Bis zum letzten Mann
anspringen. Die Countess bewegte sich mit der mühelosen Eleganz einer Adligen, und ihr stacheliges platinblondes Haar war zwar weder traditionell noch entsprach es den Vorschriften, aber es hatte sich zu einer Art Markenzeichen entwickelt und einige neue Haarmoden in der Republik inspiriert.
Sie waren sehr verschieden. Als Frauen und als Kriegerinnen. In dieser Hinsicht gab sich Tara keinen Illusionen hin. Doch sie schuldete Kerensky und ihren Stahlwölfen auch eine Dankbarkeit, deren ganzes Ausmaß sie bei ihrer letzten Begegnung vielleicht nicht zum Ausdruck gebracht hatte. Das plante sie jetzt zu ändern.
Sie schüttelte Kerensky die Hand. »Commander Kerensky, herzlich willko mm en auf Skye.«
»Bin ich das?«, fragte die StahlwolfKommandeurin und sah sich um, als müsste sie etwas übersehen haben. »Beim letzten Mal haben Sie alle drei mich praktisch ins All gescheucht. Wo sind denn jetzt Duke Gregory und seine Schoßpräfektin?«
In Kerenskys Stimme klang ein minimaler deutscher Akzent mit. Hätte Tara nicht gewusst, dass ihr Gegenüber im Lyranischen Commonwealth aufgewachsen war, sie hätte ihn gewiss überhört.
»Ich würde die Politik für den Augenblick lieber beiseite lassen«, erklärte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. »Hier geht es ums Überleben.«
»Das ging es beim letzten Mal auch.«
»Beim letzten Mal hatten wir Sie ja nicht gerade nach Skye eingeladen«, erinnerte Tara sie. Und beim letzten Mal hatte der Feind noch keine Neigung gezeigt, Atomwaffen einzusetzen. Die beiden Frauen wandten sich von einem nahen Stück heißen Metalls ab, dessen beißender Geruch Tara in den Stirnhöhlen brannte. Sie hob die Hand, um die Augen vor der Flamme des Schneidbrenners zu schützen.
»Genau genommen«, sprach sie weiter, während sie sich umwandte und beide Frauen das kurze Stück zu ihrem wartenden Scoutwagen gingen, »waren wir zu Anfang nicht einmal sicher, ob Sie nicht gekommen waren, um uns auch noch anzugreifen.«
»Wölfe sind keine Aasfresser, die sich von den Überresten ernähren, die die Jadefalken zurücklassen. Und ich bin sicher, inzwischen haben Sie die Berichte von Seginus gelesen und wissen, wie viel wir beim letzten Mal für die Verteidigung Skyes geopfert, und welche Dienste wir Legatin Hateya seitdem erwiesen haben.« Anastasia blickte hinaus auf die Helling. Von hier aus erinnerte sie stark an einen Käfig. »Wir haben keinen roten Teppich erwartet, aber Sie hätten meinen Kriegern die Ehre antun können, uns auf einem Raumhafen zu empfangen, statt zu verlangen, dass wir wie Piraten durch die Hintertür schleichen.«
»Ich würde es nicht als >durch die Hintertür< bezeichnen, dass Sie ihr größtes Landungsschiff auf Skyes größter Werft aufsetzen dürfen«, erwiderte Tara. Zumindest nicht in dem Sinne, in dem Kerensky den Begriff benutzte. »Wir haben diesen Bereich speziell für Sie freigeräumt.«
»Warum?« Die Frau schien voller Misstrauen. Vermutlich war dies eine der Eigenschaften, denen sie ihr Überleben verdankte.
»Weil ich der Ansicht war, dass Sie Ihr Schiff hier herunterbringen können, ohne Schaden anzurichten.«
Kerensky nickte anerkennend, als sie an den Elementaren vorbeikamen, die Haltung an nah m en. »Hübsch gerettet.«
Tara seufzte. Zu diesem Punkt würden sie noch früh genug kommen. »Sagen wir einfach, es hat sich einiges geändert, seit Sie das letzte Mal hier waren. Wir führen jetzt einen anderen Krieg.«
»Aber mit weitgehend denselben Verbündeten, so scheint es. Wir wären fast nicht gekommen, aber Jasek glaubt wohl, dass wir über etwas verfügen, das Sie hier benötigen.« Hatte Kerensky bemerkt, wie Tara gezuckt hatte, als sie Jaseks Namen erwähnte? »Oder das zumindest er benötigt.«
War es ihr Spott oder ihre Verwendung von Jasek Kelswa-Steiners Vornamen, der Taras Nacken warm werden ließ? Sie packte ihr Unbehagen mit beiden Händen und erwürgte es.
»Ich bin sicher, Jasek hat seine Wünsche deutlich genug gemacht.«
»Sehr«, antwortete die andere Frau und packte gleich einige Bedeutungsebenen in dieses Wort. »Ich muss zugeben, ich finde seine Direktheit höchst erfrischend. Sie ist für einen Anführer der Inneren Sphäre ungewöhnlich. Ein faszinierender Mann, finden Sie nicht?«
Es war kein Zweifel möglich. Kerensky hatte ihr Zögern bemerkt. Der spöttische Tonfall. Die plötzliche Zwanglosigkeit. Tara wurde rot.
»Nein, das finde ich nicht«, erwiderte sie knapp.
»Ruhig, Countess. Keine Autopsie, kein
Weitere Kostenlose Bücher