Bis zur letzten Luge
verkaufen, während zwei ältere Jungen in ziemlich zerlumpten Teufelskostümen ihre gabelförmigen Speere gegen ihn erhoben. Als er die Straße erreichte, bot ihm eine ältere Dame in einer Schürze aus einem alten Mehlsack eine Keule des Hühnchens an, das sie gerade auf professionelle Weise tranchierte.
Die Musik wurde lauter, je näher er Belindas neuem Zuhause kam. Jemand hatte im oberen Stockwerk eine Musikanlage auf das Fensterbrett gestellt, und Rhythm and Blues dröhnte aus den großen Lautsprechern. Vor dem Haus hatten vier besonders hübsche Mädchen einander die Arme um die Hüften geschlungen und tanzten. Gemeinsam bewegten sie sich wie auf einer unsichtbaren Linie vor und zurück. Bei ihrem Anblick musste Phillip an Revuetanzgruppen denken, an die Rockettes in der New Yorker Radio City Music Hall .
Das Haus war weiß, mit Stuck verziert und gut gepflegt. Es erstreckte sich über jeden verfügbaren Zentimeter des Grundstücks. Er vermutete, dass es mindestens sechs Zimmer gab, und auf der Veranda war genug Platz, um weitere zwölf Leute zu beherbergen. In diesem Moment fand auf ebendieser Veranda eine Party statt. Belinda befand sich jedoch nicht unter den Feiernden.
Phillip ging näher heran. Er stupste eine junge Frau an und schrie ihr fragend Belindas Namen ins Ohr. Die Frau runzelte nur die Stirn und schüttelte den Kopf. Er erkundigte sich bei einer zweiten. Diese hielt daraufhin die Hand ans Ohr, um ihn besser hören zu können, doch er bezweifelte, dass sie ihn überhaupt verstand. Schließlich drang er bis ins Innere des Hauses vor, in dem es nicht ganz so laut war. Phillip stieß auf zwei Männer Anfang dreißig, die sich am Wohnzimmertisch, der sich unter dem vielen Essen förmlich bog, die Teller vollluden. Drei Frauen mit Auflaufformen erschienen, stellten ihre Mitbringsel ab und verschwanden wieder.
„Holen Sie sich einen Teller“, forderte ein breitschultriger Mann in einem karierten Madras-Hemd und Bermudashorts ihn auf.
„Ich bin auf der Suche nach Belinda Beauclaire. Man hat mir erzählt, dass sie hier wohnt. Stimmt das?“
„Ja, sie wohnt hier.“ „Wissen Sie, wo sie ist?“
„Sie ist unterwegs, um sich die Zulu-Parade anzuschauen.“ Der Mann schien sich absolut sicher zu sein. Sosehr Phillip diese Information auch brauchte: Es wäre ihm lieber gewesen, wenn der Mann sich seiner Sache nicht ganz so sicher gewesen wäre. Und wenn er nicht so sicher gewirkt hätte, was Belinda anging.
„Haben Sie eine Ahnung, wo genau ich sie finden kann?“ „Schwer zu sagen, wo die Zulu-Parade gerade ist. Warum nehmen Sie sich nicht einfach was zu essen und warten? Sie kommt schon zurück, wenn sie müde ist.“
„Ich schätze, ich suche besser weiter. Falls ich sie nicht finde, komme ich später noch einmal vorbei.“
„Soll ich ihr ausrichten, dass Sie sie gesucht haben? Wie ist Ihr Name?“ Der Mann kniff leicht die Augen zusammen und musterte Phillip von oben bis unten. Mit einem Mal wirkte er nicht mehr ganz so freundlich wie am Anfang des Gesprächs.
„Das ist nicht nötig. Ich komme später wieder.“
„Versuchen Sie es mal in der Jackson Avenue“, riet der andere Mann ihm und gab ihm mit der Bierflasche in der erhobenen Hand die ungefähre Richtung an.
Draußen schlängelte Phillip sich langsam bis zur Jackson Avenue hindurch. Auf halbem Weg musste er eine Schar wild aussehender Piraten umrunden. In dem Moment erblickte er Belinda. Sie kam ihm auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen entgegen. Sie war von Kopf bis Fuß in strahlendes Weiß gekleidet. Ein enger weißer Rock umschmeichelte ihren Po, und eine hauchdünne Bluse betonte ihre sanften Rundungen. Eine Maske aus weißem Satin mit zwei anmutig herabhängenden Federn daran verdeckte die obere Hälfte ihres Gesichts.
„Belinda!“ Es fuhren kaum Autos, denen er hätte ausweichen müssen. Er lief an einigen Fußgängern vorbei und rannte zu ihr hinüber.
Sie hielt inne und blieb regungslos stehen.
Vorsichtig hob er ihre Maske an und sah ihr in die Augen. Noch nie hatte sie so schön ausgesehen, war ihm so verführerisch vorgekommen wie in diesem Moment. Er wollte sie küssen, aber ihr Blick verriet ihm, dass das keine gute Idee war. Diese Frau war zu starken Gefühlen fähig. Sie konnte vor Leidenschaft dahinschmelzen und dabei einen Mann entflammen lassen. Doch die Belinda, die ihn jetzt anschaute, hielt ihre Gefühle tief in ihrem Innern verborgen.
„Ich habe dich wie verrückt gesucht“, sagte
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