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Bis zur letzten Luge

Bis zur letzten Luge

Titel: Bis zur letzten Luge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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nicht erlaubt, Clarence beim Klavierspielen zuzuhören.
    Die Herzogin mochte Nicolette nicht besonders, doch es machte ihr nichts aus, dass sie ab und zu im Salon war. Sie sagte, die Männer würden sich eher wie Herren verhalten, wenn sie dabei war, und manche von ihnen liebten kleine Mädchen ganz besonders. An diesem Abend hatte sie Nicolette versprochen, dass sie den Wein servieren und alle Münzen behalten dürfte, die die Männer ihr zusteckten. In ein paar Monaten war Weihnachten, und Nicolette sparte, um Clarence und Violet Geschenke kaufen zu können.
    Clarence spielte Klavier, als sie in den getäfelten Salon hüpfte. Es war ein schönes Klavier aus glänzendem schwarzen Holz, und fast das ganze Elfenbein war noch auf den Tasten. Im Azaleen-Salon gab es nur ein mechanisches Klavier; man konnte zwei Münzen einwerfen, wenn man Musik hörenwollte. Im getäfelten Salon dagegen unterhielten die neuesten Mädchen die Herrschaften. Die Herzogin konnte einem Mann ansehen, in welchen Salon er gehörte.
    Clarence schätzte es nicht, dass sie im Salon war, wenn Herren anwesend waren. Also sagte sie nichts zu ihm und schlich sich so schnell wie möglich am Piano vorbei. Zwei Männer saßen auf vornehmen grünen Sesseln neben den Buntglasfenstern. Dora und Emma leisteten ihnen Gesellschaft. Maggie, die erst kürzlich hierher aufgerückt war, schlenderte durchs Zimmer und wackelte mit den Hüften, als sie vom Kamin zum Fenster ging. Nicolette bemerkte, wie einer der Männer Maggie beobachtete, und sie wusste, dass er nicht mehr lange hier unten bleiben würde.
    „Bitte, meine Herren“, sagte sie, wie Violet es ihr beigebracht hatte. „Darf ich Ihnen etwas Wein holen? Oder vielleicht Champagner?“
    Einer der Männer lachte. Er war groß, und sein ganzes Gesicht war voller Barthaare. „Wen haben wir denn da?“, fragte er. „Eine Babyhure?“
    „Sei still!“ Emma mit ihren kastanienbraunen Haaren sah ihn von oben herab an. Sie war gut darin, die Herren von oben herab zu betrachten – sie behauptete, dass einige von ihnen aus genau diesem Grund zu ihr kämen. „Komm her, Nicolette, und lern unsere Gäste kennen.“
    Nicolette kam näher. Bei dem Mann mit dem Bart war sie sich nicht sicher, doch der andere sah nett aus. Sie war erleichtert, dass keiner von den beiden der Mann war, den sie vorher mit Violet zusammen gesehen hatte. „Wir haben Mumm Extra Dry“, erklärte sie voller Inbrunst. „Nur das Beste!“
    Beide Männer lachten, und der ohne Bart bestellte eine Flasche. Als sie zurückkam, nahm Maggie ihr die Flasche ab und schenkte den Sekt in Gläser, die auf einem Tisch bei der Tür standen. Nicolette brachte den Männern zuerst ihre Gläser. Sie wusste, dass Maggie den Frauen eine Mischung gebenwürde, die überwiegend aus Wasser bestand.
    Der Mann mit dem Bart hielt einen Dollar hoch, als sie ihm sein Glas reichte. „Gib mir einen Kuss, Süße, und ich gebe dir das hier.“
    „Sei vorsichtig mit ihr“, warnte Emma ihn.
    „Einen Kuss auf die Wange“, sagte er.
    Nicolette hielt das für einen gerechten Tausch. Sie küsste ihn auf die Wange. Sein Bart war weich, aber nicht unangenehm; dann drehte er seinen Kopf, ehe sie sich zurückziehen konnte, und küsste sie auf den Mund. Erschrocken machte sie einen Satz zurück, und alle lachten laut auf.
    Nicolette kniff ganz leicht die Augen zusammen. „Zwei Dollar“, sagte sie und streckte die Hand aus. Die Männer lachten noch lauter. „Das ist mein Ernst!“, beharrte sie und stampfte mit dem Fuß auf. „Zwei Dollar!“
    Der Mann griff in seine Tasche und zog einen weiteren Dollarschein heraus. „Du bist das Geld wert, Süße.“
    Sie entschied, dass sie ihn mochte. Sie nahm das Geld und steckte es in ihr Kleid, wie sie es bei den Frauen gesehen hatte, die im Haus wohnten und arbeiteten. „Ich kann singen. Wollen Sie mich singen hören?“
    Hinter sich hörte sie ein Geräusch. Clarence hatte leise gespielt, doch jetzt räusperte er sich lauter, als er spielte. Sie wich zurück, bis sie neben der Klavierbank stand. „Bitte, bitte?“, bettelte sie und sah ihn flehentlich an. „Nur ein Lied?“
    „Dein Papa wird dir den Hosenboden versohlen, Nickel, wenn er davon hören sollte.“
    „Er ist doch gar nicht da.“ Wieder blickte sie ihn beschwörend an. „Bitte, Clarence?“
    Ehe Clarence von seiner Musik leben konnte, hatte er seinen Lebensunterhalt damit verdient, am Fluss Baumwollballen zu schleppen. Er war ein großer Mann, ein Schwarzer aus

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