Bis Zum Letzten Tropfen
suchen wir dir was, okay?
Ich beobachte den Rauch, der von meiner Zigarette aufsteigt.
– Geht klar. Aber vielleicht solltest du noch warten, bis du das Ganze mit Lydia besprochen hast.
Seine Augen hören auf herumzurollen und nehmen mich ins Visier.
Mittels Diffusion verteile ich etwas Rauch auf meiner Seite des Zimmers.
– Ich hab sie auf dem Weg hierher angerufen und ihr von dem Loch erzählt. Was ich da unten gesehen hab.
Er bewegt sich nicht.
Ich schüttle den Kopf.
– Sie wollte mir erst gar nicht glauben.
Er leckt sich über die Lippen.
Ich nicke.
– Komisch, oder?
Ich nehme einen Zug.
– Als ich dann etwas mehr ins Detail gegangen bin und deinen Spezialauftrag erwähnt hab, der mich ja überhaupt erst zu dem Loch geführt hat, wurde sie schon hellhöriger. Ich hab ihr erzählt, dass du am Boden zerstört warst, als du davon erfahren hast. Dass du sofort eine offizielle Erklärung verfasst und einen Aktionsplan entwickelt hast. Dass du mich gebeten hast, ihr zu sagen, sie soll ihre Leute zusammentrommeln und auf dem schnellsten Weg hierherkommen. Damit du ihr deinen Plan erklären kannst, wie ihr gegen diese Monstrosität vorgeht.
Ich asche auf den Boden.
– Tja. Das war’s dann mit dem Status quo. Und zwar für uns alle. Amanda denkt schon drüber nach, in Waffen zu investieren. Schlaues Mädchen, oder? Sie kann die Zeichen deuten. Jeder muss sich für eine Seite entscheiden. Besonders angesichts der Leichen, mit denen ich Queens gepflastert habe. Nicht, um mir was zu beweisen oder einen auf dicke Hose zu machen oder so. Nur damit Predo weiß, dass ich dort war. Ich nehme an, er ist bereits dabei, seine Leute zu bewaffnen und die Grenzen dichtzumachen.
Ich wedle den Rauch fort, der zwischen uns hängt.
– Sieht so aus, als könntest du das Loch jetzt nicht mehr zuschütten und so tun, als wäre nichts gewesen. Das Loch ist jetzt Realität. Und ob ich hier lebend rauskomme oder nicht – es wissen bereits zu viele Leute Bescheid. Keine Ahnung, ob die Wahrheit wirklich ans Tageslicht drängt; jedenfalls hockt sie jetzt nicht mehr in ihrem Käfig. Was ein paar Leben kosten wird. Aber egal. Du hast mal gesagt, eines Tages wird es Krieg geben. Offensichtlich ist es jetzt so weit.
Ich kratze mir das Kinn.
– Okay. Vermutlich wirst du jetzt Hurley und seine Jungs reinholen, damit sie mir die Scheiße aus dem Leib prügeln und dafür sorgen, dass ich ein anderes Lied singe, wenn Lydia kommt.
Ich deute auf die Tür.
– Oder ist dir lieber, ich verzieh mich, damit du dir in Ruhe deinen großen Weltrettungsplan ausdenken kannst?
Er blickt sich um wie ein Mann, der plötzlich vor einem Abgrund steht und keine Ahnung hat, wie er da hingekommen ist. Dann nickt er, klatscht einmal in die Hände und steht auf.
– Ja, gut. Du haust besser ab.
Er nickt wild mit dem Kopf.
– Ja, Mann. Die schöne neue Welt. Schöne neue Welt. Veränderung. Akzeptier sie oder geh unter. Das, na ja, das ist der Deal. Veränderung ist wie eine Welle. Und diese hier sogar wie ein Tsunami. Da brauch ich etwas Zeit, um mein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Mich vorzubereiten.
Er deutet auf die Tür.
– Ja, mach dich auf die Socken, Joe. Ist vielleicht besser, wenn du nicht dabei bist. Ich muss jetzt klar denken. Mich der ungeschminkten Wahrheit stellen.
Ich lasse meine Kippe fallen und trete sie aus.
– Na bestens. Falls du deine Meinung noch ändern solltest und dich entschließt, dass mich deine Jungs besser doch umbringen, dann hast du noch so lange Zeit, bis ich zur Tür raus bin.
Er streckt die Hand aus.
– Weißt du, Mann, ich frage mich, ob ich dir nicht dankbar sein sollte. Das hier, das ist eine große Chance für uns alle. Und ich sollte dir dafür danken, dass du sie herbeigeführt hast.
Er drückt meine Schulter.
– Aber dafür wirst du sterben, Joe. Nicht heute Nacht, aber ziemlich bald.
Er lässt mich wieder los.
– Sobald sich der ganze Pulverdampf wieder gelegt hat, wird dich jemand umbringen. Egal, wer.
Ich spaziere zur Tür hinaus.
– Du zitterst wieder, Terry.
– Wie war’s, Joe? Wieder alles klar zwischen euch beiden?
Ich bleibe auf der Haustreppe stehen und zünde mir die nächste Zigarette an.
– Du weißt ja, wie alte Freunde so sind, Hurley. Man streitet sich, man kabbelt sich, aber am Schluss hat man sich einfach zu gern, um wirklich wütend aufeinander zu sein.
– Freut mich zu hören, Joe. Freut mich zu hören.
Er nimmt meine Pistole, den
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