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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Münchengrätz: Rheinische Truppen von der Elbarmee, Thüringer und Magdeburger der I. Armee, Verlust 340, der Feind ließ 1400 Gefangene zurück und wird Chlam-Gallas im ganzen 2000 verloren haben. Gleichzeitig Soor, Garde gegen Gablenz. Erstere, hauptsächlich Kaiser Franz, Füsilierregiment, 2. Garde, verlor 700. Da Gablenz allein 3000 Gefangene verlor (Brigade Grivicic vernichtet, ihr Kommandeur und zwei Oberste gefangen), wird er im ganzen 4000 nebst acht Geschützen verloren haben. Gleichzeitig Skalitz – VIII. Korps Erzherzog Leopold und Kürassierbrigade Schindlöcker gegen Steinmetz, unser Verlust betrug fast 1400. Der Feind schlug sich tapfer, besonders Brigaden Kreyßtern und Fragnern, deren Kommandeure fielen, und litt schwer, Regimenter Reischach und Salvator wurden teilweise aufgerieben. Wahrscheinlich 5000 bluteten oder wurden gefangen, sechs Geschütze gingen verloren. Wir haben also überall den doppelten Eindruck erstlich von der Überlegenheit unserer Truppen, die angriffsweise eine solche Übermacht über den Haufen warfen, und von der geringen Fähigkeit der feindlichen Führung, die ihre Übermacht nie auszunutzen verstand. Die Garde warf am 29. ein feindliches Detachement aus Königinhof, was uns nur 70, dem Gegner wohl 600 (zwei Drittel davon Gefangene) kostete. Und am gleichen Tage bei Schweinschädel trieb Steinmetz erneut das frisch angelangte IV. Korps Festetics vor sich her, ersterer verlor rund 400, letzterer vermutlich 1300, meist nur von einem Regiment, da der Feind von vornherein abzog und im Grunde nur ein Nachhutgefecht lieferte. Das Gesamtergebnis ist also, daß wir im ganzen 5000, die Feinde fast 30 000 verloren. Nur die gute Artillerie macht uns zu schaffen, die Infanterie kann nicht gegen unsere aufkommen.«
    »Sehr schöne Aussichten! Doch der Block der Hauptmasse steht noch unversehrt. Glauben Sie an baldige Entscheidungsschlacht?«
    »Ja, Benedek hat sich offenbar in die innere Linie verliebt und begreift nicht, daß sie nur offensiv ihre Stärke hat. Ursprünglich wollte er sich wohl auf den einen Teil unseres getrennten Vormarsches stürzen, doch mögen ihn zu langsame Mobilisierung und schlechte Verpflegung behindert haben. Jetzt ist es zu spät.«
    »Warum denn?« warf Otto ein. »Der Kronprinz steht ihm so nahe, daß er immer noch mit versammelter Macht gegen ihn ausfallen könnte. Ich nehme an, daß er eine zentrale Stellung hat.«
    Moltke blinzelte unangenehm. Ein Zivilist, und sei er zehnmal Ministerpräsident, hat nicht dreinzureden. Was der Mensch sich herausnahm!
    Doch der König mit seinem gesunden Blick stimmte bei: »Das scheint mir auch so. Der Kronprinz befindet sich in schwieriger Lage.«
    »Deshalb haben Eure Majestät ja heute nach Mittag, 12 Uhr 45 Minuten, meine telegraphische Direktive aus Kohlfurt genehmigt, einen Zusammenschluß der I. und II. Armee bei Königinhof zu bewirken. Die Elbarmee solle inzwischen jede Flankenbedrohung angriffsweise ablehnen und solche Flankenkräfte von der feindlichen Hauptarmee abdrängen.«
    Es fiel Otto auf, wie sonderbar Moltke mit Voraussetzungen operierte. Die Elbarmee »soll« dies und »soll« das, aber wenn General Herwarth v. Bittenfeld nun weder will noch kann? Das »will« läßt sich später nicht genau feststellen, das »kann« noch weniger, Moltkes System setzte also lauter vorzügliche Armeeführer voraus. Napoleon sah aber hierin den wahren Fehler der äußeren Linien: weil man dabei mehrere gute Generale braucht, gewöhnlich hat man nur einen. Wußte denn Moltke so genau, daß Friedrich Karl und der Kronprinz (lies: General v. Blumenthal) wirkliche Feldherren waren? Er selber hatte (irrigerweise) keine übergroße Meinung von ihnen. Und der General Herwarth war ein braver Haudegen wie sein Ahne, der als Oberst der Mindener Füsiliere bei Kolin fiel, sonst nichts.
    Als man am 30. abends in Reichenberg anlangte, bekam Bismarck freilich einen Vorgeschmack davon, wie durchaus selbständig die beiden Armeechefs handelten. Die Kunde von Schweinschädel und Königinhof empfing man schon früher, doch erst hier vernahm man, daß Friedrich Karl ein großes glänzendes Treffen bei Gitschin lieferte und selbständig in Richtung auf Königinhof vorrückte, obschon er von den Fortschritten der II. Armee nichts wußte. Die Verbindung war also hergestellt, nicht durch Verdienst Moltkes, sondern der Armeechefs. In Reichenberg lag der an der Hüfte schwer verwundete Divisionsgeneral Tümpling, der sich dorthin hatte

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