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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Petit Morin hielt, so mußte sich Marrwitz ungefähr in gleicher Höhe halten. Er meldete abends »Marne noch gehalten«, meint aber offenbar die Gegend südlich der Marne, wo die Abteilung Thumb plänkelte. Klucks Befehl an Kräwel lautete, die Marne zu halten und die Brücken zu zerstören. Das englische 1. und 2. K. kamen erst am 8. abends dem Petit Morin nahe und nicht hinüber, infolge »starken Widerstandes« Richthofens, das 3. K. konnte den südwestlichen Marnelauf nicht überbrücken. Die fernere Verteidigung des Flußbogens verlief freilich ungenügend, die Brücken wurden nicht rechtzeitig gesprengt, nur bei F. S. Jouurre hinderte man die Engländer lange und schlug einen Rückenstoß der bei Mery in der nördlichen Stromschleife übergegangenen Div. Hamilton ab. Laut Kuhl sei Richthofen schon am 8. abends auf Château Thierry und Condé zurückgegangen. Das ist die übliche Vordatierung für 9., anscheinend verteidigte 5. D. nur schlapp die unversehrt stehenbleibende Brücke und Vorstadt Château Thierry. Am 9. früh standen die Westfalen noch ungebrochen bei Montmirail, ihre Zurücknahme auf Marny nordöstlich, wodurch 35 km Lücke zu Kluck entstanden sei, war ebenso unnötig, wie unberechtigt. Die Lücke ist freilich Fabel, da damals noch die ganze Kavallerie und 5. D. die Strecke bis Lizy ausfüllten. Als die Westfalen am hellen Tage schanzend frisch und fröhlich jedem Angriff entgegensahen, hatten der Kommandierende von Einem , der Divisionär v. d. Borne, die Generalstäbler Caprivi und Platen alle den gleichen erhebenden Eindruck. Sie erhielten gerade »zwei Batl. der 14. D.« zur Verstärkung (53er nach unserer Meinung), als der allgemeine Rückzugsbefehl »wie eine Bombe einschlug«. Daß diese Unnatur auch an vorgeblichem Gefahrpunkt, wo laut Bülow bei längerem Zögern Zerschmetterung drohte, so übel aufgenommen wurde, daß man den Braven es nicht mundgerecht machen konnte, setzt den Punkt aufs I. Ein Kommentar für Bülows Betragen überflüssig, doch selbst er hatte sich empört, daß Hentschs Bericht die 2. A. als »Schlacke« bezeichnete. Da er nirgends dies Bild gewonnen haben kann, so steht man vor bewußter Lüge. Kuhl verteidigt seinen Freund schonend, er habe eben sehr zu Pessimismus geneigt, doch seine Entschuldigung gilt nichts, da Kuhl hier selbst Partei ist, weil er auf Hentschs Entstellung hereinfiel. Moltke und Tappen bezeugen beide, daß Hentsch keinerlei Befugnis hatte, rückzügige Bewegungen anzuordnen. Obendrein weigerten sich Quast, Kluge (Chef der 18. D.) und der im Lager anwesende Großherzog Meckl. Schw. dem Unsinn zu gehorchen, doch Kluck blieb unabänderlich dabei. Was wird nun aus seiner Ausrede, man habe hinter seinem Rücken gehandelt? Er und Kuhl verstecken umsonst ihre schuldvolle Nachgiebigkeit.
    Auch Kuhl gesteht, daß jedes Nachstoßen bei Montmirail ausblieb. So sah es an der einzigen Stelle aus, wo Bülow nicht unbedingt siegte. Doch sogar eine anonyme »Kritik des Weltkrieges« macht sich das Schlagwort Schlacke für 2. A. zu eigen, und wenn sie fälschlich Maunoury schon am 6. hoffnungslos festgefahren sein läßt, so entstellt Kuhl pro domo umgekehrt, Kluck sei am 6. schwerbedrängt gewesen. Denn nach seiner eigenen Darstellung genügten die eintreffenden Verstärkungen zu voller Erleichterung, es lag keine Nötigung vor, die sonstige Front am Morin zu schwächen. Mögen wir angebliches Verschieben des ganzen 3. und 9. K. für irrige Auffassung der örtlichen Lage halten, jedenfalls tat Kluck nichts, um wie ihm vorgeschrieben, die Flanke Bülows zu stützen, erst bei dessen Rückzug spielte er die 5. Div. aus. Auch die von Kuhl übernommene französische Angabe fälscht, daß Esperet zwei Korps zum Schutze Fochs abgab und nur zwei andere Korps gegen Montmirail übrig hatte, 3 K. blieben ihm stets verfügbar. Damit soll die erstaunlich matte Leistung der 5. A. bemäntelt werden, die selber nicht wußte, wie sie zu ihrem »Siege« kam. Auch am einzig gefährdeten Punkt der ganzen deutschen Schlachtlinie war dieser Sieg illusorisch, nicht erkämpft, sondern auf dem Präsentierteller angeboten. Alle Angaben Kuhls dienen dem Zweck, den »Ruhm der 1. A.« zu erhöhen und sie von eigener Schuld rein zu waschen, daher auch mangelhafte Würdigung des steten siegreichen Vordringens der anderen deutschen Heere, durch dessen Vergleich alles zwischen Nanteuil und Montmirail so grell beleuchtet wird.
    Richthofen mag 250 Gardereiter verloren haben, Marrwitz 400 und 450

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