Bis zur letzten Luge
krächzte Lucien. „Habe dich geliebt. Wollte … das Beste für dich. Geh nicht … Aurore! Bleib! Rette, was du kannst … Gulf Coast. Tu, was du …“ Seine Lippen bewegten sich nicht mehr, und seine Augen starrten geradeaus.
„Nein!“ Sie schüttelte ihn. „Papa! Nein!“
Von irgendwoher aus den Schatten hörte Raphael die Totenklage einer Frau. Er hatte ganz vergessen, dass Ti’Booauch im Zimmer war. Er hob den Kopf und sah das Entsetzen in Jules’ Augen. Jules kniete sich hin und zog Lucien weg von seiner Tochter. Raphael wollte Aurore in seine Arme nehmen, sie beschützen.
„Nein!“ Sie wandte sich ihm zu. „Nein! Nicht bis du mir erklärt hast, was er damit gemeint hat!“ Sie starrte ihn an.
Er fühlte sich leer und fand keine Worte, um ihr zu antworten.
„Nein!“ Sie schloss die Augen, warf den Kopf in den Nacken und schrie auf. „Nein! Es ist wahr? Was er gesagt hat, ist wahr!“
Unter ihrem Schreien und Weinen fand er seine Stimme wieder. „Das ist nicht alles, Aurore! Er hat dir nicht alles erzählt. Ich liebe dich. Das war nicht gelogen. Und ich will dich und unser Kind!“
„Hast du das Feuer gelegt?“
Er blickte sie an.
„Warst du es, Étienne?“ Sie schlug ihm mit den Fäusten gegen die Brust. „Warst du es?“
„Du verstehst das nicht. Nicht solange du nicht die ganze Wahrheit kennst!“
„Warst du es? Antworte mir!“
Er konnte es nicht.
„Du warst es!“ Entsetzt zog sie sich zurück. „Und das andere? Dein Vater war ein Sklave? Dein Blut ist …“
Er wartet darauf, dass sie es aussprach. Als sie es nicht einmal sagen konnte, wusste er, dass all sein Hoffen sinnlos gewesen war und dass all seine Träume von Liebe umsonst gewesen waren.
Er starrte sie an, und zum ersten Mal erkannte er Lucien in seiner Tochter.
„Mein Vater war ein guter Mensch“, sagte er. „Du wirst niemals dasselbe über deinen sagen können.“
„Nein!“ Sie stürzte sich wieder mit geballten Fäusten aufihn, doch er ergriff ihre Hände.
„Hast du vergessen, dass du ein Kind von mir erwartest?“, fragte er. „Das Enkelkind eines Sklaven.“ Er lachte bitter auf. „Du trägst das Kind von einem Mann unter dem Herzen, den du bereits hasst! Und du wirst auch das Kind hassen, nicht wahr? Du wirst den Hass und den Stolz deines Vaters in die nächste Generation weitertragen. Du wirst dem Kind beibringen, sich selbst zu hassen – so wie du mich jetzt hasst!“
„Ich werde dein Kind nicht großziehen!“ Sie spuckte ihn an. „Ich werde dein Kind nicht zur Welt bringen!“
Er schob sie weg. „Du würdest eine Todsünde begehen, weil dein Vater es dir gesagt hat? Du würdest dein eigenes Kind umbringen?“
„Dieses Kind sollte nicht geboren werden!“, schrie sie. „Ro-Ro!“ Ti’Boo trat aus dem Schatten. „Du weißt nicht, was du sagst! Komm mit mir.“
Jules bückte sich, um ihr aufzuhelfen, aber Aurore schüttelte ihn ab. „Ich werde dein Kind nicht bekommen, Étienne! Ich werde es nicht bekommen!“
„Du wirst es bekommen, und du wirst es mir geben!“ Er wollte nach ihr greifen. Als Jules versuchte, ihn daran zu hindern, schlug er ihn. Jules taumelte rückwärts.
„Ich werde dir gar nichts geben!“, schrie sie.
„Das Kind wird mir gehören.“
„Niemals.“ Sie senkte die Stimme, die jedoch vor Anspannung bebte. „Wenn du es für dich beanspruchen willst, werde ich zu den Behörden gehen. Ich werde ihnen erzählen, dass du für die Zerstörung der Dowager verantwortlich bist. Ich werde die Fälschung, von der mein Vater gesprochen hat, beweisen und dafür sorgen, dass du dafür zur Verantwortung gezogen wirst.“
„Ro-Ro.“ Ti’Boo packte sie fest am Arm. „Wir müssen hier raus. Das Feuer kommt immer näher.“ Sie deutete aus dem Fenster.
„Und wenn du das versuchst“, erwiderte Raphael, „dann werde ich ihnen sagen, dass Aurore Le Danois mein uneheliches Kind unter dem Herzen trägt und sie nichts weiter ist als eine zornige Frau, die Rache will. Es gibt nicht den geringsten Beweis, dass ich irgendetwas mit dem Brand zu tun habe.“
„Ti’Boo und Jules haben gehört, dass du es zugegeben hast!“
„Nein. Ich habe gar nichts zugegeben.“
Sie wirbelte herum, um sie anzusehen, und erkannte in ihren Gesichtern die Wahrheit. Ti’Boo schüttelte den Kopf und schloss Aurore in die Arme. „Wir müssen gehen. Sofort, Ro-Ro! Jules wird deinen Vater tragen. Wir müssen jetzt hier raus!“ Sie zog Aurore Richtung Tür.
„Nein!“ Aurore warf den
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