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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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Gesichtes schwillt immer mehr an; sie könnte jetzt gut im Phantom der Oper mitspielen. Wenn sie spricht, klingt es, als hätte sie den Mund voller Kaugummi.
    »Der Mensch, für den ich das hier alles mache«, sagt der Mann und breitet die Arme aus.
    »Und was, wenn sie nicht kommt?«, hakt Mrs Oliver nach. »Die Polizei lässt niemanden herein. Das Gebäude ist abgeriegelt.«
    »Sie ist die Polizei«, erwidert der Mann mit einem gemeinen Grinsen.

MEG
    Ich schaue auf die SMS, und jedes BANG trifft mich in die Magengrube. »Ich rufe ihn an«, verkünde ich. »Ich erkenne die Stimmen von Tim und Travis. Danach werden wir mit Sicherheit wissen, ob es einer von ihnen ist.«
    Die drei Männer schauen einander an. »Okay, machen Sie das«, sagt Swain, und ich drücke die Ruftaste. Das Telefon klingelt viermal, dann verstummt das Signal. Anruf beendet , steht auf dem Display. Ein paar Sekunden später piept mein Handy mit einer neuen SMS:
    Ich warte, steht da.
    Lassen Sie die Kinder gehen, dann komme ich, tippe ich zurück.
    Du hast 5 Min.
    Wer sind Sie?
    4 Min.
    »Er hat die Kinder immer noch bei sich.« Ich schaue Aaron, Swain und den Chief an. »Ich muss da rein.«
    »Auf gar keinen Fall«, sagt Chief McKinney. Sein normalerweise gepflegter Schnurrbart hängt schlaff herunter und bedeckt seine Lippen.
    »Ich werde da jetzt reingehen«, sage ich entschlossen und erhebe mich. »Ich brauche eine Weste.« Ich zeige auf eine kugelsichere Weste, die in einer Ecke des Wohnmobils hängt.
    »Nun warten Sie mal eine Minute.« Swain steht ebenfalls auf. Er ist so breit wie hoch und ragt über mir auf. Er hat eine sehr ruhige, angenehme Stimme, die ihm als Vermittler bei Geiselnahmen sehr gelegen kommen muss. »In der Minute, in der er da drinnen jemanden erschießt, ist es für ihn vorbei. Wir werden innerhalb von Sekunden das Gebäude stürmen. Dessen muss er sich bewusst sein.«
    »Ich denke nicht, dass wir das Risiko eingehen können.« Ich nehme die Weste und fädle meine Arme durch die entsprechenden Öffnungen. Das Gewicht auf meinen Schultern ist irgendwie tröstlich. »Falls es Tim ist – und das ist ein großes,Falls’ –, kann ich es ihm ausreden. Ich werde alle sicher herausholen können.«
    »Dazu kann ich auf gar keinen Fall meine Zustimmung geben«, sagt Swain.
    »Welche Wahl haben wir denn?« Ich schaue ihm in die Augen. »Was, wenn ich nicht reingehe und er jemanden tötet? Das ist für mich keine Option.«
    »Meg«, sagt der Chief warnend. »Denk nicht einmal daran.«
    Wir alle schauen zur gleichen Zeit auf, als ein dumpfes Grollen langsam immer lauter wird, als würde eine Horde Kühe durchgehen. Wir treten näher ans Fenster des Wohnmobils, das von senfgelben Vorhängen eingerahmt wird, und sehen mit einer Mischung aus Erleichterung und Anspannung, wie sich ein Meer aus kleinen Kindern auf den Parkplatz ergießt.
    »Jesus«, sagt Chief McKinney, und wir alle stürmen zur Wohnmobiltür.
    Das ist meine Chance. Während alle zu den aus dem Gebäude fliehenden Kindern eilen, laufe ich auf die Schule zu. Aaron ruft mir etwas hinterher, aber ich ignoriere ihn. Dem Ganzen muss hier und jetzt ein Ende gesetzt werden.

MRS OLIVER
    Mrs Oliver kämpfte, ihre Augen offen zu halten. Das lag nicht daran, dass sie müde war – obwohl sie es war. Sie fühlte sich, als könnte sie sich jetzt hinlegen und eine Woche durchschlafen, und genau das würde sie auch tun, wenn sie erst wieder zu Hause wäre. Ihr Kopf schmerzte so sehr, dass ihr nur das Schließen der Lider ein wenig Erleichterung verschaffte, aber sie wagte es nicht, den Mann aus den Augen zu lassen. Er zitterte förmlich vor Anspannung, wobei Mrs Oliver nicht sagen konnte, ob diese Anspannung von Vorfreude oder von Angst herrührte. Vielleicht von beidem. Der Aussage des Mannes nach, war genau in dieser Minute ein Police Officer auf dem Weg in diese Klasse, doch das Verwirrende war, dass der Mann ausdrücklich nach ihr verlangt hatte. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Die einzige weibliche Polizistin, die sie kannte, war Meg Barrett, Marias Mutter.
    Mrs Oliver versuchte, das Auge, das nicht beinahe vollkommen zugeschwollen war, auf jedes der Kinder zu richten. Sie alle schienen kurz davor, die Nerven zu verlieren, und ihr Herz schwoll vor Zuneigung an. Für Charlotte, die nun kläglich in ihre Hände weinte und deren einziger Fehler es gewesen war, sich auf dem Weg aus der Klasse nach einem der Strasssteine zu bücken, die von Mrs Olivers Kleid heruntergefallen

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