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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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körperliche Gesundheit und uns für Dein Lob, Amen.«
    »Amen«, sagte ich. Ich füllte das restliche Omelett in meine Metallschale, dann setzte ich mich neben sie. »Du betest viel«, sagte ich.
    »Vor den Mahlzeiten. Wenn ich aufstehe. Wenn ich zu Bett gehe. Immer, wenn ich Angst habe. Immer, wenn ich dankbar bin.« Sie lächelte mich an. »Eigentlich die ganze Zeit.« Sie nahm einen Bissen Omelett. »Ein warmes Frühstück tut gut.«
    »Ich wünschte nur, ich hätte noch einen Kaffee dazu«, sagte ich. Ich nahm einen großen Bissen Omelett. »Was hast du heute vor? Weitertrampen?«
    »Ich nehm’s an.« Sie senkte für einen Moment den Blick und stocherte in ihrem Essen herum. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern für eine Weile mit Ihnen gehen.«
    Ich war mir nicht sicher, ob das eine gute Idee war. »Ich gehe über zwanzig Meilen am Tag. Meinst du, du kannst da mithalten?«
    »Ich werd’s versuchen.«
    Ich nahm einen Bissen und kaute langsam, während ich über ihre Bitte nachdachte.
    »Wenn Sie nicht wollen, dass ich mit Ihnen gehe, dann verstehe ich das«, sagte sie.
    »Es ist schon okay«, entschied ich. »Ich hätte nichts gegen ein bisschen Gesellschaft.«
    Sie lächelte. »Gut. Ich auch nicht.«
    Nachdem sie aufgegessen hatte, stand sie auf. »Ich sehe mich mal um, ob ich irgendwo Wasser finden kann, um unser Geschirr zu spülen.« Ein paar Minuten später kam sie mit einer sauberen, tropfenden Pfanne wieder. »Ich habe einen Wasserhahn gefunden.«
    »Meinst du, das Wasser ist unbedenklich?«, fragte ich.
    »Was heißt unbedenklich?«
    »Dass man es trinken kann.«
    »Ich weiß nicht. Da stand nirgends, dass man es nicht trinken kann.«
    »Dann kann man es vermutlich. Wir sollten unsere Flaschen auffüllen.« Ich nahm einen großen Schluck aus meiner Feldflasche und holte dann zwei Plastikflaschen. »Wo ist dieser Wasserhahn denn?«
    »Dort drüben. Hinter der Statue.« Sie zeigte in die Richtung.
    Ich füllte meine Behälter auf, dann kam ich wieder und leerte eine der Flaschen über dem Feuer aus. Eine weiße Wolke aus Rauch und Dampf stieg von der Asche und den Steinen auf. Ich ging noch einmal los, um die Flasche wieder aufzufüllen, und verstaute sie dann in meinem Rucksack.
    Wir rollten unsere Schlafsäcke zusammen, und Kailamai half mir, das Zelt abzubauen. Ich setzte meinen Hut und die Sonnenbrille auf. Als alles eingepackt war, sagte ich: »Können wir?«
    Sie schulterte ihren Rucksack. »Wir können.«
    Wir stiegen den Hügel zur Straße hoch und liefen weiter bis zur Gabelung. Als wir an dem Schild der Forstverwaltung vorbeikamen, fragte ich sie: »Hast du den Mullan Tree schon mal gesehen?«
    »Nie davon gehört. Lohnt es sich denn?«
    Ich schaute in die Richtung, in die das Schild zeigte, dann ging ich weiter. »Wahrscheinlich nicht«, sagte ich.
    Wir überquerten den Interstate Highway und gingen dann die Auffahrt hinunter zur I-90. Die Straße führte noch immer bergab, und ich klappte die Krempe meines Akubra-Huts herunter, weil mir die Sonne in die Augen schien.
    »Ich mag Ihren Hut«, bemerkte Kailamai.
    »Das ist ein Akubra«, erklärte ich. »Den habe ich aus Australien.«
    »Sie waren in Australien?«
    »Vor ungefähr fünf Jahren. Ich hatte einen Kunden aus Melbourne.«
    »Das ist ja cool. Da wollte ich schon immer mal hin.«
    »Ich habe gehört, Boston soll sehr schön sein«, sagte ich. »Deine Tante wohnt da?«
    »Das habe ich mir nur ausgedacht«, sagte sie. »Es war einfach der erste Ort, der mir eingefallen ist.«
    »Und wohin willst du wirklich?«
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, wenn ich lange genug gehe, werde ich schon irgendetwas finden.«
    »Wo ist dein Zuhause?«
    »Ich habe keines. Streng genommen bin ich ein weggelaufenes Kind. Zumindest nach den Akten der Behörden. Aber nur noch für einen Monat.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich bin ein Pflegekind. Ich habe fast mein ganzes Leben in Pflegefamilien verbracht. Mit meiner letzten Pflegefamilie hat es nicht besonders gut geklappt, daher bin ich weggelaufen.«
    »Warum hast du dich nicht einfach an die Behörden gewendet?«
    »Das hat keinen Sinn. In einem Monat werde ich achtzehn, dann ist der Staat sowieso nicht mehr für mich zuständig. Es nennt sich ›Überschreiten der Altersgrenze‹. Ich bin auf mich allein gestellt.«
    »Bist du denn bereit dafür, auf dich allein gestellt zu sein?«
    »Ich werd’s herausfinden, nehme ich an. Die Chancen stehen nicht allzu gut. Meine Fallbetreuerin hat mir gesagt,

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