würde sie es Ihnen schon selbst sagen.«
    »Ich versuche, Engel zu helfen. Ich bin vielleicht ihr engster Freund.«
    Er zog die Stirn in Falten. »Wenn Sie ein enger Freund wären, dann wüssten Sie es schon.« Er griff nach unten und zog an der Schnur, um die Fräse anzulassen. Die Maschine sprang beim ersten Ruck laut knatternd an. Ich machte Platz, als der alte Mann in einem Schneewirbel davonstürmte.
    An diesem Abend kam Engel etwas später als sonst von der Arbeit nach Hause. Draußen war es bereits dunkel. Es war offensichtlich, dass sie wieder einmal einen schlechten Tag gehabt hatte, da sie kaum ein Wort mit mir wechselte. Wieder einmal schlecht gelaunt , dachte ich. Als wir uns zum Essen setzten, fragte ich: »Alles okay mit dir?«
    Sie nickte, sagte jedoch nichts.
    »Wir sind bei Film Nummer achtundsechzig, Ein Amerikaner in Paris. «
    Sie gab keine Antwort. Das Einzige, was während unserer Mahlzeit zu hören war, war das Klirren von Gabeln und Messern. Einmal mehr wurde das Schweigen quälend.
    Angesichts der Tatsache, dass sie jeden Blickkontakt mit mir vermied, fragte ich mich, ob ihre Laune vielleicht etwas mit mir zu tun hatte.
    Schließlich brach ich das Schweigen. »In einer Woche ist Thanksgiving. Hast du schon irgendetwas vor?«
    »Nein.«
    »Würdest du gern ausgehen?«
    »Ich feiere Thanksgiving nicht«, sagte sie. Wieder Schweigen. Ich gab auf. »Okay, habe ich irgendetwas getan, um dich zu kränken?«
    Sie sah langsam auf, als sei sie sich unschlüssig, ob sie mir antworten sollte. Schließlich sagte sie: »Ich habe heute Nachmittag mit meinem Vermieter gesprochen. Er sagte, du hättest mit ihm geredet.«
    »Er hat den Gehweg geräumt.«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du dich aus meinen persönlichen Angelegenheiten heraushalten würdest.« Sie stand auf und ging in ihr Schlafzimmer. Ich blieb völlig verdutzt sitzen. Nach ein paar Minuten stand ich auf, stellt unsere Teller in die Spüle und ging in mein Zimmer. Ohne ein weiteres Wort gingen wir beide zu Bett.
    In dieser Nacht wachte ich wieder von ihrem Weinen auf.

Fünfzehntes Kapitel
    Jetzt kann ich klar sehen. Wie konnte ich nur so schwer von Begriff sein?
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Am nächsten Morgen überlegte ich zum ersten Mal seit meiner Ankunft, ob ich bei Engel bleiben wollte. Ich würde meinen Weg noch nicht fortsetzen können, ich war ebenso wenig bereit dafür wie das Wetter, aber ich konnte jederzeit irgendeine andere Bleibe in Spokane finden.
    Ich ging das Telefonbuch durch und fand ein Hotel, das einen längeren Aufenthalt anbot. Es lag nur zwei Meilen von Engels Haus entfernt. Engel hatte kein anderes Telefon als ihr Handy, daher konnte ich nicht anrufen und nach einem freien Zimmer fragen, aber ich nahm an, dass ich die zwei Meilen zu Fuß schaffen konnte.
    Während ich begann, meinen Aufbruch zu planen, hielt ich auf einmal inne. Konnte ich Engel wirklich einfach so sitzen lassen nach all dem, was sie für mich getan hatte? Unmöglich.
    Außerdem glaubte

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