Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis zum letzten Mann

Bis zum letzten Mann

Titel: Bis zum letzten Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
Vom Netzwerk:
einigermaßen natürlich klingen zu lassen. »Vielleicht sollte ich Sie dauerhaft als Raumfährenpilot einteilen.«
    Der Ausdruck des Entsetzens auf seinen Zügen mochte zwar übertrieben sein, aber nicht sehr.
    In dem Bewusstsein, den Sieg davongetragen zu haben, machte sich Alexia auf den Weg in die Himmelstor und überließ es Richard, den Bus herunterzufahren. Sie trieb durch die Schwerelosigkeit nach hinten, bis sie den Dockkragen erreichte. Ein anderes Besatzungsmitglied hatte die Luke bereits geöffnet und stand zum Ausstieg bereit. Alexia ging in die Hocke, hebelte sich über die kreisrunde Öffnung, und nach einem Zug am Lukenrand trieb sie weiter abwärts. Unterwegs streckte sie die Beine aus, um abzubremsen.
    Kräftige Hände fassten sie um die Taille.
    Der Griff verfestigte sich zu einer vertrauten Umarmung und zog sie in die Neunzig-Grad-
    Drehung, die sie auf den Decksboden des Landungsschiffes ausrichtete. Sie schloss die Augen, um den Gleichgewichtssinn zu entlasten, und lächelte. Als sie die Augen wieder öffnete, setzte Jasek Kelswa-Steiner ihre Füße auf den Decksboden und strahlte sie an. Er hielt sie fest, einen Fuß auf das Deck gestützt, den anderen unter ein niedriges Geländer an der Wand geklemmt. Seine Kraft und die kantigen Züge seines Gesichtes wirkten sehr, sehr männlich. Die makellose Bronzehaut und die indigoblauen Augen unterschieden ihn von allen anderen Männern, die Alexia je gesehen hatte. Er wirkte wie ein Holo-vidstar und blieb dabei doch ganz und gar ein Krieger.
    »Du bist spät dran«, flüsterte er und beugte sich vor.
    Sie spürte seine Anziehung tief in ihrem Innern. Alexia zwinkerte ihm zu, dann warf sie einen bedeutungsvollen Blick zur Luke, in der die Füße eines ihrer Besatzungsmitglieder auftauchten. Jasek rollte mit den Augen, dann drehte er sie zur Wand, wo sie sich mit einer Hand an einer Leiter festhielt.
    »In etwa sechzig Sekunden haben wir wieder Schwerkraft«, teilte er dem Mann mit. »Holen Sie alle aus der Fähre.« Er erwiderte den Salut des Mannes und winkte Alexia die Leiter hinauf.
    Gefolgt von Jasek trieb sie in die oberen Decks der Himmelstor hinauf. Als sie die Offiziersdecks erreichten, ertönte ein kurzer Warnalarm. Sie zogen sich aus der Nähe des Aufstiegs zurück und warteten an der Wand, während die gewaltigen Schubtriebwerke des Schiffes tief unter ihnen im Maschinenraum wummernd wieder ansprangen. Mit dem Bremsschub kehrte auch die Schwerkraft zurück und drückte sie mit den Füßen aufs Deck. Alexias Knie beschwerten sich über einige Kilo zusätzliches Gewicht.
    »Wir feuern ein paar Stunden mit 1,2 g, um die verlorene Bremszeit aufzuholen«, erklärte er. »Du hast dich verspätet.«
    »Es ist ja nicht so, als hätte ich einen Zeitplan bekommen. Befehle wie >Geh mal nachsehen< eignen sich eben nicht zu präziser Planung. Aber mir geht es gut und ich habe niemanden verloren. Danke der Nachfrage.«
    Jasek grinste, dann lachte er. »Wir haben einen furchtbar schlechten Einfluss auf dich. Deine Vorgesetzten würden gar nicht mehr wissen, was sie mit dir machen sollen.«
    »Das war doch wohl beabsichtigt, oder?«
    Nachdem sie ihren Positionstest vergeigt hatte, hatte man auf Arc-Royal von Alexia erwartet, sich in einer der anderen Pseudokasten einzugliedern. Oder zur Söldnerin zu werden, falls die Kell Hounds sie annahmen. Stattdessen hatte sie sich einen Geas auferlegt und sich auf die Suche nach ihrem wahren Platz im Leben gemacht. So etwas war nur noch bei wenigen Clans üblich, aber Alexia hatte ein, zwei Tropfen Seefuchsblut in ihrem Erbgut, und das genügte, sie zu einem anderen Leben zu drängen. Dass er ihr diese zweite Chance auf ein Leben als Kriegerin ermöglicht hatte, hatte sie Jasek mit unverbrüchlicher Loyalität und erstklassigen Leistungen gedankt.
    »Na schön«, kapitulierte er und setzte sich wieder in Bewegung. »Ich wusste, dass du keine ernsthaften Verluste hattest, sonst hättest du dich über Funk gemeldet. Verletzte?«
    »Ein Schulterbruch von einem verunglückten Ausstieg. Wir haben einen ScoutMech und zwei Fahrzeuge verloren, und ich schätze, eine Krötenrüstung muss generalüberholt werden.«
    Jasek zuckte zusammen. »Das ist ein hoher Materialpreis. Ich hoffe nur, was du mitbringst, ist das auch wert.« Er drückte die Luke zu seinem Büro gleich neben der Unterkunft auf. »Leben die Highlander noch?«
    Alexia betrat den Raum, sah, dass niemand auf sie wartete, und ließ sich mit einem dankbaren Seufzer

Weitere Kostenlose Bücher