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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Allzumenschlichen zu finden. »Er ist nur General, er hat keinen Geist,« urteilt Napoleon über Wellington und sprach es aus: »Ein Feldherr muß Genie haben, und einen großen Charakter .« Letzteres ist fast noch wichtiger; wir sehen es bei Blücher im Gegensatz zu Gneisenau am Waterlootag und in erhabener Form bei dem großen Friedrich, dessen wahres Genie als Gründer der napoleonischen Vernichtungsstrategie, seinen Zeitgenossen weit voraus, sich durch starre Heldengröße verständlich machte. »Die Kriegskunst ist die schwerste (?) aller Künste, man setzt dabei seinen eigenen Ruf und den seines Volkes aufs Spiel.« Alle Künste sind gleich schwer und unerlernbar, poeta nascitur non fit , der Feldherr wird geboren, wie bei Cromwell und so manchem Generalzivilisten des amerikanischen Bürgerkriegs, so manchem Freiwilligen der französischen Revolution (Färberlehrlinge, Notarschreiber, Hausierer, Schmuggler, Handelsgehilfen später Marschälle Napoleons) ersichtlich. In stehenden Heeren findet selten wahre Auslese statt, höfische Gunst und Mißgunst der Vorgesetzten heben oder knicken die »Karriere«; eines der sinnbildlichsten Symptome des Weltkrieges lag in dem schlimmen Anfangswort: »Für Hindenburg keine Verwendung«. Wer in Kunst oder Wissenschaft das Echte unterbindet und den Charlatan krönt, begeht nur eine Sünde wider den heiligen Geist, wer schlechte Reichskanzler ernennt, gegen den Staat, wer aber im Kriegswesen die Fähigen unterdrückt und die Unfähigen fördert, gegen die ganze Nation, die ihre Haut zu Markte trägt. Man darf nicht verlangen, daß Armeeführer genial seien? Wozu ernennt man sie denn auf Kosten des Steuerzahlers? Im Kriege ist das Beste gerade gut genug. Stets sträubte sich deutsches »Prestige«, Bazaine in seiner wahren Gestalt zu sehen, obwohl man die Metzer Schlachten und die Kapitulation nie verstehen wird, ohne als Psychologe hinter die Kulissen zu sehen. Hier bekam man die Strafe der Verblendung, als ob nur französische, nie deutsche Generäle dem Feind in die Hände arbeiten könnten. In der Marneschlacht hätte Bazaine an Stelle Joffres unbedingt am 8. den Rückzug angetreten, doch ebenso sicher Bülow bei Vionville in wirklich peinlicher Lage. Prinz Friedrich Karl, der dort nicht vom Platze wich, und mit stärkerem Willen Bazaine zum Abzug bewog, verlangte Kriegsgericht gegen Goltz und Manteuffel nach der nutzlosen und schädlichen (in deutschen Legende natürlich genialen) Colombey-Rauferei; gegen Bülow und Kluck würde er infame Kassierung, gegen Hentsch den Tod auf den Sandhaufen beantragt haben. Der Generalstab trug aber mit keiner Silbe zur Beruhigung von Volk und Heer bei durch offenes Bekenntnis, in welchem Zustand der Nichtvereinigung die braven Truppen den Kampf aufnehmen mußten. Das hätte den moralischen Faktor gehoben, doch Zweifel an der unfehlbaren Führung aufkommen lassen, und dies Prestige zu wahren, war die einzige Sorge der Halbgötter.
    Auch 4., 5. A. hatten Anspruch und Aussicht auf entscheidenden Sieg, zumal Joffres falsche Kraftökonomie zu viel Masse nach Westen verlegte und Sarrails bogenförmige Ausdehnung um drei Divisionen schwächte. Zwar trieb er den napoleonischen Grundsatz, alles Verfügbare zur Entscheidung zu vereinen, auf die Spitze durch Ausleerung der Lothringer Front, doch 15., 21. K. kamen schon zu spät und wären nur in die Niederlage verwickelt worden, wenn den Deutschen ausreichende Truppenzahl zu Gebote stand zu raschem Ausfechten. Es ging aber auch ohne dies, wenn die Schlacht nur an gleichen Punkten fortging; die bisher siegreichen Teile waren sich selbst genug. Das zaghafte Verhalten des 15. und 21. K. lehrt, wie wenig Langle auf wirkliche Besserung rechnete. Wie deutscherseits Kluck, so galt französischerseits Foch als Größe, der unrettbar Geschlagene. Eher disponierte Langle großzügig, indem er eine dichte Gruppe auf den Hauptgefahrpunkt schob, doch auch die Gefahr seiner rechten Flanke war zu dringend, als daß das 15. K. sie beschwören konnte. Seine Gleichgültigkeit gegenüber der ihm bekannten 4. A. zeigt, daß er sich von ihr keineswegs eines stürmischen Tempo versah. Ihre Rolle hätte aber bedeutend werden können, wenn sie östlich des Ornain Langle von Sarrail trennte. Auf H. Albrecht lastete das Bewußtsein der Verspätung seiner Hinterstaffeln. Man wird so glänzende Truppen wie den Rheinländern und den Hessen wohl nicht zuschieben, daß sie nicht sofort im Handumdrehen mit so moralisch und

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