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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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zu treiben.
    Während die letzten Sekunden vor Mitternacht verstrichen, saßen wir alle auf der Couch und sahen zu, wie Dick Clark auf dem Times Square das neue Jahr einläutete. Um Mitternacht tauchten unsere Nachbarn aus ihren sonst stillen Behausungen auf, um Feuerwerkskörper zu zünden und durch Schläge auf Töpfe und Pfannen das neue Jahr einzuläuten.
    »Frohes neues Jahr«, sagte ich zu den Frauen.
    »Dir auch ein frohes neues Jahr«, sagte Nicole. »Und dir, Christine.«
    »Frohes neues Jahr ihr beiden«, sagte Christine. »Ich hoffe, nächstes Silvester sehen wir uns alle hier wieder.«
    Ich sah Nicole an. »Das wäre schön«, sagte ich.
    Nicole lächelte. »Das wäre schön.«
    Am nächsten Morgen schliefen Nicole und ich aus. Es war Samstag, und Nicole hatte frei. Ich war schon vor ihr auf, daher machte ich belgische Waffeln mit Schlagsahne und geschnittenen Erdbeeren und rief sie dann zum Frühstück. Sie kam im Pyjama in die Küche.
    »Du musst unbedingt noch länger bleiben«, sagte sie. »Vielleicht sollte ich noch einmal mit einem Messer auf dich losgehen.«
    Ich verzog das Gesicht. »Jetzt machst du mir aber Angst.«
    Als wir aufgegessen hatten, sagte Nicole: »Wir müssen Bill ein paar Donuts bringen und ihm ein frohes neues Jahr wünschen.«
    »Wir haben mehr als genug«, sagte ich. »Ich packe ein paar für ihn ein.«
    Bill lebte in der Nähe des Krankenhauses in einer gehobenen, älteren Wohngegend namens South Hill. Sein Zuhause war ein großes rotes Backsteinhaus im Rancho-Stil, das von alten immergrünen Bäumen umgeben war. Sein Truck stand in der Auffahrt. Nicole und ich gingen gemeinsam den Steinweg zu seiner Veranda hoch. Nicole klingelte an der Tür, aber er öffnete nicht. Nach ein paar Minuten klopfte sie an die Tür, aber es kam noch immer keine Reaktion. Sie wandte sich zu mir um. »Könntest du vielleicht nachsehen, ob er in der Garage oder im Garten ist?«
    »Kein Problem.«
    Ich ging ums Haus, aber die Garage war abgesperrt und der Garten von Schnee bedeckt, der bis über die Terrasse hochgeweht war. Während ich mich zur Hintertür durchkämpfte, hörte ich Nicole aufschreien. Ich rannte wieder nach vorn. Die Haustür stand offen, und drinnen kniete Nicole auf dem Boden und versuchte, Bill wiederzubeleben.
    »Ruf den Rettungsdienst«, sagte sie.
    Ich fand das Küchentelefon und wählte den Notruf. »Wie ist die Adresse?«, rief ich Nicole zu.
    »2213 Yuma.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich zu Nicole und kniete mich neben sie. Ich legte Bill eine Hand an den Hals, um seinen Puls zu fühlen. Es gab keinen. Sein Körper war kalt. Ich sah sie an. »Er ist tot, Nicole.«
    Sie drückte weiter auf seine Brust.
    »Nicole, er ist tot.«
    »Ich weiß«, sagte sie. Sie hörte auf zu drücken, schlug die Hände vor die Augen und schluchzte.

Dreiunddreißigstes Kapitel
    Wir können nur das verlieren, worauf wir vorher Anspruch erhoben haben.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Nicole ging hinaus, setzte sich ins Auto und weinte. Sie konnte es nicht ertragen, in einem Raum mit Bills Leichnam zu sein. Ich hatte mehr Mitleid mit ihr als mit Bill. Ich war mir sicher, dass Bill dort war, wo er sein wollte.
    Ich wartete draußen auf die Rettungssanitäter, und als sie kamen, führte ich sie ins Haus. Nachdem sie Bill untersucht hatten, unternahmen sie keinen Versuch, ihn wiederzubeleben.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt lebend gesehen?«, fragte einer der Sanitäter.
    »Meine Bekannte hat ihn vor ein paar Tagen gesehen.«
    »Er ist schon eine ganze Weile tot«, sagte er.
    Nicole und ich verbrachten den Rest des Tages damit, die nötigen Dinge im Zusammenhang mit Bills Tod zu regeln. Die Rettungssanitäter verständigten das Büro des Gerichtsmediziners, und dessen Leute kamen und brachten ihn weg. Nicole ging Bills Sachen durch, um einen Hinweis auf jemanden zu finden, den sie verständigen könnte.
    Während sie nach Kontaktinformationen suchte, ging ich in den Keller, um mir die Modelleisenbahn anzusehen, von der sie mir so viel erzählt hatte. Bills Gleisanlage war tatsächlich beeindruckend. Sie stand etwas erhöht auf dicken Brettern und war etwa drei mal sechs Meter groß. Es gab unzählige Gleise, Tunnel und Miniaturstädte mit Plastikgebäuden.
    Bill hatte den Strom für die Modelleisenbahn nicht abgeschaltet. Ich drückte auf einen Hebel. Eine kleine Lokomotive setzte sich in Bewegung und begann, sich durch die Liliputaner-Landschaft zu schlängeln. Damit hat der alte Mann also seine

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