Bis zum letzten Mann
Verwaltungshauptquartier der Cyclopswerke. Das geflieste und im Stil einer Piazza dekorierte Flachdach wurde häufig für Geschäftsempfänge benutzt. Heute fand hier ein traurigeres Ereignis statt.
Tara Campbell war, bevor irgendjemand sonst erschienen war, am Dachgeländer entlanggegangen und hatte hinaus auf Roosevelt Island geschaut. An den drei Seiten, die sie sehen konnte, wuschen die Wellen des Truxton Sound ans Ufer, der die große Insel vom Kontinent trennte. Die vierte Seite, im Norden der Verwaltungsbüros, lag hinter einigen großen Bauten verborgen, in denen Cyclops Erz schmolz, Panzerung fertigte und mit Komponenten, die von anderen Fabriken auf Skye geliefert wurden, Schwebepanzer und Truppentransporter fertigte.
Diese Anlage war eine der wichtigsten wehrtechnischen Fabriken des Planeten. Aus ebendiesem Grund hatten sie sich heute hier versammelt.
Deshalb - und weil sie Shipils Lanark-Werft einen Tag zuvor verloren hatten.
»Das gefällt mir nicht, flüsterte ihr Gregory Kels-wa-Steiner nicht zum ersten Mal zu. »Das sieht mir nach einer Kur aus, schlimmer als die Krankheit selbst.«
Sie hatten sich an der Nordseite des Daches versammelt. Tara stand mit Duke Gregory und Paladin McKinnon in einem Pulk von Journalisten, Managern und lokalen Politikern. Sie alle beobachteten die auf einem kleinen Projektor ablaufenden Bilder. Fast alle. Tara Bishop, ihre Adjutantin, lenkte die Aufmerksamkeit der Countess auf Anastasia Kerensky, die sich etwas abseits mit dem Fahrenden Ritter unterhielt, der frisch von Terra eingetroffen war.
Sie zuckte die Achseln. Wer wusste wohl, worüber sich die beiden unterhielten? Aber es war offensichtlich, dass sie einander kannten. Kerensky hatte einen bemerkenswert großen Bekanntenkreis.
Bis auf diese beiden, die es geschafft hatten, sich abzusondern, herrschte eine wütende und düstere Stimmung unter den Anwesenden, als der Projektor zum Ende der Bilder von der Verwüstung New Aberdeens kam. Die Aufzeichnung war erst einen Tag alt und versetzte Tara noch immer einen Tiefschlag. Eine Formation aus Mechs und Panzern folgte auf eine Linie Elementare, die vorausgingen und alle verbliebenen Zivilisten aus den Gebäuden scheuchten, die zur Vernichtung bestimmt waren. Anschließend wies Galaxiscommander Hazen auf die humanitären Anstrengungen hin, die Clan Jadefalke
- diesmal - zur Begrenzung der zivilen Opfer auf sich genommen hatte. Ihre eisige Miene machte Tara deutlich, dass die Zivilisten Hazen völlig gleichgültig waren. Ihr ging es nur darum, dass eine Flut obdachloser Zivilisten, die sich über die Städte und Ortschaften der Umgebung ergoss, den Druck auf die Verteidiger, etwas zur Rettung Skyes zu unternehmen, noch erhöhte.
Niemand sagte etwas, als sich die Szene fortsetzte. Gebäude wurden dem Erdboden gleichgemacht. Parks brannten ab. Wohnungen wurden zerstört. Am Ende der Aufnahme erreichten drei BattleMechs den New Tower und schlugen auf die gehärteten Mauern ein, bis das ganze Gebäude unter seinem eigenen Gewicht einstürzte. Es war die erste gezielte und restlose Vernichtung bei diesem Jadefalken-Angriff.
Es würde nicht die letzte bleiben.
»Das«, erhob Tara Campbell die Stimme, »das zeigt deutlich, mit wem wir es zu tun haben. Mit einem skrupellosen Invasor, der keinerlei Grenze zwischen militärisch gerechtfertigter Beschädigung und Gräueltaten kennt. Malvina Hazen erwartet von uns Dankbarkeit dafür, dass sie Leben geschont hat - dieses Mal! Aber was ist mit der Besatzung von Gondola Station? Den Bewohnern von Chaffee, die sie hat niedermetzeln lassen? Belletaria auf Kimball II! Eine Atombombe über New Aberdeen! Ich weiß nicht, wie viel Großzügigkeit wir noch überleben können.«
Geschickt hatte sie den Tenor ihrer Ausführungen von Zweifeln an Malvinas Vorgehen zu offener Verurteilung geändert. Wenn man bedachte, was sie von diesen Leuten verlangte, brauchte sie jedes mögliche Quentchen Entrüstung.
»Wir verfügen über keine Verlustzahlen aus New Aberdeen, doch mit Sicherheit hat es Opfer gegeben, trotz aller >humanitären Bemühungen< der Jadefalken. Wir wissen, dass ein beträchtlicher Teil der Stadt geschleift wurde. Wohnhäuser. Büros. Geschäfte und Betriebe. Und das in einer Stadt, die wir freiwillig geräumt haben, um derartige Zerstörungen zu verhindern. Während wir jedes einzelne Leben zu bewahren versuchen, ob Bürger oder Bewohner, sinken die Clan-Invasoren auf die Ebene des blindwütigen totalen Krieges.«
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