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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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wäre nicht so dumm wie Scheiße, wird man prompt eines Besseren belehrt.
    Die Partisanen beäugen mich eindringlich.
    Ich deute auf die Tür am Ende des Flurs.
    – Darf ich?
    Einer kommt auf mich zu, hebt die Flinte und hält sie mir vors Gesicht.
    – Leibesvisitation.
    Ich hebe die Hände.
    – Klar.
    Ich drehe mich mit dem Gesicht zur Wand.
    – Und prüf auch nach, ob ich vielleicht Nägel einstecken hab. Wenn ich davon welche mit reinschleppe, wird dein Boss nämlich mächtig sauer.
     
    – Nun, um ehrlich zu sein, Joe, also, ich hätte dich nicht so früh erwartet.
    Ich kratze angetrockneten Flussschlamm von meiner Hose.
    – Heute wundert sich jeder, wie pünktlich ich bin. Mein Ruf ist wohl doch schlechter, als ich dachte.
    Er spielt mit seiner Brille.
    – Ich dachte nur, du bräuchtest länger, um was rauszufinden. Klar, das Mädchen mag dich und so, aber ich hab angenommen, du müsstest, na ja, mit Raffinesse vorgehen. Nicht einfach nur zu ihr zu gehen und um Geld zu bitten. Freundschaften sind, und da spreche ich aus Erfahrung, schlecht mit finanziellen Belangen zu vereinbaren. Es ist schon ein Jammer, dass etwas, das mit dem wahren Leben nichts zu tun hat – Geld zum Beispiel, also ein überwältigendes, aber rein theoretisches Konzept, das wir auf die Welt gestülpt haben –, dass so etwas die Kraft hat, unsere persönlichen Beziehungen zu stören.
    Er hebt die Hände, als würde er sich der freien Marktwirtschaft ergeben wollen.
    – Aber so ist es nun mal. Geld ist überall. Anscheinend gibt es den Konsens, dass wir auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen sind, um zu überleben.
    Ich betrachte ein Poster an der Wand. Benefizkonzert für Bangladesh.
    – Keine Angst, ich bin ziemlich raffiniert vorgegangen. Und es sind auch jede Menge Tricks und Schliche vonnöten gewesen, um alles zu bewerkstelligen.
    Er zieht die Augenbrauen hoch.
    – Das gefällt mir, Joe. Es gefällt mir, wenn du mit Finesse vorgehst. So was kann dich zu einem völlig neuen Menschen machen, Joe.
    Er senkt die Augenbrauen wieder.
    – Nur schade, und das sage ich jetzt ganz offen, nur schade, dass es zu spät ist, um unserer gemeinsamen Gesprächskultur noch eine Wendung zu geben. Ein paar der Unterhaltungen, die wir in den letzten Jahren geführt haben, hätte etwas Finesse nicht geschadet.
    – Wenn du das sagst.
    Er nimmt die Brille ab und klappt die Bügel ein paar Mal auf und zu.
    – Ja.
    Dann setzt er sie wieder auf.
    – Das meine ich. Aber das nur nebenbei.
    Ich deute auf die Brille.
    – Eines wollte ich dich schon immer mal fragen.
    – Ja?
    – Wieso trägst du eigentlich eine Brille?
    Er spitzt die Lippen.
    – Äh.
    Ich nicke.
    – Denn ich hab nie ’ne Brille gebraucht, spüre aber trotzdem, wie das Vyrus meine Sehkraft verstärkt. Komisch, dass es gegen deine Kurzsichtigkeit nichts ausrichtet.
    Er nimmt die Brille wieder ab und betrachtet sie.
    – Na ja, klar, sicher. Um ehrlich zu sein, das ist nur Fensterglas. Aber ich bin nicht der Einzige, der so was trägt, weißt du.
    Er setzt sie wieder auf.
    – Reine Gewohnheitssache. Ich hab schon Brille getragen, bevor ich infiziert worden bin. Ohne käme ich mir irgendwie nackt vor. Obwohl ich damit natürlich nicht besser sehe.
    – Verstehe.
    Er sitzt da und beobachtet mich durch seine Pseudobrille. Ich sehe mich noch ein bisschen in seinem kleinen Büro um. Ein Raum in der Ecke einer stinknormalen Wohnung. Ein typisches Society-Versteck. Möbel vom Sperrmüll, Rock- und Protestaktionsposter, Bücher von Noam Chomsky.
    Terry drückt auf einen Knopf an dem Ventilator, der die schale Luft umwälzt, und das Ding legt einen Zahn zu.
    – Dieses Ding frisst fast so viel Strom wie eine Klimaanlage. Ich achte daher darauf, es so wenig wie möglich zu benutzen. Zum Schutze der Umwelt und unserer Finanzen. Apropos.
    Er sieht mich durchdringend an.
    Ich lasse ihn gewähren.
    Er schüttelt den Kopf.
    – Apropos Geld, Joe.
    – Diese Überleitung war jetzt nicht besonders raffiniert, Terry.
    Er beugt sich vor und stützt die Ellbogen auf die Knie.
    – Das Geld, Joe.
    Ich deute auf eine Kaffeetasse mit Stiften auf dem Sperrholzschreibtisch.
    – Es ist ein Konto. Vielleicht solltest du dir die Nummer und das Passwort aufschreiben.
    Er nimmt einen Stift und einen Zettel, auf den ein kleiner Kreis aus grünen Pfeilen gedruckt ist, damit man auch weiß, dass bei der Produktion keine Bäume ihr Leben lassen mussten.
    – Schieß los.
    Meine Hand zuckt. Leider haben mir die

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