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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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wäre also reichlich genug. Aber da ich für kalte Truthahnreste schwärme, wählte ich einen acht Pfund schweren Vogel aus. Und ich kaufte vier Liter Eierflip, was Nicole für total übertrieben hielt. »Du wirst der Einzige sein, der das Zeug trinkt«, sagte sie.
    »Alle lieben Eierflip«, sagte ich.
    »Nicht alle«, entgegnete sie. »Manche Leute haben Geschmack.«
    »Waffenstillstand, was das Thema Eierflip angeht«, schlug ich vor.
    »Waffenstillstand«, pflichtete sie mir bei.
    Neben dem vielen Essen kauften wir auch noch die passende Dekoration für die Feiertage: Duftkerzen, Weihnachtsbaumschmuck, Mistelzweige und Lichterketten für den Baum. Nicole war die ganze Zeit über fröhlich gestimmt.
    Während ich mich in der Obst- und Gemüseabteilung umsah, entdeckte sie einen kunstvollen silbernen Bilderrahmen. Sie kam zu mir, um ihn mir zu zeigen.
    »Was hältst du davon?«, fragte sie. »Er ist aus Sterlingsilber. Ich finde, er ist hübsch.«
    »Er ist wunderschön«, sagte ich. »Wofür ist er?«
    »Für Aiden«, antwortete sie.
    »Perfekt«, sagte ich. »Dafür ist er genau das Richtige.«
    Dann sagte sie: »Ich denke, ich werde zwei davon kaufen. Ich glaube, Bill hätte auch gern einen.«
    Ein paar Minuten später fragte ich Nicole: »Hast du Weihnachtsmusik zu Hause?«
    »Nein.«
    »Besitzt du eine Stereoanlage?«
    »Ich habe einen CD-Player und einen iPod.«
    »Das tut es auch.« Ich kaufte Weihnachts-CDs von Burl Ives, Mitch Miller und natürlich von den Carpenters. Als ich Nicole die CDs zeigte, sagte ich: »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wie Karen Carpenter aussiehst?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht?«
    »Ich sehe überhaupt nicht aus wie Karen Carpenter. Denn wie dir vielleicht schon aufgefallen ist, bin ich blond.«
    »Okay, dann bist du eben eine blonde Version von Karen Carpenter.«
    »Ich sehe nicht so aus wie sie«, beharrte sie und ging weiter. Ich folgte ihr mit unserem Einkaufswagen.
    »Ich finde schon«, murmelte ich.
    Ich bat Nicole, am Eingang auf mich zu warten, während ich kurz zum Schalter der Videothek ging, um noch zwei Filme auszuleihen. Als ich wiederkam, versuchte sie, einen Blick auf die DVD-Hüllen zu werfen, die ich in der Hand hielt.
    »Welche Filme sind es denn?«
    »Das wirst du dann schon sehen.«
    »Jetzt sag schon«, lachte sie.
    »Das wirst du dann schon sehen«, wiederholte ich.
    Auf der anderen Seite der Einkaufspassage war ein Stand, an dem Weihnachtsbäume verkauft wurden.
    »Wir brauchen einen Baum«, sagte ich.
    »Ich werde ihn aussuchen«, erklärte sie. »Es ist mein Haus.«
    »Na schön«, stimmte ich zu.
    Nicole fand eine hübsch gewachsene Douglastanne, die etwa einen Meter achtzig hoch war. Der Mann, der die Bäume verkaufte – sein Name war Maximilian (»aber nennen Sie mich einfach Max«) –, war so begeistert von seinen Bäumen, dass es fast ein Wunder war, dass er überhaupt bereit war, sich von ihnen zu trennen. Neben unserer Douglastanne gab er uns ungefragt auch noch eine Fülle nutzloser Informationen über unseren Kauf mit auf den Weg:
Die Douglastanne ist eigentlich gar keine Tanne.
Die Douglastanne ist einer der wenigen Bäume, die von Natur aus kegelförmig wachsen.
Die Douglastanne ist nach David Douglas benannt, einem Burschen, der den Baum im neunzehnten Jahrhundert wissenschaftlich untersucht hat.
Die Douglastanne wurde zum zweitbeliebtesten Weihnachtsbaum in Amerika gewählt, gleich nach der Frasertanne, die im Süden wächst und, wie ich annehme, eine echte Tanne ist.
Max verkauft ausschließlich Douglastannen.
    Max schnallte den Baum auf das Dach von Nicoles Malibu, und wir fuhren nach Hause. Nachdem wir alle Lebensmittel ins Haus getragen und im Kühlschrank verstaut hatten, schnappte ich mir ein Steakmesser und ging hinaus, um den Baum loszuschneiden.
    Er war verschwunden.
    Ich konnte es nicht glauben. Ich rief Nicole, und sie kam aus dem Haus gelaufen.
    »Was ist denn los?«
    »Jemand hat unseren Baum gestohlen.«
    »In der kurzen Zeit?«
    »Er hat ihn einfach vom Wagen geklaut.« Ich sah sie an. »Wer stiehlt denn einen Weihnachtsbaum?«
    »Na ja, es war eben eine Douglastanne«, sagte Nicole. »Der zweitbeliebteste Weihnachtsbaum der Welt.«
    Ich sah sie grinsend an. »Meinst du, es gibt einen Schwarzmarkt für Douglastannen?«
    »Einen riesigen Markt für gestohlene und gekidnappte Bäume. Vermutlich werden wir jeden Augenblick eine Lösegeldforderung bekommen.«
    »Unser Dieb wird sich ganz schön wundern, wenn er erfährt,

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