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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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Werbetyp (er verriet uns nie seinen Namen) machte uns Frühstück, ein selbst gemachtes Durcheinander, das er buntes Allerlei nannte. Es war ein Potpourri aus gewürfelten Kartoffeln, Eiern, Cheddarkäse, Forelle, Zwiebeln und Speck und schmeckte ziemlich gut.
    Wir bedankten uns bei ihm, wünschten ihm alles Gute und machten uns auf den Weg nach Missoula.
    »Der Typ hat ja wirklich gern gefischt«, bemerkte Kailamai.
    »Jeder braucht einen Grund, um morgens aufzustehen«, sagte ich.
    Der Verkehr wurde dichter, je näher wir Missoula kamen, und ich rechnete fest damit, bald von der Highwaypolizei angehalten zu werden, aber das passierte nicht. Als wir die Abfahrt in Richtung Stadt nahmen, kamen wir an einem Schild vorbei, das das »Hoden-Festival« ankündigte.
    »Was glauben Sie, was das ist?«, fragte Kailamai.
    »Das will ich lieber nicht wissen«, sagte ich.
    Etwas später an diesem Nachmittag hielten wir an einem Tankstellenshop, um eine Flasche Wasser und eine Hostess-Apfeltasche für Kailamai zu kaufen. Als wir den Laden verließen, stand ein riesiger Schwerlaster an der Zapfsäule und tankte. Der Trucker saß auf der vorderen Stoßstange seines Trucks.
    »Hi«, sagte er und tippte sich kurz an die Mütze. Er trug ein Flanellhemd und eine Gürtelschnalle, die ungefähr so groß wie ein Pfannkuchen war.
    »Können Sie uns sagen, wo hier das nächste Hotel ist?«, fragte ich.
    »Kommt drauf an, in welche Richtung Sie wollen? Osten oder Westen?«
    »Osten.«
    »Vielleicht dreißig Meilen.«
    Ich stöhnte auf. »Danke.« Ich wandte mich ab.
    »Soll ich euch mitnehmen? Ich fahre in die Richtung.«
    »Nein, danke. Wir laufen lieber.«
    »Okay. Aber seid vorsichtig.«
    Die Trucker waren immer hilfsbereit.
    Ein paar Stunden später sagte ich: »Ich habe eine Entdeckung gemacht.«
    »Was denn?«, fragte Kailamai.
    »Es gibt ein Geheimnis für die Benennung von Städten in Montana. Man nimmt ein Tier, dazu eines seiner Körperteile und kombiniert die beiden.«
    Sie sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Nein, im Ernst, denk mal darüber nach: Wir sind durch Beaver Tail, Bearmouth und Bull’s Eye gekommen. Es gibt endlose Möglichkeiten.«
    »Das könnte Spaß machen«, sagte Kailamai. »Vielleicht heißt die nächste Stadt ja Moose Antler.«
    »Sehr überzeugend«, sagte ich. »Oder Otter Tail.«
    »Rabbit’s Foot.«
    »Badger Paw.«
    »Warten Sie«, sagte Kailamai. »Hier ist der Beste: Monkey Butt, Montana.«
    Wir prusteten beide los. Ich mochte dieses Mädchen.
    Der Name der nächsten Stadt, in die wir kamen – Drummond –, entsprach nicht meiner Namensformel, aber der Name des ersten Restaurants, an dem wir vorbeikamen, tat es wieder. Es war das Bull’s End Café. Ein Schild vor dem Lokal verkündete: PAULINES BARBECUE-SAUCE WIRD HIER GEMACHT. Darunter sah man das anatomisch völlig korrekt dargestellte Hinterteil eines Bullen. Kein Wunder, dass das Geschäft dichtgemacht hatte.
    »Das ist eklig«, sagte Kailamai. »Wie soll man dabei denn Lust aufs Essen bekommen?«
    »Genau dafür gibt es Werbeagenturen«, sagte ich.
    Ein Stück weiter die Straße hinunter lag das Frosty Freeze, ein verwittertes, A-förmiges Gebäude mit einem Schiebefenster, das als Takeaway-Schalter diente. Vor dem Gebäude stand ein bemaltes Sperrholzschwein, das eine amerikanische Flagge und ein Schild hielt, auf dem ITALIENISCHE SLOPPY JOES – SIE WERDEN BEGEISTERT SEIN stand.
    Der Laden sah verlassen aus, aber im Fenster hing ein Blatt Papier mit der Aufschrift WIR HABEN GEÖFFNET. Als wir uns dem Gebäude näherten, tauchte eine Frau am Fenster auf.
    »Was kann ich Ihnen bringen?«, fragte sie. Ihr Atem roch noch beißend nach der Zigarette, die ich hinter ihr brennen sah.
    »Ich werde Ihren italienischen Sloppy Joe probieren«, sagte ich. »Und du, Kailamai?«
    »Ich nehme dasselbe. Kann ich Kartoffelrösti dazu haben?«
    »Wir nehmen zu beidem Rösti und für mich eine Cola light.«
    »Wir haben Pepsi-Produkte«, sagte sie.
    »Na schön, dann eine Pepsi light und für sie ein Sprite.«
    »Wir haben kein Sprite, wir haben Pepsi-Produkte.«
    »Was immer wie Sprite aussieht«, sagte ich.
    »Sierra Mist«, sagte sie und entfernte sich von dem Fenster, um unser Essen zuzubereiten.
    Das Tagesgericht war, wie sich herausstellte, ein Sloppy Joe mit Provolonekäse, Zwiebeln und Knoblauch. Es schmeckte erstaunlich gut, auch wenn Kailamai die Zwiebeln herauspickte.
    An jenem Abend schlugen wir unser Zelt in der Nähe eines

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