Bis Zum Letzten Tropfen
nicht wegen sonst irgendwas. Das ist vorbei. Die Schlampe und ich werden das unter uns regeln, und zwar ohne deine Hilfe.
Ich kratze mir den Nacken.
– Wie ich sie kenne, wirst du es wohl sein, der Hilfe braucht.
Wir starren uns an.
Er blinzelt zuerst.
Was eine große Erleichterung ist. Schließlich war das Ganze ein Riesenbluff.
Die letzten Clubgänger sind jetzt in den Lokalen verschwunden, und ich muss aufpassen, dass mich der Sonnenaufgang nicht überrascht.
Was jetzt, zum Teufel?
Eine Ratte schleicht zwischen ein paar Mülltonnen umher. Ich schnuppere die feuchte Luft und rieche die Ratte, trete die Tonnen zur Seite und packe sie am Schlafittchen.
– Hey, Joe, was geht ab?
– Phil.
Ich lasse ihn wieder los.
– Was hast du hier zu suchen?
– Ich bin rein zufällig hier. War gerade geschäftlich in der Gegend.
Ich lege einen Arm um seine Schultern.
– Lass uns doch kurz über dieses Geschäft reden, Phil. Sieht nämlich ganz so aus, als hätte mich jemand beim Grafen verpfiffen.
Er schüttelt sich vor Abscheu.
– Was? Dich verpfiffen? Wer war es, Joe? Sag mir, wer’s war, und ich kümmere mich um ihn.
Ich tätschle seinen Arm.
– Ist nett von dir, aber ich will auf keinen Fall, dass du mit einem Gullydeckel um den Hals im Fluss landest.
Er zuckt zusammen.
– Äh, ja, das wäre auch gar nicht mein Stil. Du, Joe?
– Ja, Phil?
Er legt die Handflächen aneinander.
– Können wir’s schnell hinter uns bringen? Ich könnte mich vor ein Taxi werfen, und wenn ich überlebe, sind wir quitt, okay? Dann musst du mir nicht die Nase abschneiden oder so.
Ich schüttle ihn ein bisschen durch. Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass ihm ein paar Geldbörsen aus den Hosenbeinen fallen, die er alten Omas geklaut hat. Ich bin fast schockiert, als ich keine entdecke.
– Die Nase abschneiden? Keine Angst.
Er wischt sich den Schweiß von der Stirn.
– Ehrlich? Kein Geschnippel?
– Kein Geschnippel.
Er grinst und klopft mir auf die Brust.
– Mann, das ist toll. Das ist echt toll.
Sein Grinsen wird breiter, und er hört auf, mir auf die Brust zu klopfen.
– Das ist wirklich ein feiner Zug.
Er nimmt eine Zigarette aus der Packung, die ich ihm hinhalte, und zwinkert mir zu.
– Was hast du denn jetzt vor, wenn ich fragen darf? Nicht, dass ich neugierig wäre, aber es interessiert mich eben, was meine Freunde so treiben.
Ich gebe ihm Feuer.
– Ich hab ziemlich großen Ärger am Hals, Phil.
Er lacht.
– Das Übliche, ja?
– Genau. Das Übliche.
Er schluckt.
– Weißt du, Joe, nichts für ungut, aber irgendwie bist du merkwürdig drauf. Du willst mir noch nicht mal die Nase abschneiden. Ich hab das Gefühl, dass da noch ein dickes Ende kommt.
Er beißt sich auf die Zungenspitze.
– Sind wir wirklich quitt?
Ich klopfe ihm auf die Schulter.
– Ja, wir sind quitt. Aber da ist noch eine Sache, Philip.
Er greift sich an die Kehle.
– Ach nö, Joe. Bitte nicht.
Ich schüttle den Kopf und lege erneut den Arm um ihn.
– Nur die Ruhe. Ich rede von deiner großen Klappe.
Seine Hand fährt zum Mund.
– Nein, Joe, ich hab dich nicht verraten. Ich schwör’s. Kein einziges Mal.
– Du hast mich so oft verraten, dass ich eigentlich Provision von dir kassieren müsste, Phil.
Er will gerade etwas sagen, als ich das Rasiermesser aufklappe und an seinen Mund führe.
– Jetzt halt mal eine Minute die Klappe und hör zu.
Ich nehme einen Zug.
– Ich hau ab, Phil. Ich war kurz hier, und jetzt hau ich wieder ab.
Ich tippe ihm auf die Stirn.
– Ich will, dass das jeder erfährt. Ich hab einen Fehler gemacht. Ich hätte nicht wieder hierherkommen dürfen. Hier krieg ich nichts als Ärger. Ich hab’s nicht mehr so drauf wie früher. Der Stress ist zu viel für mich. Deswegen hau ich ab. Joe Pitt ist aus dem Spiel. Weg. Er sucht sein Glück auf der anderen Seite des Flusses. Wenn noch jemand eine Rechnung mit mir offen hat, hat er Pech gehabt. Ich bin weg, Phil.
Ich ziehe ihn am Ohr.
– Und ich komme nur zurück, wenn ich mitkriege, dass du nicht das tust, was ich dir sage. Dann bin ich ganz schnell wieder da, und wir unterhalten uns noch mal. Könnte sein, dass ich dann deine Klappe noch etwas größer mache, als sie sowieso schon ist.
Er will nicken, berührt dabei die Klinge mit seinen Lippen und erstarrt.
Ich schüttle den Kopf.
– Jetzt muss ich dir noch eine reinhauen.
Er rollt mit den Augen.
Ich nicke.
– Ich muss dich k. o. schlagen, damit du nicht
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