Bis zum letzten Mann
IX, Re
Über Zebebelgenubi Präfektur IX, Republik der Sphäre
23. September 3134
Alexia Wolf stützte sich mit den Händen im Schottrahmen ab und beugte sich in die Steuerkabine des Raumboots. Es roch nach warmer Elektronik und Schweiß. Die zwölf Quadratmeter der Kabine waren mit drei Pilotensesseln und genug Kontrollen für ein Landungsschiff prall gefüllt. Für einen >Raumbus< wie die S-7A wirkte es überfrachtet. Zumindest fand dies eine Mech-Kriegerin.
»Wie lange noch?«, fragte sie. Durch die Sichtscheibe aus Panzerglas waren nur Sterne zu sehen.
»Fuffzehn Sekunden länger, als es ohne diese Frage gedauert hätte.«
Sie wusste, dass Oberleutnant James Richard es übel nahm, dass er für diesen Zubringerflug seinen Eisensturm- -Luft/Raumjäger hatte stehen lassen müssen, aber Alexia legte Wert auf einen schnellen und problemlosen Transfer, und dafür kam ihr bester Pilot gerade recht. Diese gesamte Mission war überhastet vorbereitet und lief gefährlich schnell ab. Nur neun Tage, die Hälfte der Zeit, die ein reguläres Landungsschiff von Nusakan zum Sprungpunkt und vom Sprungpunkt nach Zebebelgenubi gebraucht hätte. Und jetzt, da ihre Tharkanischen Ulanen nach dem Erkundungsangriff auf dem Rückflug waren, wollte sie Jasek Kelswa-Steiner persönlich Bericht erstatten.
Der Anführer des Sturmhammers war vom selben >Piratensprungpunkt< aus im Anflug, den die Ulanen benutzt hatten. Eine der besten Aufgaben, für die Jasek seine Kundschafter eingesetzt hatte, war die, alle Nicht-Standard-Sprungpunkte in allen Systemen festzuhalten, die der Sturmhammer besuchte. Es war mit Gefahren verbunden, mit einem Sprungschiff so tief in die Schwerkraftsenke eines Sonnensystems einzudringen, doch der strategische Vorteil eines schnellen und unauffälligen Eindringens wog das auf.
Allerdings machte es die Krieger nervös.
»Bringen Sie uns einfach heil hin«, erwiderte sie. »Und bevor sie in die Atmosphäre eintauchen.«
Richard nickte. Dann wurde die linke Bugwand ohne Vorwarnung zum Boden, als die Manöverdüsen einen langen Schubstoß abgaben und den Bus nach Steuerbord schwenkten. Eine lange, runde Wand aus grauem Metall schob sich in die Sicht. Jaseks Himmelstor. Das riesige Landungsschiff der ExcaliburKlasse fiel nur Meter entfernt durchs All. Der Ring eines Andockkragens war so nahe voraus, dass Alexia Angst bekam, der Raumbus würde daran entlangscheuern.
»Rolle«, warnte Richard sie diesmal vor. Gerade noch.
Wieder feuerten Schubdüsen, und der Boden unter Alexias Füßen rotierte, als die Fähre zusätzlich zu der seitlichen Schwenkbewegung dem sechzehntausend Tonnen schweren Landungsschiff in einer Rollbewegung die Unterseite zukehrte. Alexia stützte sich mit Händen und Füßen im Schottrahmen ab -und der Magen drohte ihr durch den Hals zu springen. Ein zweiter Stoß der Düsen hielt alle Bewegung an. Dann folgte ein letzter Stoß aufwärts, als sich der Bus auf den Rumpf des Excalibur senkte. Alexia spürte, wie sich ihr Pferdeschwanz vom Nacken hob. Ein dumpfer, metallischer Schlag hallte durch das Raumboot, als die Dockkrägen ineinander griffen. Dann folgte ein mechanisches Knirschen, als sich die Verbindung automatisch luftdicht verriegelte.
Aus der Sichtscheibe schaute sie jetzt am Rumpf des eiförmigen Landungsschiffes entlang zu dessen Heck. Zwanzig Meter über dem Dockkragen war ein altes Einheitssymbol unbeholfen überpinselt worden. Unter der hellgrauen Farbe blieb noch ein dunkler Umriss erkennbar, deutlich genug, um das römische Helmprofil der Principes-Garde zu identifizieren. Irgendwann demnächst würde es mit dem blauen Schild und Kreuz von Des Archons Schild übermalt werden und auch der letzte Anspruch der Republik auf die Himmelstor würde Vergangenheit sein.
Alexia schluckte mühsam. »Das haben Sie absichtlich gemacht«, warf sie dem grinsenden Oberleutnant vor.
»Und ob«, bestätigte der. »Passagiere harn auf
Ihr’n Plätzen zu bleiben. Zur eijenen Sicherheit.«
Richard legte Wert darauf, sich möglichst schludrig auszudrücken, wenn er mit ihr sprach, etwas, das die meisten ClanKrieger als beleidigende Faulheit auslegten. Für ihn war es eine weitere Möglichkeit, seine Vorgesetzte zu ärgern. Alexia war jedoch freigeboren und nicht in strikter Clanumgebung aufgewachsen. Sie kam mit seiner entspannten Haltung ebenso zurecht wie mit seiner Art von Humor.
»Sie haben Glück, dass Sie so’n guter Pilot sind«, stellte sie fest und es gelang ihr, die Kontraktion
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