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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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gemacht. Ich wollte mit Drogen nichts zu tun haben, deshalb hat er mich gehasst. Einmal hat meine Schwester mich verprügelt, und er saß nur da und hat sie auch noch angefeuert. Das war die schlimmste Tracht Prügel, die ich von ihr je bekommen habe. Er selbst hat mich auch geschlagen. Aber er tat es nicht, weil er sauer auf mich war, es war eher so, dass es ihn anmachte oder so. Er wurde wegen Kleinigkeiten sauer. Er behauptete zum Beispiel, dass ich die Toilettenpapierrolle nicht ersetzt hätte, und sagte, dass ich dafür büßen müsste. Und er hat es gern lange hinausgezögert. Einmal hat er mich gezwungen, mich in die Garage zu setzen und eine ganze Stunde darauf zu warten, dass er kommt und mich verprügelt. Normalerweise musste ich die Hose herunterlassen, damit er mich auf den nackten Po schlagen konnte.«
    »Warum hast du niemandem etwas davon gesagt?«
    Sie trat nach einem Stein. »Das ist nicht so leicht«, sagte sie. »Wenn man nichts anderes kennt, akzeptiert man es einfach.«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Aber in der Schule war es schön. Als ich in die Mittelschule kam, änderte sich mein Leben. Ich hatte eine richtig tolle Geschichtslehrerin, die mich mochte: Mrs. Duncan. Sie sagte mir, dass ich klug sei. Einmal bekam ich in einem Test die höchste Punktzahl, und sie hielt meinen Test hoch und sagte es der ganzen Klasse. Sie gab mir sogar ihre Handynummer und sagte, ich könne sie jederzeit anrufen, wenn ich eine Frage hätte. Ich habe es nie getan, aber es war cool, dass ich es hätte tun können.
    Eines Tages rief mich dann die Schulkrankenschwester kurz vor Schulschluss in ihr Büro. Sie fragte mich nach den blauen Flecken an meinem Arm. Ich sagte ihr, ich sei die Treppe heruntergefallen.
    Dann fragte sie mich nach meiner Mutter. Ich hatte richtig Angst und sagte, dass zu Hause alles in Ordnung sei, aber sie wusste, dass ich log. Nachdem sie mich eine ganze Stunde lang ausgefragt hatte, brach ich schließlich zusammen und erzählte ihr alles. Sie hörte zu und machte sich Notizen. Nachdem ich alles erzählt hatte, sagte sie: ›Ich will, dass du nach Hause gehst und einen Koffer packst. Jemand wird kommen und dich abholen.‹
    Sie sagte mir nie, wer kommen würde. Also ging ich nach Hause und fragte mich, was jetzt wohl passieren würde. Als ich nach Hause kam, war meine Mutter wütend. Sie sagte, ich hätte die Küche unordentlich hinterlassen, und lief mir nach. Ich rannte inzwischen sowieso nicht mehr vor ihr weg, denn das machte sie nur noch wütender. Daher stand ich einfach nur da, während sie mich schlug.
    Als sie fertig war, hatte ich eine blutige Nase und lag auf dem Boden. Sie gab mir einen Tritt ins Gesäß und sagte, ich solle das Blut wegputzen, das ich auf den Teppich gespritzt hätte, und dann in mein Zimmer gehen. Ich wischte mein Blut auf und dann, als ich eben in mein Zimmer gehen wollte, sagte sie etwas, das noch mehr wehtat als die Schläge. Sie sagte: ›Warum habe ich dich nicht abgetrieben?‹
    Ich flippte aus und sagte: ›Du musst dir keine Sorgen mehr um mich machen. Jemand kommt und holt mich ab.‹
    Sie fing an zu lachen und sagte: ›Wer würde ein kleines Stück Scheiße wie dich schon wollen?‹
    Es war wie ein Wunder, dass genau in dem Augenblick jemand an der Haustür klingelte. Meine Mutter sah zur Tür, dann sah sie mich an, dann wieder zur Tür. Sie erstarrte. Es hämmerte an der Tür, und dann rief ein Mann: ›Aufmachen, Polizei.‹ Meine Mutter öffnete die Tür. Sechs Polizisten standen da. Es war richtig unheimlich. Zwei von ihnen bauten sich vor meiner Mutter auf und brüllten sie an. Ein anderer kam auf mich zu. Ich dachte, er würde mich auch anbrüllen, aber das tat er nicht. Er fragte: ›Bist du Kailamai?‹ Ich sagte: ›Ja.‹ Er sagte: ›Geh nach oben, und pack deine Sachen.‹
    Ich rannte hoch und warf alles, was ich hatte, in einen Kopfkissenbezug und trug es herunter.
    Als ich wieder herunterkam, sagte der Polizist: ›Wenn du willst, kannst du dich von deiner Mutter verabschieden.‹ Ich ging auf sie zu, um sie zu umarmen, aber sie wollte das nicht. Da wurde der Polizist richtig wütend und sagte: ›Umarmen Sie Ihre Tochter.‹ Sie tat es, aber nur weil sie Angst hatte. Als wir gingen, musste ich weinen, und ich sah noch einmal zu ihr zurück. Doch sie sagte nur: ›Du bist ein Kind des Teufels.‹ Einer der Polizisten sagte: ›Dann sind Sie der Teufel. Um Sie werden wir uns später kümmern.‹ Dann setzten sie mich auf die Rückbank des

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