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Bisduvergisst

Bisduvergisst

Titel: Bisduvergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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herablässt.«
    Uff, eine geknechtete Seele. Einer, dem der Mumm in den Knochen fehlte, um zurechtzukommen, und der die anderen für seine eigene Schwäche in die Pflicht nahm. Zu kraftlos, um einen anderen umzubringen, war er hingegen nicht. Auch wenn sein Atem rasselte wie ein untertourig fahrender VW-Käfer.
    »Dann kamen die Leute nach Landshut. Zur Landshuter Hochzeit, da spielt sich einiges ab. Eine Menge Menschen sind in der Stadt, und wenn du nicht auffallen willst, ist es die beste Zeit überhaupt.«
    Holla, mein Hirn schaltete nicht mehr richtig. Die Synapsendichte verringerte sich unaufhaltsam. Mein Kopf dröhnte, mein Auge tränte. Wieder wollte ich blinzeln, aber die Natur verhinderte das effektiv.
    »Niemand beobachtet dich. Niemand interessiert sich für dich. Deshalb habe ich den Typen das Haus zur Verfügung gestellt.«
    Ich ruckte meinen Körper vorsichtig in eine halb sitzenden Position und sagte: »Jemand brauchte Geschäftsräume?« Mein Kopf funktionierte noch! Ich schrieb die Geschichte, als sei ich sein Ghost. Die Fantasie trieb Blüten.
    »Die haben mich angequatscht. Schon vorher. Ziemlich genau vor einem Jahr. Ich war was trinken in München und kam mit ein paar Typen ins Gespräch. Die suchten einen guten Ort, um heimlich was zu schustern. PC-Kram. Ich versteh nichts davon, ich geh nicht mal ins Internet. Aber die haben mir gesagt, Landshut, das wäre was, schau dich mal um!«
    »Nach einer Immobilie.« Draußen in der Einsamkeit. Wo keiner hinsah, weil der Verfall dem Auge wehtat. Apropos Auge. Was würde passieren, wenn ich nicht innerhalb der nächsten Stunde einen Augenarzt erreichte?
    »Die Bude hier unten«, er schleuderte den Arm mit der Pistole hinter sich, »ist ja nicht viel besser als ein Scheißhaus. Aber abgelegen und keiner kümmert sich drum. Die haben mir die Knete gegeben. So schnell kommt man zu was.«
    »Und Sie haben schön dicht gehalten und keinem was gesagt.«
    »Keinem. Es hat auch keinen interessiert, weil für mich, für den Hallhuber, für den interessiert sich ja nie einer«, winselte er.
    Ich liebte Selbstmitleid wie das Schwarze unter dem Fingernagel. Hinter dem Ritter von der traurigen Gestalt, weiter weg zwischen den Bäumen, meinte ich, eine Bewegung gesehen zu haben. Etwas Dunkles, Scheues, Geräuschloses. Ich zwinkerte mit dem mir verbliebenen Auge und sagte: »Was haben die Herrschaften denn vorgehabt?«
    »Die wollten«, Hallhuber sah mich scheel an, »die wollten irgendwas mit Computern machen. Keine Ahnung! Ich habe nicht den leisesten Schimmer! Jedenfalls haben sie meinen Schlüssel kassiert. Sie brauchen die Absteige für vier bis sechs Wochen, haben sie gesagt, dann könnte ich damit machen, was ich wollte. Ich könnte es auch in die Luft jagen. Dabei haben sie so blöd gelacht. Mir war das wurscht. Ich war sowieso nie hier, bloß ganz am Anfang, vor ein paar Wochen, da habe ich mich aus Neugier mal umgeschaut. Die hatten alle Schlösser ausgewechselt, die Türen verrammelt. Aber durch ein Fenster im ersten Stock kam ich locker rein. Habe mir den Dachboden angesehen. Die Typen haben die alten Möbel, die unten noch rumgestanden waren, nach oben geschafft und ein Vorhängeschloss an der Luke angebracht.«
    Dann war das geklärt. Aber wie war Julika reingekommen?
    »Wissen Sie, wer zuletzt in dem Haus gewohnt hat?«, fragte ich.
    »Ist mir scheißegal.«
    »Irma Schwand. Mit ihrer Tochter Elizabeth. Ist ewig her.«
    Er zuckte die Schultern. Wieder glaubte ich, hinter ihm eine Bewegung zu sehen. Ein Tier vielleicht, das neugierig herüberlugte, wer sich in seinem Territorium herumtrieb. Ganz kurz hatte ich ein Bild von einem Wildschwein vor Augen, das den Mann von hinten rammte, welchem daraufhin die Pistole aus der Hand flog, um just in meiner Hand zu landen. Zu viele Actionfilme, Kea, dachte ich verzweifelt und presste die Hand auf mein schmerzendes Auge.
    »Die Typen haben mich links liegengelassen. Haben gesagt, sieh zu, dass du dich fernhältst, bis wir hier fertig sind.«
    Ich nickte. Endlich klärte sich auf, wie die CD in Julikas Beutel gekommen war. Julika hatte hier geschnüffelt und ein Beweisstück mitgehen lassen. Ich sah wieder in den Wald. Erblickte eine Indianerin. Für den Bruchteil von Sekunden.
    »Der Alfi ist dahintergekommen?«, fragte ich, damit der Knabe sich nicht umdrehte. »Hat rausgekriegt, womit du zu Geld gekommen bist? Und Julika womöglich auch?«
    Das Gesicht des Mannes verzerrte sich.
    »Halt die Schnauze, Alte! Ich

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