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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Frauen.
    – Also bleibst du jetzt oder haust du ab? Ich will mich nämlich bald aufs Ohr legen.
    Ich blicke mich in ihrem kleinen Zimmer um. Poster von den New York Knicks, ein zerkratzter Sekretär, ein Ghettoblaster, ein Stapel Hip-Hop- und Reggaeton-CDs, eine kleine Sammlung von Basketballschuhen, eine Mikrowelle, ein paar Vorräte, die in Plastikkörben gestapelt sind, eine chemische Toilette in der Ecke, ein paar englische und spanische Bücher und das Feldbett.
    Die Gemächer der Königin der South Bronx.
    Jeder Mann, der das Angebot ausschlägt, statt auf dem Boden in ihrem Bett zu schlafen, kann nur Scheiße im Hirn haben.
    Aber zwei Leute hält das Feldbett nicht aus.
    – Ich kann nicht bleiben.
    Sie geht auf das Bett zu.
    – Kein Problem. Da ist die Tür.
    – Ich muss los.
    Sie legt sich hin.
    – Ich will gar nicht wissen, was du vorhast. Hau einfach ab, Pitt.
    Ich beuge mich vor und stütze die Ellbogen auf die Knie.
    – Ich muss den Fluss überqueren.
    Sie blickt mich an.
    Ich blicke zurück.
    – Und dabei brauche ich Hilfe.
    Ich kratze mir das Kinn.
    – Heute Nacht.
    Sie lacht.
    Ich nicke.
    – Ich weiß. Klingt verrückt, oder?
    Sie lacht noch ein bisschen, verstummt dann und blickt mich erneut an.
    – Nein, das ist nicht verrückt. Aber jetzt hab ich’s endlich kapiert.
    Sie legt die Hände hinter den Kopf.
    – Mann, das hat mich echt ins Grübeln gebracht.
    – Was denn?
    Sie lacht wieder.
    – Dass du mich ständig abweist. Weißt du, jede Frau kassiert ab und zu einen Korb. Üblicherweise versuch ich’s dann nicht noch mal. Aber bei dir war ich hartnäckig. Was stimmt nicht mit mir?, hab ich mich gefragt. Keine Ahnung, ich dachte, ich wär dir zu männlich, dass du eher den weiblicheren Typ bevorzugst. Oder dass du nicht auf Latinas stehst, was weiß ich. Ich bin einfach nicht schlau aus dir geworden, Pitt. Weißt du, wenn ich mich an meinesgleichen halten will, ist die Auswahl hier nicht besonders groß. Du siehst ganz gut aus, kannst fast so was wie charmant sein, und du bist keiner dieser Freaks, die sich auf alles stürzen, was nach Blut riecht. Da haben wir ja schon mal was gemeinsam. Aber ich hatte ja keine Ahnung. Wieso es mit uns nicht geklappt hat, meine ich.
    Sie rollt sich auf die Seite und deutet auf mich.
    – Du hast da drüben ein Mädchen.
    Sie lacht.
    Frauen. Wer glaubt, dass sie nicht alle ausnahmslos Hexen sind, hat nur nicht richtig aufgepasst.
     
    – Das wird nicht einfach werden.
    – Du bist doch die ganze Zeit da drüben.
    Sie wedelt drohend mit dem Zeigefinger.
    – Also erstens bin ich nicht die ganze Zeit da drüben, sondern nur, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Und das ist weiß Gott nicht oft. Und zweitens ist es ein großer Unterschied, ob ich alleine unterwegs bin oder dich im Schlepptau habe.
    Ich spähe auf die Uhr.
    – Es ist der gleiche Scheißfluss, Esperanza.
    – Pitt, es ist vielleicht der gleiche Scheißfluss, aber wir sind zwei verschiedene Menschen.
    – Das heißt?
    Sie deutet auf ihre Haut, dann auf meine.
    – Muss ich’s dir buchstabieren?
    Eigentlich nicht.
    – Trotzdem muss ich da rüber.
    Sie tippt mit einem Zeh gegen die Schrotflinte neben ihrem Bett.
    – Schon verstanden. Aber die da drüben wollen dich doch gar nicht mehr haben.
    Sie hebt die Hände.
    – Als du hier gelandet bist, hast du doch gewusst, dass es keine Rückfahrkarte gibt, oder?
    Ich schlendere hinüber zum Sekretär und betrachte die Pokale der Highschool-Basketballmeisterschaften auf der Ablage.
    – Ich muss auf die andere Seite.
    Sie deutet mit dem Finger auf mich.
    – Die. Wollen. Dich. Da. Nicht. Haben. Wenn ich über den Fluss gehe, ist das eine Sache. Hey, ich spiele im Rucker Park Basketball, seit ich denken kann. Ich war da eine große Nummer, bevor mich Mr. Jammer in die Finger gekriegt hat. Als ich infiziert war und Jammer entkommen bin, bin ich zurückgekehrt. Hat nicht lange gedauert, bis mich Diggas Rhinos beim Spielen gesehen haben. Der hat natürlich sofort spitzgekriegt, warum ich ein bisschen besser spielen konnte als die anderen. Aber Digga war cool. Hat sich mit mir zusammengesetzt und mir die Regeln erklärt: Solange ich ein paar Prozente von dem abgebe, was ich von den Jungs fürs Training kriege, darf ich kommen und gehen, wie ich will.
    Sie steht auf, kommt zu mir rüber und nimmt einen der Pokale in die Hand.
    – Mach die Dinger nicht kaputt.
    Sie stellt den Pokal wieder zurück.
    – Du kannst nicht einfach zurück, Mann. So läuft das

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