Bisduvergisst
rösten.
»Man unterhält sich eben. Diskutiert die Frauen durch, die man gut findet. Mit denen man gern mal …«
»… nebenraus gehen will«, vollendete Leitner. »Wer wollte in die Besenkammer? Oder«, er wies auf die Stallungen hinter sich, »in die Sattelkammer?«
»Der Hallhuber Siegmar und sein Kumpel, der Berger Alfi. Die haben gewettet. Wer die Julika zuerst rumkriegt, hat gewonnen.«
»Wie hoch ist der Wetteinsatz?«
»Zwei Kästen Bier.«
»Was hat denn der Neugruber dazu gesagt?« Leitner musste an sich halten. Die Männer wurden immer fantasieloser. Kein Wunder, wenn sie keine Freundin fanden, die es länger als ein paar Nächte bei ihnen aushielt.
»Welcher Neugruber?« Hartstetter tätschelte seinem Pferd den Hals.
»Der Herbert. Mensch, die Julika war mit ihm zusammen.«
»Die war nicht mit dem Neugruber zusammen. Das hätte er gern gehabt. Er hat es in der ganzen Stadt herumposaunt. Aber das war Wunschdenken, Leitner! Wunschdenken. Die Julika hätte den Neugruber nicht mit der Kneifzange angefasst.«
»Die beiden sind also nicht miteinander in der Sattelkammer gewesen?«
»Ach, lass den Scheiß. Der Neugruber, der hat bei der Landshuter Hochzeit noch nie mitgemacht. Dem fehlt’s an allem. Keine Disziplin, der kann nicht mal reiten. Zu den Proben würde er auch nicht kommen. So ein hartes Programm hält der Neugruber nicht durch. Der hockt lieber vor seinem PC und ballert sich die Birne weich.«
»Killerspiele?«
»Alle Spiele, wo das Blut spritzt. Schau ins Internet, da findest du, was du suchst, und erwischt wirst du eh nicht. Du kannst zu jedem legalen Spiel eine schuftige Aufrüstung finden. Mehr Gewalt, mehr Sex, mehr tote Frauen.«
»Also Julika und Herbert, die waren kein Paar?« Leitner betrachtete mitleidig das Pferd, das unruhig den Kopf hin und her warf, offensichtlich unglücklich über die schwere Schabracke, die ihm nur zwei schmale Gucklöcher ließ.
»Habe ich dir doch gesagt! Das hat der Herbert rumerzählt. Der gibt an wie zehn nackte Neger.«
»Vorsicht! Rassismus!«
»Bin ich Beamter? Wenigstens darf man noch sagen, wonach einem ist.«
»Servus«, sagte Leitner, und dachte bei sich: Hundsfrecker, damischer!
38
»Ich mache als Pferdeführer mit«, sagte Alfi Berger, ein hagerer Mann mit viel zu dünnen, langen Haaren, die frisch geföhnt seine Schultern umwehten. Seine geröteten Augen blinzelten Leitner nervös an. »Wenn du Ritter werden willst, musst du langsam reinwachsen.«
Als ob Leitner das nicht wüsste. Sie saßen vor einer Tasse Kaffee vor dem Haus Kronprinz in der Altstadt und betrachteten das bunte Treiben.
»Ist das nicht die typische Karriere? Erst Pferdeführer, dann Knappe, dann Ritter?«
»Schon.«
»Wie alt bist du?«
»19.«
»Hast ja noch Zeit.« Leitner zündete sich eine Zigarette an und dachte an Elke. Kein guter Augenblick, um sich abzulenken. Aber der Gedanke war einfach zu verlockend. Zu wohltuend. Zu … Leitner sortierte seine Gedanken. »Du und der Hallhuber, ihr habt da eine Wette laufen, ja?«
»Woher wissen Sie das?« Alfi zwinkerte nervös.
»War das etwa geheim?«
»Nicht unbedingt. Aber an die große Glocke haben wir es nicht gehängt.«
»Nicht?«
»Verdammt, ich hätte mir ja denken können, dass irgendeiner was mithört. Wir, also der Hallhuber und ich, wir haben gewettet, und der Hartstetter hat durchgeschlagen. Nur wir drei.«
»Dann muss wohl einer geplaudert haben«, lächelte Leitner und drückte die Kippe aus.
Alfi zuckte die Achseln. »Kann nur der Hartstetter gewesen sein, der Großkotz.«
»Warum?«
Alfi wurde puterrot.
Daran sieht man, dass er noch beinahe in der Pubertät ist, dachte Leitner und fragte: »Ich nehme an, der Hallhuber ist gerade nicht im Lande?«
»Der ist seit Donnerstag nicht mehr aufgetaucht. Ich habe ihn x-mal angerufen, aber der stellt sich tot.«
»Was?« Leitner hatte schon sein Mobiltelefon in der Hand.
»Ich kann nichts dafür!«
»Sagt ja auch keiner. Nun rück raus: Wo ist er?«
»Meinen Sie, er hat die Julika … umgebracht?«
»Ich habe meine Kristallkugel gerade nicht hier«, sagte Leitner und klopfte sich demonstrativ auf die leeren Jackentaschen. »Seine Handynummer? Adresse? Los, Bub, drück aufs Gas.«
»Der hat bei mir gewohnt. Für die gut drei Wochen Landshuter Hochzeit.«
»Und sonst? Ich krieg’s raus, Alfi, aber du sparst dem Steuerzahler Geld, wenn du es mir gleich sagst.«
»Er wohnt in München. Fürstenried.« Alfi sagte brav die Adresse
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