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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Gebüsch hinterm Museum.
    Kopftuch schnippt Asche von seiner Newport.
    – Willst du jetzt die Jacke oder nicht?
    – Die Jacke ist voll Blut, Mann.
    Die Kaugummikauerin steigt von ihrem Bike, steckt die riesige Knarre wieder in die Hose und schlendert zu mir rüber. Ich wedle mit dem Klappmesser, bis sie es mir aus der Hand tritt.
    – Alter, denk nicht mal dran. Sonst steck ich dir das Ding in deinen Scheißschwanz.
    Sie packt meine Jacke und zerrt mich von dem Dealer runter.
    Ich könnte es ihr schwermachen und mich wehren. Obwohl die Schmerzen ziemlich heftig sind, könnte ich zumindest versuchen, mich zu wehren. Nur, dass die Waffe, mit der sie auf mich geschossen hat, so richtig, richtig groß war. Daher muss ich mich im Moment erst mal drauf konzentrieren, dass die Gedärme, die aus meinem Bauch quellen wollen, an Ort und Stelle bleiben. Der Rest meiner Aufmerksamkeit gilt der Hoffnung, dass die Kugel nicht in meinem Körper zersplittert ist und mir Leber, Nieren, Milz und den anderen Kram zerfetzt hat. Das wären nämlich Schäden, von denen ich mich möglicherweise nicht mehr erhole.
    Also liege ich erst mal leise im Dreck und versuche, so wenig wie möglich zu bluten, während die Kaugummikauerin ihr selbst gebasteltes Infusionsbesteck zum Vorschein bringt. Es besteht aus der angespitzten Nadel einer Ballpumpe, einem Gummischlauch, wie ihn die Junkies benutzen, und ein paar äußerst reißfesten Gefrierbeuteln. Während sie sich an dem Dealer zu schaffen macht, kommt Polizeimütze auf mich zu und sieht mich an.
    – Ist er das?
    Kopftuch zieht eine Drahtschere aus der Tasche einer Jeans, die noch tiefer hängt als seine Boxershorts.
    – Ja, das ist er.
    Er klettert auf den Zaun, schneidet meterweise Stacheldraht ab und reicht ihn Schnurrbärtchen. Sobald sie vier längere Stücke gesammelt haben, springt er wieder runter und trabt zu uns rüber.
    – Hast du alles?
    Kaugummi zieht die Nadel aus dem Genick des Dealers und leckt sie ab.
    – Klar.
    Schnurrbärtchen kniet sich hin und wickelt mir den Stacheldraht um die Fußknöchel, während Kopftuch die vier anderen Enden um die Hintergabel je eines Bikes bindet.
    Polizeimütze hilft Kaugummi, die Blutbeutel zu verstauen, dann steigen sie auf.
    Schnurrbärtchen wirft mir über die Schulter einen Blick zu.
    – Ich wollte deine beschissene Jacke sowieso nicht, weißer Mann. Scheiß auf deine Jacke.
    Kaugummi richtet sich im Sattel auf.
    – Los. Bringen wir den weißen Mann zu Jammer.
    Sie geben Vollgas. Die Hinterreifen spritzen Schmutz auf mich, dann schleudern die Maschinen vom verlassenen Grundstück auf die Straße. Sie schleifen mich samt einer Blutspur hinter sich her. Ich frage mich, ob ich richtig gehört habe, und warum sie mich zum Jammern an einen bestimmten Platz bringen wollen.
    Jammern kann ich ebenso gut hier.
     
    – Lausig, der Elende. Dürftig, der Armselige. Mickrig, der Hungerhaken. Und nicht zu vergessen Winzig, das Allerletzte.
    Die vier Kids halten inne mit dem, was sie gerade tun, und schauen zu dem Mann auf.
    Er deutet mit gekrümmtem Finger auf die Blutbeutel, die auf einem rostigen Klapptischchen neben ihm liegen.
    – Was ist das?
    Das Mädel lässt eine Kaugummiblase platzen.
    – Na Blut.
    Er beugt sich vor und sieht sie an.
    – Was ist das in deinem Mund, Mickrig?
    Sie scharrt mit den Füßen und blickt woandershin.
    – Nichts.
    Etwas Zungenähnliches schlängelt sich aus seinem Mund und hinterlässt eine schleimige Spur auf trockenen Lippen.
    – Wirklich? Nichts?
    Sein Arm schießt vor, und seine langen Spinnenfinger packen ihre runden Wangen und drücken zu.
    – Dann macht es dir ja nichts aus, wenn du mal weit aufmachst und mich nachsehen lässt.
    Ihre Kehle bewegt sich. Sie versucht zu schlucken, und er drückt fester zu.
    – Ganz ruhig, mein Schatz. Weit aufmachen.
    Er verstärkt seinen Griff, sie öffnet den Mund, und er schiebt die Finger seiner anderen Hand hinein und fischt den zerkauten Kaugummi heraus.
    – Ist das etwa nichts ?
    Sie grunzt.
    Er klappert zweimal mit den Zähnen.
    – Kauen, kauen, kauen. Das ist grotesk. Vielleicht sollte ich deinen Namen ändern. Grotesk. Gefällt dir dieser Name? Er würde gut zu dir passen.
    Ihre Kehle zuckt erneut. Tränen strömen aus ihren Augen.
    Die Hand mit dem Kaugummi zittert.
    – Nein? Grotesk gefällt dir nicht? Es wird seinen Preis haben, wenn du deinen Namen behalten willst. Das ist also nichts ? Dann ist die Strafe dafür auch nicht allzu hoch.
    Er rammt den

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