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Bis zum letzten Mann

Bis zum letzten Mann

Titel: Bis zum letzten Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Backbordseite hinab, fraßen sich durch Schottwände und Spanten und rissen eine tiefe Bresche in der Bordwand der Yggdrasil auf.
    Magnetkanonensalven suchten die Bresche und jagten eine Tonne überschallschnelles Metall ins Innere des Schiffes.
    Ein Kreischen gepeinigten Metalls schrillte durch die Gefechtsbrücke. Der Schottboden beulte sich ein und an einer Stelle schlug ein gebrochener Träger durch das Metall. Er verfehlte die Funkstation und die Funkoffizierin um gerade fünfzig Zentimeter. Luft pfiff durch das Loch im Deck und strömte hinaus ins All.
    Überlappende Bodenplatten verschoben und verformten sich. Eine Bodenwelle schlug genau unter Brionns Sitz hoch. Der Kapitänssessel brach aus der Halterung, wirbelte davon und rammte seinen Insassen gegen die Decke.
    Die auf der Brücke stationierten Raumgardisten, in schwerelosen Operationen ausgiebig gedrillt, hatten den Sessel innerhalb von Sekunden unter Kontrolle und befestigten ihn mit Seilen an einem Stützträger. MedTechs eilten ihrem Kommandanten zu Hilfe, während Schadenskontrollteams die Brücke wieder luftdicht flickten. Nach einer halben Minute war alles erledigt - ein beeindruckendes Schauspiel eingespielter Präzisionsarbeit. Doch in dieser Zeit waren sich die beiden Kriegsschiffe noch einige Kilometer näher gekommen.
    Und die Yggdrasil verfügte über keinen Kapitän.
    Der 1. Offizier des Schiffes, ein Kapitänleutnant, befand sich in der Zentralkontrolle weit tiefer im Schiffsinneren, um zu verhindern, dass die beiden höchstrangigen Offiziere an Bord gleichzeitig ausfielen. Auf dieser Position war er allerdings eher dazu geeignet, die Schadenskontrollteams zu dirigieren und die Anweisungen von der Brücke zu unterstützen, als eine Raumschlacht zu leiten.
    Goran erwartete, dass der Chefarmierungsoffizier das Kommando übernahm, oder vielleicht sogar Herzog Brewsters Verwandter, der politischen Einfluss gewiss einsetzen konnte. Aber alle Stationen hatten die Hände voll damit zu tun, den Schaden auf der Brücke zu beheben, sich um den anfliegenden Nigh-tlord zu kümmern oder für den Kapitän zu sorgen.
    Nur ein Offizier hatte die Geistesgegenwart, weiter Daten zu melden. Das war der Sensoroffizier. Und er richtete sich an den nächsthöchsten Rang auf der Brücke.
    »Kommodore, fünfhundert Klicks entfernt. Distanz wird schnell kleiner.«
    Goran war Teil der Befehlskette. Theoretisch. Brionns hatte ihn in die Kommandostruktur aufgenommen, als er ihn mit an die Navigation setzte. Aber jetzt sollte er ein Schiff in einer Schlacht leiten, das er heute zum ersten Mal betreten hatte?
    Eine der wichtigsten Eigenschaften eines Kommandanten war Entschlusskraft - und im Weltall waren fünfhundert Kilometer nicht viel. Goran zögerte kaum einen Pulsschlag, bevor er das Kommset auf den allgemeinen Befehlskanal einstellte und die Zentralkontrolle rief.
    »Brücke hier. Kapitän Brionns ist verwundet. Kapitänleutnant Frankland, melden Sie sich.«
    Nichts.
    »Verbindung zu Zentralkontrolle ist unterbrochen«, rief die Funkoffizierin. »Wir arbeiten an einer Überbrückung.«
    »Den Nightlord weiter unter schwerem Beschuss halten.« Es war der offensichtlichste Befehl, der Goran einfiel, aber er füllte die Lücke, in der sich selbst unter der erfahrensten Besatzung eine Panik entwik-keln konnte. In Gedanken suchte er verzweifelt nach einem Plan. Wäre es um einen Kampf zwischen Landungsschiffen gegangen, er hätte auf seinen Instinkt vertraut. Nun denn.
    »Ruder, drehen Sie uns relativ zu dem Schlachtschiff auf den Rücken. Armierung, bereithalten zum Wechsel von Backbord- auf Steuerbord-Breitseite.«
    »Dann schießen sie uns in den Bauch, Kommodore.« Der Rudergänger.
    »Besser als in den Kopf«, bellte er. Er hörte keinen Widerspruch mehr und spürte, wie sich das Schiff drehte und die gefühlte Schwerkraft ihre Richtung änderte.
    »Dreihundert Klicks«, rief Sensor. »Passieren in zehn Kilometer Abstand.«
    So nah? Offenbar hatte Brionns Nahkampfambitionen. Eine erprobte lyranische Taktik. Bring schweres Geschütz an den Gegner heran und drück ab, sobald du ihn nicht mehr verfehlen kannst.
    »Ruder. Können wir auf direkten Abfangkurs gehen?«
    »Kom-Kommodore?« Der Mjölnir erzitterte unter neuen Einschlägen.
    »Kollisionskurs. Wir zerkratzen ihnen den Lack und wecken sämtliche Geister.« Er bemerkte das Zögern in den Augen des Mannes. »Wird's bald!«
    »Aye-aye, Kapitän.«
    Goran nahm den Wechsel des Dienstgrads mit einem Knurren und

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