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Bisduvergisst

Bisduvergisst

Titel: Bisduvergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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auf.
    »Auch Pferdeführer?«
    »Sie haben ihn nicht genommen.«
    »Warum?«
    »Er hat keine glückliche Figur gemacht bei der Bewerbung. Hat den Stress nicht ausgehalten. Kann man ja keinem verübeln. Ist anstrengend.«
    Das ist deine Generation verflucht noch eins nicht gewöhnt, wetterte Leitner im Stillen.
    »Aber der Hallhuber, der würde niemanden umbringen«, winselte Alfi.
    »Nein, Mörder sind immer die anderen, die keiner kennt«, spottete der Kommissar. »Hast du mal drüber nachgedacht, dass jeder Mörder irgendjemands Freund, Bruder, Vater, Sohn ist?«
    »Der Hallgruber ist sanft wie ein Lamm.«
    »Das sind die Schlimmsten.«
    »Nein, im Ernst!« Alfi strich sich das Haar zurück. »Im Ernst, Herr Leitner.«
    »Bist du eigentlich mal auf die Idee gekommen, irgendjemanden zu verständigen, dass der Hallhuber verlustig gegangen ist?«
    Alfi sagte nichts.
    »Was hat dich davon abgehalten? Hast du ihn im Verdacht? Hat er mal was gesagt? Irgendwas gemacht, sich sonderbar verhalten? Nun mach’s Maul auf!« Die letzten Worte brüllte Leitner. Die anderen Gäste sahen pikiert zu ihm herüber.
    »Der Hallhuber und ich – wir waren zusammen auf der Schule. Bis zur mittleren Reife. Der Hallhuber hat danach keinen Job gekriegt. Ich habe die Ausbildung im Autohaus gemacht. Er war sauer, weil er beruflich nicht vorankam. Hat mir vorgeworfen, ich hätte nichts als Glück, während er die Scheiße abkriegt. Dann haben sie ihm seine Bezüge gekürzt, weil er sich nicht beworben hat. Der Hallhuber fängt alles an und hält nichts durch.«
    »Und Julika? Hat er sie getroffen, angesprochen? Hat er dir was gesagt?« Leitner zündete die nächste Zigarette an. »Wer von euch hat die zwei Kästen gewonnen?«
    »Keiner. Die Julika war ein harter Brocken. Abweisend und arrogant. Der Hallhuber hat nur so ein geheimnisvolles Gesicht gemacht, in der Nacht, als sie ermordet wurde. Wir haben bei mir zu Hause ein paar Bier getrunken. Dann hat er gesagt: Ich bin bald soweit. Dann überhole ich dich.«
    »Was sollte das heißen?«
    »Ich habe ihn gefragt, aber der Hallhuber hat nur gegrinst. Hat sich gefreut wie ein Schneekönig. Als ob er was in der Hinterhand hätte. Oder im Lotto gewonnen. Oder bei ›Wer wird Millionär‹. Was weiß ich.«
    »Wann genau kam der Hallhuber zu dir in die Wohnung?«
    »So gegen 23 Uhr.«
    »Ziemlich früh für einen wie den Hallhuber!«
    Alfi zuckte die Schultern.
    »Wo warst du letzten Donnerstag zwischen 1 und 3 Uhr?«
    »Daheim. Im Bett. Wir haben kurz nach Mitternacht ausgetrunken und sind schlafen gegangen.«
    »Zeugen?«
    »Der Hallhuber …«
    »Also gebt ihr euch gegenseitig ein Alibi?«
    »Scheiße, Mann!« Alfi Berger wurde unruhig. Sein Blick begann zu flackern. Mit geröteten Augen starrte er Leitner an. »Ich habe die Julika nicht umgebracht.«
    »Kann der Hallhuber bezeugen, dass du friedlich in der Heia gelegen hast?«
    »Wir haben getrennte Zimmer, Mann!«
    »Kann er?«
    »Rausschleichen kann man sich ja wohl.«
    »Gut. Dann also kein Alibi. Und für den Hallhuber gilt das Gleiche. Weil der sich auch hätte rausschleichen können. Wenn er noch was vorgehabt hätte. Zum Beispiel die Julika mit dem Gesicht in eine Pfütze zu drücken und ihr dann mit einem Tritt das Genick zu brechen.«
    Alfi Berger wandte angewidert den Blick ab, als müsse er sich bei dem Gedanken übergeben.
    »Fahndung!«, bellte Leitner in sein Handy. Gut, dass die Katzenbacherin seinen Anruf entgegennahm. Die war von der schnellen Sorte. Kein Zögern, kein Zaudern. Die Katzenbacherin schlug knallhart zu.

39
    Du hast mein Leben gerettet, Lisa. Wir stehen im Zug. Ich bin nicht am schlechtesten dran. Jemand am Bahnhof in München hat uns Haferschleim gegeben, der tobt nun in meinem Magen. Mein Arm glüht, die Wunde unter dem Verband pocht, aber ich lebe, noch lebe ich, also kein Grund, sich aufzuregen.
    Die Leute um uns beobachten uns. Es ist früher Morgen. Wie lange haben wir nicht geschlafen? 48 Stunden? Oder sind es 72? Mir ist das Zeitgefühl abhanden gekommen, und ich höre nicht richtig, aber es stört mich nicht, weißt du, Lisa. Dadurch, dass alle Geräusche nur gedämpft bei mir ankommen, fühle ich mich beschützt, eingesponnen in einen Kokon wie ein Schmetterling, als könnte mir nichts mehr passieren. Nicht in dem Zug, der nun langsam aus München ruckelt. Heute Nacht sind die Bahnstrecken bombardiert worden, es geht aber voran, nicht alles ist zerstört, der Führer hat noch einen Plan in der Tasche,

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