Bismarck 03
während 26. Art. noch weiter westlich zugleich gegen Esperets Rechte feuerte. Im herzhaften Anlauf entrissen 74. und 78. Hannoveraner das verschanzte St. Prix, den linken Flügelstützpunkt Fochs, der 42. D. Die Sieger von Charleroi und St. Quentin zeigten sich unüberwindlich, am 7. erstürmte 164. Hameln, bisher im Feldzug ziemlich gespart, das Sumpfdorf Oyes nördlich Schloß Mondemont, wo Humberts Marokkaner Raum geben mußten. Ihre bei Champaubert geworfene Vorhut scheint sich zu Eydoux gewandt zu haben, wenigstens wird ein Zuavenbataillon am Bahnhof von Normée gerühmt, daher wohl Baumgartens Irrtum, daß er die starkformierte Marokkaner Division gegen die Sachsen kämpfen läßt. Der mit Wucht geführte Stoß der 2. G. D. wäre am entschlossenen Widerstand Eydoux zerschellt, wenn nicht rasches Auftreten der sächsischen 32. D. Planitz günstigen Umschwung erzielte.
Diese brauchte indessen dazu einen Generalmarsch von 40 km in brandiger Hitze. Wir bitten dies zu unterstreichen, weil es auf die erschreckende Ungleichmäßigkeit der Marschverhältnisse ein grelles Licht wirft. Es ist niemals empfehlenswert, aus der Marschkolonne heraus gefechtsmäßig zu entwickeln, doch natürlich gibt es Zwangsumstände, wie bei Prag, Kunersdorf, Torgau, Lützen, Craonne-Laon, wo ein Feldherr sein durchschwitztes Heer nach einem Gewaltmarsch in die Schlacht führte oder wo einzelne Umfassungsdivisionen (Friant bei Austerlitz, 38. Brig. bei Mars la Tour) aus der Marschkolonne heraus an den Feind kamen. Das Ergebnis war freilich in fast allen genannten Fällen ungünstig. Doch daß man ohne jede Nötigung, keineswegs aus strategischen Absichten, sondern aus reiner Nachlässigkeit so gegen den Feind marschiert, daß drei Divisionen isoliert auf lange Fronten stoßen und die nächsten 40 km Marsch brauchen, um sie zu unterstützen, ist ein trauriges Unikum.
Natürlich erledigt sich hiermit auch, daß Planitz unmöglich mit mehr als einer Vorhut am 6. abends eingreifen tonnte. Bis dahin stand die Garde allein gegen Eydoux und Dumas, drei Divisionen. Desgleichen schlugen drei hannoversche Regimenter zwei Elitedivisionen in die Flucht. Umsonst tobten Humberts Kabylen sich vor Mondemont aus, die Niedersachsen erwiesen sich seßhaft, ließen sich auf keinen Ortswechsel ein. Wir ziehen in Betracht, daß 42. D. in den Ardennen auf die Hälfte ihres Bestandes schmolz, doch die hannoversche Brigade, vor der sie St. Prix fahren ließ, hatte im August selber reichlich geblutet. [Daß 164er am 9. früh nur 65–100 pro Kompagnie, also 900 Gewehre zählten, ist freilich ebenso unwahrscheinlich wie daß sie bei Charleroi mit 79ern die höchsten Verluste hatten (Heydemann). Unsere Verlustliste weiß es anders, auch ihr Verlust seit 6. kann nicht bedeutend gewesen sein. Wir dürfen nicht kritiklos die Angaben der Regimentsgeschichten hinnehmen, die stets geneigt sind – man kennt's ja gleichfalls aus französischen Historiques –, eigenen Verlust zu übertreiben. Daß nachher nur ein Häuflein von 250 Gewehren Mondemont hielt, ist ebenso irreführend wie daß es am 9. abrückte, was der Feind doch bemerkt hätte, der erst am 10. vormittags die Räumung wahrnahm. Offenbar paßt man sich hier Bülows Zeitversicherung an, dabei geschieht manches auf Befehl, wie einst alle Akten über Mars la Tour verbrannt worden und die Offiziere sich das Wort gaben nicht aus der Schule zu plaudern (Hoenig).] Dafür hatte sie freilich ihren Siegesstolz seit Charleroi und ging von der Ansicht aus: wo der Deutsche hintritt, darf der Franzose nicht stehen. Gewisse neutrale Historiker, französische Empfindlichkeit schonend, lassen St. Prix erst am 8. verloren gehen, man liest aber von der Karte ab, daß dieser Punkt unhaltbar war, sobald der Gaultwald in deutschem Besitz, was damals eintrat. Auch Prof. Kothe schafft hier wie immer Verwirrung, 20. D. Esperets habe 42. D. unterstützt (während erstere erst letztere später ablöste), mit der naiven Begründung, das 10. franz. K. sei durch Abzug des 9. d. K. entlastet worden, das überhaupt nie dem franz. 10. K. gegenüberstand. Außer dem unmöglichen 77. steuert Bircher noch I/79. und I/92. zu Emmichs Kampflinie bei, über ein paar Bataillone mehr oder weniger wollen wir uns nicht streiten, doch der Gedanke kann einem Ununterrichteten nicht kommen, wie unmöglich gering Emmichs späterer Verlust in der langen Reimsschlacht ausfallen müßte, wenn seine ganze 20. D., die dort am schwersten kämpfte, schon bei St.
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