Bis zur letzten Luge
in diesem Moment erinnern würde: das Gesicht blass vor Schreck, die Augen groß, Tränen, die ihr über die Wangen rannen. „Mein Vater?“
„Aurore, geh!“ Es gelang ihm, sie zu Jules zu schieben. „Jules, nimm sie mit, und bring sie hier weg! Wenn Monsieur Le Danois noch da drin ist, bringe ich ihn in Sicherheit, bevor ich nachkomme.“
„Nein, ich muss selbst nachsehen!“ Sie wehrte sich gegen Jules’ Griff, und bevor einer der Männer sie aufhalten konnte, stürmte sie die Treppe hinauf.
Raphael folgte ihr und hörte Schritte hinter sich. Er betete, dass Lucien nicht mehr da war, dass er sich irgendwie erholt hatte und das Gebäude verlassen hatte, als Raphael am Flussufer gestanden hatte. Doch noch während er betete, wusste er, was sie vorfinden würden.
Aurore schob die Bürotür auf und rannte durchs Zimmer. „Papa!“ Lucien lag genau dort, wo Raphael ihn zurückgelassen hatte. Er stöhnte, als er die Stimme seiner Tochter hörte. Sie fiel neben ihm auf die Knie, packte seine Schultern und versuchte, ihn auf den Rücken zu drehen. „Hilf mir, Étienne!“
Raphael kniete sich neben sie und ergriff ihre Hände. „Ich bringe ihn hier raus, Aurore. Du musst jetzt gehen. Du kannst nicht bleiben. Wenn du mit mir fortgehen willst, musst du auf der Stelle gehen!“Sie schüttelte seine Hände ab. „Ich kann ihn nicht verlassen! Papa!“ Jules kam zu ihr, und gemeinsam drehten sie Lucien auf den Rücken. Seine Lider flatterten. Er schlug die Augen auf, sagte jedoch kein Wort. „Papa!“
In Raphaels Innerstem zog sich etwas zusammen. „Wenn du bleibst, wird er dir niemals erlauben, mich zu heiraten. Jules wird ihn für uns in Sicherheit bringen. Dein Vater weiß jetzt über uns Bescheid. Wir müssen verschwinden. Es tut mir leid, aber du musst eine Entscheidung treffen!“
„Wie kannst du von mir verlangen, mich zu entscheiden?“ Tränen liefen ihr über die Wangen. „Er ist mein Vater! Er könnte sterben!“
„Er stirbt nicht!“ Aber er hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als ihm klar wurde, dass Luciens Gesicht eine Totenmaske war. Jeder Atemzug, der seinen Körper zum Erzittern brachte, war ein Schritt näher zum Tod.
„Aurore.“ Luciens Stimme war so leise, dass Raphael sich einen Moment lang nicht sicher war, ob er sie tatsächlich gehört hatte.
„Papa . “ Aurore bettete seinen Kopf auf ihren Schoß. Sie beugte ihren Kopf so nah zu ihm, wie es möglich war. „Wir bringen dich hier raus! Ich werde bei dir bleiben! Du wirst wieder gesund!“
„Étienne …“
Sie hob den Kopf an. „Er ruft nach dir“, sagte sie.
Lucien verdrehte die Augen nach hinten. Seine Hände zuckten. „Aurore.“
„Was, papa? Étienne ist auch hier. Was ist los?“
„Er ist ein … Bastard.“
Sie atmete scharf ein. „Papa , mach dir darüber keine Gedanken. Wir werden später noch Zeit haben, um über meine Zukunft zu reden.“ Mit zitternden Händen streichelte sie über seine Wangen. „Papa , lieber papa , mach dir keine Sorgen. Ich werde bei dir bleiben.“
„Er ist ein … Bastard. Sein Vater war ein … Sklave. Dein Baby … musst es loswerden. Er hat dir das angetan … um mit mir abzurechnen … hat das Feuer auf der Dowager gelegt.“
Sie stieß einen Schrei aus. „Du weißt nicht, was du sagst, papa! Du weißt es nicht!“
„Ich weiß es.“ Lucien kämpfte, als wollte er sich aufsetzen. „Du bist mein Kind … einziges Kind.“ Er packte ihre Hände; seine Finger verkrampften sich. „Rache. Das ist alles. Ein Verrückter. Wenn du mich liebst, werde es los …“
Inzwischen schluchzte sie hörbar. Es war ein gequältes Weinen, das Raphael genauso aufwühlte wie Luciens Worte. „Er weiß nicht, was er sagt, Aurore“, sagte er. „Er ist kranker, als ich dachte. Und er würde alles behaupten, damit du mich verlässt.“
„Papa!“, weinte sie. Sie legte ihre Wange an seine. „Étienne ist ein guter Mensch! Er liebt mich.“
„Nein. Er hasst … mich. Wollte Rache. Hat mir von dem Baby erzählt. War hier, als die Dowager in die Luft geflogen ist. Hat mir erzählt, dass er es war. Sein Blut … unrein, Aurore. Hat dich nie geliebt. Er wollte uns … ruinieren. Gefälschte Unterlagen … in seinem Mantel. Keine Versicherung.“ Er versuchte wieder, sich aufzusetzen, sank dann jedoch zurück auf ihren Schoß.
Sie schluchzte so heftig, dass sie nicht sprechen konnte. Raphael streckte die Arme nach ihr aus, aber sie schüttelte ihn ab.
„Meine Tochter“,
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