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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Holzsplitter auf ihn.
    – Aber wenn ich jetzt sehe, wie du versuchst, deine Hände am Zittern zu hindern, dann muss ich meine Meinung ändern.
    Ich beuge mich vor.
    – Klar, du planst immer noch, die Koalition zu stürzen. Du spekulierst auf Predos Posten. Und nicht nur das. Du willst zu den richtig großen Jungs gehören, zu denen, die den Laden schmeißen. Aber nicht, damit du Predo eine Lektion erteilen oder eine alte Rechnung begleichen kannst.
    Ich lehne mich zurück und stochere mit dem Splitter in meinen Zähnen.
    – Terry Bird, du hast das Loch in Queens nie vergessen. Du hast nie vergessen, was in diesem Loch ist. Es war schon immer dein Plan, es zuzuschütten, die ganze Sache aufzulösen, es aus der Welt zu schaffen. Du willst den Erlöser spielen.
    Ich spucke aus.
    – Aber das klappt nur, wenn es so lange geheim bleibt, bis du das Kommando hast.
    Er schiebt sich die Brille weiter die Nase hinauf.
    – Nur du, Joe...
    Er schüttelt den Kopf.
    – ... nur du kannst einen Mann, der das Richtige tun will, so dastehen lassen, als würde er die Gaskammern in Auschwitz leiten. So was bringst echt nur du fertig.
    Ich schnippe den Splitter fort.
    – Wie auch immer.
    Und erhebe mich.
    – Jedenfalls weiß ich jetzt, was hier abgeht. Du willst, dass das Loch ein Geheimnis bleibt. Die Welt ist noch nicht bereit dafür. Die Infizierten sind noch nicht bereit. Niemand ist bereit. Du wirst ihnen schon rechtzeitig sagen, wann sie bereit sein sollen. Und dann ziehst du los und bringst die Welt in Ordnung. Okay. Ich hab’s kapiert. Es soll wohl so sein. Schon kapiert. Arschloch. Plan verstanden.
    Er mustert mich eingehend.
    – Ich weiß, dass du den Plan verstanden hast, Joe. Schließlich bist du auf deine Art ziemlich verlässlich.
    Er zieht die zitternde Hand hervor, die er zwischen die Schenkel geklemmt hatte.
    – Du bist kein Rebell. Klar, du schlägst dich auf deine ganz eigene Art durch, aber offen gesprochen: Du bist kein Revolutionär. Wärst du am Anfang dabei gewesen, als wir auf die Barrikaden gestiegen sind, hätte ich wetten mögen, du wärst auf der anderen Seite gestanden. In Wahrheit hast du dich doch immer nur um dich selbst gekümmert, immer nur darauf geachtet, dass dir nichts passiert. Und das geht am besten, wenn alles so bleibt, wie es ist. Wenn der Status quo aufrechterhalten wird.
    Er hebt die Hand und bemerkt, dass sie aufgehört hat zu zittern.
    – Immer der bewährte alte Trott, Mann. Das ist dir am liebsten. Keine Experimente. Klar, dass du ein Geheimnis für dich behalten kannst, wenn die Alternative, na ja, die Welt um dich herum zum Einstürzen bringen würde. Wenn sich alles verändern würde.
    Ich ziehe eine Zigarette aus meiner Tasche.
    – Genau. Umstürzlerische Geheimnisse zu hüten ist meine Spezialität.
    Ich stecke sie mir in den Mund.
    – Und wenn ich noch länger über meine Interessen nachdenke, bin ich fast versucht, die Seiten zu wechseln.
    Und zünde sie an.
    – Aber dass das Ganze ein Geheimnis ist, hab ich gar nicht so richtig kapiert.
    Er sieht von seiner Hand auf.
    Ich nehme einen Zug.
    – Ich hab’s der kleinen Horde erzählt, Ter.
    Sein Unterkiefer klappt auf. So verdutzt habe ich ihn noch nie erlebt.
    – Joe? Was zum Teufel...?
    – Auf die Art hab ich dein Geld aufgetrieben. Das war ihr Auftrag. Ich sollte rausfinden, wo das Blut herkommt. Ich hab’s rausgefunden. Und ihr erzählt. Und du hast dein Geld. Ist doch schön, wenn jeder das kriegt, was er will.
    – O Himmel. Hast du, o Gott, Joe, hast du es auch Sela erzählt?
    – Nein.
    – Gott sei Dank.
    – Aber das Mädchen wird’s ihr inzwischen verklickert haben.
    Er sitzt nur da und starrt mich an.
    Ich puste Rauch aus.
    – Ist doch alles nicht so schlimm. Ruf deinen Kumpel Predo an. Wenn ihr euch beeilt, könnt ihr’s noch vertuschen. Amanda hat keine Kontakte zur Szene und damit auch keine Möglichkeit, die Nachricht schnell zu verbreiten. Ihr könnt es noch schaffen.
    Seine Augen zucken hin und her und versuchen, in die unmittelbare Zukunft zu spähen.
    – Wir müssen sofort... okay, ich, äh, ... am besten du bleibst in der Nähe, Joe. Vielleicht brauch ich dich. Das ändert natürlich alles, ist ja sonnenklar, deshalb bleib einfach hier, wo du hingehörst. Wir finden schon ein Plätzchen für dich. Was Ordentliches, nicht einfach ein Loch zum Verkriechen. Es wird ein paar Tage dauern, bis die ganze Sache bereinigt ist, aber sobald wir das mal geschafft haben, mit deiner Hilfe natürlich, dann

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