Bis Zum Letzten Tropfen
meinem Verstand gehorchen sollen.
– Mr. Jammer.
Er atmet schwer und wischt sich den Speichel vom Mund. Dann befingert er die Blasen, mit denen seine Wangen übersät sind.
– Ich habe stets ein Leben in Pflichterfüllung geführt. Ich, der ich wie ein Prinz behandelt werden sollte. Das ist der Preis, den man für seine Opferbereitschaft bezahlt. Für seine Loyalität, Faulpelz. Es ist der Preis, den ein unwissender Regent bezahlen muss.
– Mr. Jammer.
Er wendet sich zu Winzig um, der in der geöffneten Tür steht.
– Hast du mir etwas zu sagen, schwachsinniger Junge? Etwas, das nicht warten kann, bis dein Herr seine Unterredung beendet hat? Komm her, du Wurm.
Winzig macht keine Anstalten, sich zu bewegen.
Jammer hebt einen Finger.
– Komm sofort hierher, Winzig. Oder willst du es wirklich riskieren, mich zu verärgern?
Winzig betritt langsam das Zimmer, wobei er sich mit der Zunge über die Enden seines Schnurrbärtchens leckt.
– Natürlich, Mr. Jammer.
Jammer steckt die Hände in die Taschen des Bademantels und zieht ein angespitztes Teppichmesser hervor. Es blitzt einmal kurz auf, dann hat er es in Winzigs Unterlippe gerammt.
– Hast du mir etwas zu sagen? Etwas Dringendes? Dann sprich, Junge! Sprich, solange du noch Lippen hast, um menschliche Laute hervorzubringen! Sprich, bevor ich dir deinen rechtmäßigen Platz zuweise. Du bist nur der Schöpfer niederer Tiere, nicht mehr.
– Jetzt hör mal, Alistair. Der Junge macht doch nur, was ich ihm gesagt habe. Vielleicht solltest du ab und zu mal ein Auge zudrücken. Ich glaube nicht, dass wir zu erhaben für Freundlichkeit und gute Manieren sind.
Sowohl Jammer als auch ich blicken zur Tür, wo eine alte Frau zwischen einem ziemlich effizient aussehenden jungen Mann und einer ebensolchen Frau steht. Sie tragen fast identische schwarze Anzüge und halten identische Maschinenpistolen, die genauso effizient aussehen wie sie selbst.
– Wir sind doch keine Wilden.
Sie betritt den Raum. Licht fällt auf die einfache Perlenkette, die sie über einer weißen Strickjacke mit zur Kette passenden Perlmuttknöpfen trägt, und auf den feuchten, verwarzten Fleischklumpen, der die Hälfte des zerfransten Lochs überwuchert, in dem einmal ihr Auge saß.
– Leg das Messer weg, Alistair. Wieso kannst du dich nicht einmal deinem Alter entsprechend benehmen?
Jammer zieht die Klinge aus Winzigs Lippe.
– Maureen, das hier ist mein Haus. Daher ist es allein meine Sache, welche Methoden ich anwende.
Sie legt eine Hand auf Winzigs Kopf und sieht in sein Gesicht.
– Deine Methoden haben sich als ineffektiv erwiesen. Um es einmal freundlich auszudrücken.
Sie schüttelt den Kopf.
– Vollständiger Fehlschlag wäre, ehrlich gesagt, eine viel treffendere Bezeichnung.
Sie schiebt Winzig in Richtung Tür.
– Geh zu deinen Freunden.
Winzig sieht zu Jammer.
Jammer fletscht die Zähne und schnippt mit den Fingern. Woraufhin Winzig durch die Tür verschwindet.
Jammer sieht zu der alten Frau auf.
– Vollständiger Fehlschlag? Das wage ich zu bezweifeln.
Sie deutet mit dem Kinn auf ihre beiden jungen Leibwächter, die daraufhin vortreten.
– Alistair, als Mittel zur Kontrolle ist Furcht nur bedingt tauglich. Deine Werkzeuge sind davon stumpf geworden. Unfähig, eigene Entscheidungen zu treffen. Sie werden immer deine Lakaien bleiben, nichts weiter als jämmerliche Gefängniswärter. Ein notwendiges Übel. Natürlich, die Vertreter dieser Mischrasse können sich nichts Besseres erhoffen, doch die Tatsache, dass sie von dir befehligt werden, stellt selbst für sie eine grausame Demütigung dar.
Er grunzt und öffnet den Mund.
Sie schüttelt den Kopf.
– Schweig. Spar dir jeden weiteren Kommentar.
Sie hebt die Hand, der junge Mann packt die Griffe des Rollstuhls und fährt ihn auf die Tür zu.
– Gesell dich zu deinen Schützlingen.
Er dreht sich im Stuhl um und funkelt sie an, während er aus dem Raum geschoben wird.
– Das hier ist mein Haus, Maureen! Dieses Heim ist meine Schöpfung, und ich habe jedes Recht, anwesend zu sein.
Die alte Frau sieht sich nach einer Sitzgelegenheit um.
– Ja, Alistair. Ganz wie du meinst.
Sein übriger Kommentar wird abgeschnitten, als der junge Mann die Tür hinter ihnen schließt.
Der weibliche Bodyguard entdeckt einen eisernen Klappstuhl mit eingerissener Plastiksitzfläche. Sie wischt den Staub darauf mit einigen Taschentüchern aus Jammers Vorrat ab und stellt ihn hinter die alte Frau.
Die Alte setzt
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