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Bis zum letzten Mann

Bis zum letzten Mann

Titel: Bis zum letzten Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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auf den es wirklich ankam.
    Noritomos Krieger traten nicht den Rückzug an.
    Sie marschierten gegen Skye.
    Lanark, Skye
    Präfektur IX, Republik der Sphäre 18. November 3134
    Ein paar Tage zuvor hatte Countess Tara Campbell den frisch getauften Overlord zum ersten Mal die gewaltigen Triebwerke anwerfen sehen, um sich aus der Helling zu erheben, die ihn während des Baus getragen hatte. Das dreißig Stockwerke hohe Landungsschiff hatte gezittert vor Kraft. Daraufhin hatte sich die Star Runner in die Luft erhoben, langsam erst, dann zunehmend schneller, so als hätte sich eine unsichtbare Riesenhand aus dem Himmel gesenkt, einen Wolkenkratzer entwurzelt und aus dem Stadtbild Lanarks gehoben.
    Shipil hatte gegen den Befehl zum vorzeitigen Stapellauf protestiert und all die Arbeiten angeführt, die an den Waffensystemen, der Ortung und den Quartieren noch zu erledigen gewesen waren. Auf Nachfrage hatte die Firma jedoch zugeben müssen, dass all diese Arbeiten auch außerhalb der Werft erledigt werden konnten. Und nur die Tradition verlangte, dass ein neues Schiff erst zum Jungfernflug aufbrechen durfte, wenn sämtliche Defensivsysteme funktionstüchtig waren. Also hatte sich an dem Befehl nichts geändert.
    Die Antriebsflammen waren unglaublich grell gewesen, vor allem vor den dunklen Wänden der Werftanlage. Weißgoldenes Feuer, das in den Augen schmerzte. Selbst in fünfhundert Metern Entfernung hatte Tara die Hitze auf Gesicht und Händen gespürt und den verbrannten Stahlbeton gerochen, wie feuchter Asphalt unter der Morgensonne. Möglicherweise war die Luftfeuchtigkeit um ein, zwei Prozent angestiegen.
    Möglicherweise hatte sie sich das aber auch nur eingebildet.
    Doch die Star Runner war weiter aufgestiegen, hatte sich gedreht und war schließlich als winziger Morgenstern am weiten blauen Himmel außer Sicht verschwunden.
    Das war jetzt drei Tage her. Und so beeindruckend dieser Stapellauf auch gewesen war, Tara konnte trotzdem die Präzision bewundern, mit der ein anderer Overlord den Prozess umkehrte und aus dem wolkigen Himmel herabdonnerte wie einer jener rachedurstigen Luftgeister, die das Haus Liao vermutlich anbetete.
    Das gewaltige Metallei hing wie das Schwert des Damokles über dem Lanark-Komplex der Shipil-Werften, ein erdrückendes Gewicht, das den Techs, die das Pech hatten, zur Arbeit am Boden unter ihm eingeteilt zu sein, schwer im Nacken liegen musste. Auf einer Säule aus goldenem Feuer trieb die Reißendes Entsetzen in Position. Dann senkte sie sich sanft wie eine Feder in die Helling - eine Feder von knapp zehntausend Tonnen Verdrängung. Fusionsflammen leckten über den gehärteten Ferritstahl der Streben und stießen exakt ins Zentrum der Landebucht im Innern. Das Landungsschiff setzte so präzise auf, als wäre es von einem Laserleitsystem eingewiesen worden. Mit einer Toleranz von nur 2,3 Metern - was der maximal zulässigen Vibrationsabweichung eines abhebenden Overlord entsprach -senkte sich die Reißendes Entsetzen in das Nadelöhr
    der Helling und kam in der Shipil-Werft zur Ruhe.
    Der Shandra brauchte ein paar Minuten, um Tara in den Komplex und durch die mehrfachen Kontrollen zu bringen, die Shipil eingerichtet hatte. Sobald er aus dem Hauptversorgungstunnel kam, steuerte ihr Fahrer unter dem Labyrinth der Träger und Streben der Helling hindurch auf das Schiff zu und dann die inzwischen ausgefahrene Rampe hinauf.
    Ein Trupp Elementare nahm sie am Kopf der Rampe in Empfang und blockierte den Weg ins Innere des Mechhangars. Tara stieg aus und ignorierte die hünenhaften Infanteristen, weil sie ihr Gegenüber bei den Stahlwölfen entdeckt hatte: Anastasia Kerensky.
    Die Clannerin schien wütend. Andererseits konnte sich Tara nur an sehr wenige Gelegenheiten erinnern, bei denen sie sich begegnet waren - und bei denen Kerensky nicht aus irgendeinem Grund verärgert gewesen war. Es gehörte wohl dazu, wenn man in einer Kriegergesellschaft aufwuchs auch ständig auf der Hut vor einem Untergebenen sein zu müssen, der etwas zu beweisen hatte.
    Körperlich hätten die beiden Frauen kaum unterschiedlicher sein können. Sie waren von ähnlicher Körpergröße, aber Kerensky hatte einen athletischen Körperbau, während Tara über etwas mehr Kurven verfügte. Tassa Kay, wie sie sich gelegentlich auch nannte, hatte langes, dunkelrotes Haar, eine sahneweiße Haut und grüne Raubtieraugen. Sie bewegte sich mit weiten Schritten, die den Eindruck erweckten, sie könnte jeden Augenblick jemanden

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