Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis zum letzten Mann

Bis zum letzten Mann

Titel: Bis zum letzten Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
Vom Netzwerk:
zurück wie Jaseks Militäreskorte. Niccolö warf ihm einen warnenden Blick zu, aber er nickte nur und schickte sie zurück.
    Alexia warf ihrerseits einen Blick durch das Heckfenster auf die Menge, die sich an der Straßensperre drängte. »Ich habe gar nicht gewusst, dass du so populär bist. Auf Nusakan haben die Menschen nicht so auf dich reagiert.«
    »Nusakan hat eine fairere Presse«, erklärte ihr Niccolö. »Hier auf Skye gehören viele Medien der Hermann-AG, und die ist offen pro-lyranisch.«
    »Nett bleiben, Nicco.« Jasek warf ihm einen freundlich strengen Blick zu. Alexia erläuterte er: »Er ist nur bitter, weil die GioAvantis ihren Minderheitsanteil an einem der lokalen Sendernetze verloren haben.«
    »Nicht bitter. Nur neidisch. Das ist ein Unterschied.« Niccolös Schmollmiene war übertrieben, wenn auch nur etwas. Alle drei lachten.
    Trotzdem machte sich Jasek Sorgen, dass die Aufmerksamkeit der Medien nicht dazu führte, seinen Vater umgänglicher zu stimmen, als die Wagen in eine Garage rollten. Der Duke hatte die unterschiedlichen Ansichten und Loyalitäten seines Sohnes bis heute nicht akzeptiert und würde sie sicherlich nie verzeihen. Jasek hatte versucht, sich ihm zu erklären, aber eine lebenslange blinde Ergebenheit einem einzelnen Mann gegenüber - einschließlich drei Jahren, in denen ihm nur die Erinnerung an ihn geblieben war -, ließen sich nicht leicht überwinden. Selbst als Jasek beweisen konnte, dass er Recht hatte, als siebzig Prozent der Streitkräfte der Präfektur ihm zum Sturmhammer gefolgt waren, hatte der Herzog sich noch geweigert, das anzuerkennen.
    Es gefällt mir nicht, dass Skye gespalten ist. Oder nicht ausreichend verteidigt. Jasek hatte seinem Vater diese Nachricht per Kurier zukommen lassen. Für sie beide bedeutete Skye mehr als nur ein Planet.
    Skye war ein Symbol für diesen ganzen Sektor. Es lädt zu einer Katastrophe geradezu ein.
    Ich will dich aber auch nicht zur Geisel deiner Lage machen. Wenn du nicht akzeptieren kannst, dass Skye seinen angestammten Platz im Lyranischen Commonwealth wieder stolz einnehmen sollte, gestehe zumindest ein, dass Skye nicht allein im schwindenden Schatten der Republik Devlin Stones überleben kann. Ein Wort genügt, und wir stehen Skye als Verbündete zur Seite.
    Die Antwort brauchte drei Wochen.
    Skye legt keinen Wert auf ein Bündnis mit denen, die ihr Bürgerrecht und ihr Erbe so billig verkaufen. Bleib, wo du bist.
    Und an dieser Haltung hatte sich nichts geändert. Selbst in der dunkelsten Stunde nicht, als die verängstigten Flüchtlinge von Chaffee Skyes Moral auf die Probe stellten oder die Jadefalken tatsächlich die Systeme der Präfektur angriffen.
    Jasek hatte zugesehen und gewartet. Und gewartet.
    Doch damit war es nun vorbei, versprach er sich im Aufzug und auf dem kurzen Fußweg die weiten, marmorgefliesten Korridore hinab. Das Echo ihrer Schritte hallte wie fernes Gewehrfeuer.
    »Skye muss überleben, selbst wenn es dazu sterben muss.«
    »Wie bitte?«, fragte Oberst Vandel. Seine Stirn runzelte sich wie eine sich ankündigende Lawine. »Ist das eine Vorhersage?«
    »Ein Entschluss«, antwortete Jasek mit einem scharfen Blick zu Niccolö. Er hoffte, dass sich sein Freund irrte, aber er ging davon aus, dass er Recht hatte.
    Die formelle Begegnung zwischen Jaseks Sturmhammer und den Verteidigern Skyes fand in der Ostflügelgalerie der Residenz statt, in der Porträts früherer skyeanischer Herrscher einander über rostroten Teppichboden und einen langen Mahagonitisch anstarrten. Die Gemälde Ryan Steiners und Robert Kelswa-Steiners, der Ahnherren der jetzigen Linie, hingen an minderen Plätzen links und rechts der geschlossenen Verandatüren. Herzogin Margaret Aten, ebenfalls aus der Zeit vor der Gründung der Republik, beanspruchte den Ehrenplatz über dem Kamin. Ihre glatte, dunkle Haut und die indigoblauen Augen wirkten sehr vertraut. Was nicht weiter verwunderlich war, denn Jasek sah sie jeden Morgen im Spiegel. Seine Mutter, die zweite und letzte Gemahlin des Dukes, war eine Enkelin Margaret Atens gewesen.
    In der unmittelbaren Blickrichtung der Ankömmlinge waren die fünf früheren Lordgouverneure der Präfektur IX aufgereiht: Skyes gesamte Geschichte unter dem Mantel Devlin Stones, Jaseks Vater nicht mitgerechnet, der in einer seltenen Demonstration der Bescheidenheit entschieden hatte, sein Porträt für den Zeitpunkt nach seinem Tod oder Ausscheiden aus dem Amt zu reservieren. Jasek bedauerte diese Wahl.

Weitere Kostenlose Bücher