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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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jubilierte in ihm. Der Bittsteller und Besiegte hat zuerst zu reden, wenn er um Gnade bitten will.
    »Es wäre mir lieb, die Bedingungen kennen zu lernen, die Seine Majestät der König von Preußen uns geneigtest bewilligen will.«
    »Sie sind einfach genug«, kam Moltkes kalte Antwort. »Ihre Armee ist kriegsgefangen. Den Offizieren wird man in Anbetracht ihrer tapferen Haltung den Degen lassen.«
    »Das ist zu hart. Den Platz und die Artillerie würden wir übergeben, indessen –«
    Man merkte dem unbedeutenden Wimpfen die Befangenheit an. den zwei berühmtesten Männern der Gegenwart die Stange halten zu sollen. Doch sein französisches Hochgefühl ermannte sich. »Ich persönlich wollte den Kampf fortsetzen und habe den letzten Vorstoß bei Balan selber geleitet.« Noch niemand hat behauptet, daß es den Franzosen an Mut fehle, ihre Generalität erreichte heute eine beispiellose Ziffer von Toten und Verwundeten. Doch Wimpfens letzten Ausfall hat die beiderseitige Legende auch bis heute naiv vergrößert, tatsächlich hat nur ein Milizbataillon Moch nebst ein paar hundert Gesammelten den ganzen Spektakel verursacht. Entstellung überall in jeder Kriegsgeschichte. »Ich ergebe mich in die Beschlüsse meines Souveräns, erwarte aber ehrenvolle Bedingungen und erhebe Anspruch darauf.«
    »Was verstehen Sie darunter?« frug Moltke trocken.
    »Abzug mit Waffen und Gepäck unter Ehrenbezeugungen gegen Verpflichtung, nicht mehr im Kriege zu fechten.« Eine Bewegung ging durch die preußischen Offiziere angesichts so ungeheurer Unverschämtheit. Otto erwiderte jedoch ganz ruhig:
    »Wir lassen Ihrer energischen Führung und der Bravour Ihrer Truppen, die einer großen Übermacht so lange widerstanden, Gerechtigkeit widerfahren. Doch handelt es sich hier nicht um die Armee, sondern um Frankreich, das uns den Krieg, erklärte. Deutschland will raschen Frieden, deshalb versäumen wir kein Mittel, den Kriegszustand abzukürzen. Ihre Offiziere könnten Cadres für neu zu bildende Heere abgeben. Schon deshalb entscheiden wir dahin: Ihre Armee geht kriegsgefangen nach Deutschland.«
    »Das ist unannehmbar. Wir sind nicht so niedergeworfen wie Sie glauben. So appelliere ich nochmals an die Waffen.« »Völlig vergeblich«, fiel Moltke kurz und schneidend ein. »Keine Lebensmittel, keine Munition, dezimierte Kräfte, Artillerieumfassung von allen Seiten. Konzentrische Beschießung würde sie vernichten, ehe Sie eine Bewegung beginnen. Sie können durch einen Ihrer Offiziere sich von unseren Stellungen und meiner Genauigkeit überzeugen. Erfolgt nicht jetzt die Waffenstreckung, lasse ich das Bombardement bei Tagesanbruch eröffnen.«
    »Mich däucht, nie gab es so harte Bedingungen. In Mainz, Genua, Ulm –«
    »Diese Ihnen natürlich allein bekannten Vorfälle französischer Kriegsgeschichte interessieren uns hier nicht.«
    »Sie, der Sie selbst Chefgeneral sind, versetzen Sie sich in meine persönliche Lage! Ich soll meinen bisher untadeligen Namen unter die schmachvollste Kapitulation setzen, als Ergebnis einer verfehlten Operation, die ich weder plante noch einleitete. Der Marschall Mac Mahon ist schwerverwundet, ich sage nichts weiter.« Er ging auf Einzelheiten ein, merkte aber an den gleichgültigen höflichen Mienen, daß die menschliche Teilnahme ihm nichts nützen konnte und brach ab. »Ich werde versuchen, mich durchzuschlagen oder Sedan zu verteidigen.«
    »Eins so unmöglich wie das andere. Ich bin voll besonderer Hochachtung für Ihre Person, bedauere aber, Ihnen nicht entgegenkommen zu können. Ihre Elitetruppen sind ersten Ranges, doch ein großer Teil Ihrer Infanterie ist demoralisiert.« Das traf zu, viele Teile sind nach geringem Verluste kampflos bis Sedan zurückgeströmt, während die Artillerie heroisch bis zuletzt aushielt. Im ganzen aber hat die altgediente Troupierarmee Bazaines sich mit Unehre, die Armee von Chalons (meist Reservisten und Rekruten) mit Ruhm bedeckt. Die aus lauter Reservisten, die nicht mal ihr Chassepot handhaben konnten, bestehenden Brigaden Nicolas und Saurin fochten bei Beaumont bewunderungswürdig, die deutschen Angaben über 2000 (nämlich un verwundete) Gefangene sind ebenso falsch wie »42« eroberte Kanonen, es waren 27. »Sie haben noch 80 000, im Laufe des Tages fielen 20 000 unverwundete Gefangene in unsere Hände, wir stehen Ihnen mit 240 000 und 500 Geschützen gegenüber. Sie können nicht durch.« Jede dieser Ziffern war falsch, sogar zu unseren Ungunsten. Denn nur

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