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Bis zur letzten Luge

Bis zur letzten Luge

Titel: Bis zur letzten Luge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Stück, wie er die Bitterkeit in seinem Herzen kannte. „Du kannst anfassen, was immer dir gefällt.“
    „Was mir gefällt ? Was für ein komisches Wort.“ Sie rührte sich noch immer nicht.
    Er brach den Bann, indem er nach einer Rubinkette griff. Er strich damit über ihre Wange, und die Edelsteine wärmten ihre Haut. „Sie passen zu dir.“
    In der Kiste waren nur wenige Schmuckstücke. Der Mann, der für das geheime Versteck verantwortlich gewesen war – wahrscheinlich ein Vorfahre von Juan –, war nicht sehr sentimental gewesen. Étienne nahm an, dass er beim Teilen der Beute seinen Anteil vor allem in Gold- und Silberstücken gefordert hatte. Oder vielleicht hatte Juan selbst oder jemandanders, der den Schatz einmal besessen hatte, alles andere verkauft. Jetzt waren nur noch die Halskette, ein Paar Ohrringe mit Smaragden und Diamanten und ein Fingerring mit Rubinen und Saphiren übrig.
    Und ein Kreuz aus purem Silber.
    Aurore nahm das Kreuz in die Hand. Es funkelte auf ihrem Schoß. „Ich habe nie etwas so Schönes gesehen.“
    „Ich habe es nicht übers Herz gebracht, es zu verkaufen.“ Vorsichtig legte sie es in die Holzkiste zurück, auf die Golddublonen. „Wie und wo?“, fragte sie. „Das sind nicht unbedingt gewöhnliche Familienerbstücke.“
    „Sie stammen aus einem Piratenschatz.“
    „Lieber Himmel!“
    „Das kann man wohl sagen.“ Er nahm sich eine Handvoll Münzen und ließ sie durch seine Finger gleiten. „Ich kann auch nur vermuten, woher die Sachen kommen, Aurore. Es gab früher einmal eine Flotte spanischer Schiffe, die Schätze von der Neuen Welt in die Alte Welt brachten – und umgekehrt. Einige von ihnen sollen in den Gewässern vor Louisiana untergegangen sein. Einige wurden von Piraten gekapert.“
    „Aber wie ist dein Vater …“
    Er erzählte ihr eine Geschichte, von der er überzeugt war, dass sie sie glauben würde. „Als mein Vater mich in den Sümpfen fand, hatte der Hurrikan auch die Erde im Umkreis aufgewühlt. Bäume waren entwurzelt worden und umgestürzt. Als er mich in seinen Einbaum bringen wollte, entdeckte er die Kiste, die der Sturm freigelegt hatte. Darin war das hier.“
    „Und er hat es nie ausgegeben? Er hat nie versucht, euch ein angenehmeres Leben zu bereiten? Dir die Arbeit zu erleichtern?“
    „Ich denke, er wusste, dass der Schatz ihn nicht zu einem anderen Menschen machen würde. Und er war ein geiziger Mann. Vielleicht hat er darauf gewartet, das Geld eines Tagesim Alter ausgeben zu können. Er hat mir das Versteck verraten, ehe er die Augen für immer schloss.“
    „Étienne, das alles hat doch einmal irgendjemandem gehört.“
    Er verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. „Nur wem? Den Spaniern, die die Azteken ausgeplündert haben? Den Mayas? Soll ich es ihnen zurückgeben?“
    Sie schloss die Augen. „Wie viel …“
    „Ich weiß es nicht. Einige der Münzen sind sehr alt. Für einen Sammler sind sie mehr wert, als man für das reine Gold bekommen würde. Und ich weiß nicht, ob der Wert des Kreuzes überhaupt in Zahlen ausgedrückt werden kann.“
    Er nahm die Kiste von ihrem Schoß. Ihre Augen waren noch immer geschlossen, und sie war noch immer furchtbar blass. „Es gibt niemanden, dem das hier mehr zusteht als uns.“ Er berührte ihre Wange und küsste sie gleichzeitig. Der Kuss war zart, zurückhaltend. Er wollte nur, dass die Farbe auf ihre Wangen zurückkehrte.
    „Ich werde einen reichen Mann heiraten“, sagte sie, als sie die Augen aufschlug.
    „Reich? Vielleicht nicht. Aber das hier kann in echten Besitz umgewandelt werden, Aurore. Wir könnten zusammen ein Geschäft aufbauen. Wir haben die Mittel dazu.“
    „Warum hast du, wenn du all das besitzt, überhaupt für meinen Vater gearbeitet?“
    „Weil Geld ohne Erfahrung nichts wert ist. Und die Dinge, die ich lernen musste, konnte ich mir nicht in einer Schule aneignen.“
    Sie schien ihm zu glauben. Schließlich nickte sie. „Das wird meinen Vater jedoch nicht dazu bringen, dich als Schwiegersohn zu akzeptieren.“
    „Ich will gar nicht, dass er mich akzeptiert. Ich will nur seine Tochter.“
    „Sie gehört dir.“ Die Farbe, die er hatte sehen wollen, kehrteauf ihre Wangen zurück. „Sie hat schon vor alldem hier zu dir gehört.“ Sie wies auf die Schatztruhe. „Und sie wird dir anschließend auch noch gehören. Sie wird dir immer gehören!“
    Er umarmte sie. Er versuchte, an nichts anderes zu denken als die Frau in seinen Armen. Doch trotzdem schlichen

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